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Stüdl und Ed. Richter : Wanderungen in der Venediger-Gruppe.
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Massregeln darnach. Rangetiner wurde entlassen und beauf¬
tragt, Ploner aus Prägraten mit dem nöthigen Proviant herauf¬
zusenden. Wir überzeugten uns inzwischen von der sehr
unvollkommenen Weise in der die Anordnungen des Centrai¬
ausschusses des D. A. V. zur völligen Herstellung der Vereins¬
hütte ausgeführt worden waren. Weder der Zaun war aufgestellt,
noch der längst in Prägraten liegende Ofen heraufgeschafft:
letzteres Dank der höchst überflüssigen Einmischung eines
unberufenen Mitgliedes des D. A. V. , welches den Ofen als
vollkommen untauglich und unbrauchbar bezeichnete, während
doch ein ganz ähnlicher in der Stüdlhütte sich schon seit
mehreren Jahren als wahre Wohlthat für alle Besucher der¬
selben glänzend bewährt hat: den Prägratnern übrigens ein
willkommener Vorwand, ihn liegen zu lassen. Die Folge davon
war, dass in der Hütte, welche überdiess eine schlechte Venti¬
lation besitzt, ein geradezu unerträglicher Rauch sich ansammelte.
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Herr Stüdl , der in dieser ganzen Hütten-Angelegenheit vom
Centralausschuss unumschränkte Vollmachten besass, Hess auch
noch in demselben Monat den Ofen hinaufschaffen.
II. Schlielerspitze.
(3282-5
m
=
10372-8'
Neue Mapp.,
10320'
Keil,
10500'
Ski.
Nach einer ziemlich schlecht verbrachten Nacht marschirten
wir um
2
Uhr früh von der Vereinshütte ab und gingen am
rechten Ufer des Gletscherbaches aufwärts, abermals dem
Dorferkees zu, welches wir an seiner Zunge betraten. Es
war wieder eine völlig reine, sternhelle Nacht; an den Ab¬
hängen des Mullwitzkesses sahen wir das Licht der Gesellschaft,
welche schon vor uns auf den Venediger aufgebrochen war,
emporsteigen. Rasch kamen wir auf dem nur sanft geneigten
Dorferkees vorwärts, so dass wir schon um
5
h
30
m
an dessen
oberem Ende, dem Obersulzbachthörl (N. Mapp.
2892-2
m
= 9139',
Keil
9100,
Ski.
9143)
anlangten. Von dieser tiefen Einsenkung
des Tauernhauptkammes sahen wir den Firnboden des Ober-
sulzbachkeeses vor uns ausgebreitet, ein Gletschercircus von
seltener Grösse. Von drei Seiten ziehen die Zuflüsse radial
der Mitte zu, um auf der vierten, der nördlichen, durch die
schmale Schlucht des Obersulzbachthales eine zerrissene Gletscher¬
zunge auszusenden. Der südliche Theil der Umwallung gehört
dem Tauernhauptkamm an und beginnt am Grossvenediger
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