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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.03 (1872)
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J. Stüdl und Ed. Richter: Wanderungen in der Venediger-Gruppe. 299

Prag und dessen Gemahlin Frau Clara Ratzenbeck zu ver¬
danken, nach welch 5 letzterer die Hütte „Clara-Hütte" genannt
werden wird. Dieselbe soll aus einem Gemache, welches
Schlaf- und Kochraum zugleich ist, bestehen, da es sich als
zweckmässig erwiesen hat, um die in solchen Höhen nie sehr
überflüssige Wärme zu concentriren. Die Hütte wird Raum
zum Uebernachten für 8 — 10 Personen bieten und sind bereits
alle Vorarbeifen soweit gediehen, dass der Vollendung der
Hütte bis zur Reisesaison 1872 mit Zuversicht entgegen¬
gesehen werden kann.

V. Versuch auf die Daberspitze und Besteigung der
Rödtspitze (Welitz).

(3396 9 m = 10736' N. M.-M., 10749 K., 10295 Ski.)
(3492 m = 11039' N. M.-M., 11049' K. und Ski.)

So waren wir denn abermals in unserem elenden Nacht¬
quartier angelangt. Noch reichte zwar glücklicherweise das
Brennholz, aber der Proviant war bedenklich zusammenge¬
schmolzen. Besonders das Mehl zu einer Speise für die Führer
war zu Ende. Da wurde denn Ploner ausgesandt um abermals
die Güte jenes Ochsenhirten, den wir schon einmal geplündert,
in Anspruch zu nehmen. Nach einigen Stunden kehrte er
wirklich mit etwas Gerstenmehl zurück: freundlich hatte der
Gute uns aus der Verlegenheit geholfen. Wir waren nemlich
entschlossen am nächsten Tage eine der Spitzen in dem das
Umbalthal gegen Westen begrenzenden Kamme zu ersteigen
und von ihr den Abstieg auf die andere Seite, ins hinterste
Defereggen zu nehmen, um uns von da in die Antholzer-
(Rieserferner-)Gruppe zu begeben. Die Wahl stand uns frei
zwischen Rodt- und Daberspitze. Mehr lockte die letztere:
fast unheimlich ragt diese noch uuerstiegene Felszacke in die
Luft , mit so steilen schwarzbraunen Wänden allseitig ab¬
stürzend, dass sie auch nicht dem kleinsten Schneefleckchen
Raum gewährt. Sie ist der nächstsüdliche Nachbar der Rödt¬
spitze und von dieser durch eine tiefe Scharte getrennt,
welche man auf dem Wege in's Umbalthal stets unmittelbar
vor sich hat. Von ihr zweigt nach Osten ein kurzer Ge-
birgsast ab, dessen höchster Punkt bei Keil „Hohes Kreuz"
bei Sonklar „Hohe Achsel" (9900') heisst, und welcher das
Daberthal vom Umbalthal, sowie das Daberkees vjDm Welitz-
kees trennt. Die Abhänge derselben hat man von der Umbal-