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Tb. Sendtue
r.
zeigte. Der Firn, welcher Morgens von uns weicher gewünscht
wurde, war dies jetzt mehr denn zu viel, so dass Groder am
steilen Firnhange das Abgehen einer Lawine hinter uns be¬
fürchtete.
Dieser Gefahr jedoch entgingen wir, obwohl von anderen
Seiten her das Gepolter fallender Eisstücke hörbar wurde.
Um
1 1
Uhr trafen wir mit einigen vom Venediger zu¬
rückkehrenden Herren am Dorfergletscher zusammen und nun
ging es sieben Köpfe stark abwärts.
12
Uhr
30
Min. Wiederankunft in der Johann'shütte.
Die Besteigung hatte im Ganzen
10
V* Stunden gekostet.
Ich trennte mich eine Stunde später von den übrigen
Herren, um noch an demselben Tage mit Groder den weiteren
Weg bis Windisch Matrei zurückzulegen.
Abends 9 Uhr langten wir beide in letzterem Orte an,
waren somit 18
3
/4
Stunden ununterbrochen auf den Beinen
gewesen.
Indem ich schliesse, füge ich als Gerechtigkeitsact einige
Worte, Michel Groder betreffend bei; derselbe hat sich auf
dieser Tour, auf einem ihm vollständig fremden Eisgebiete
als das vollendetste Muster eines Hochgebirgsführers bewiesen,
rechnet man hiezu noch sein gefälliges Wesen und seine
Namenskenntniss , so wird wohl Jeder begreifen, dass der
Bergsteiger, welcher Michel einmal als Führer hatte, denselben
immer wieder aufsuchen wird.
Th. Sendtner (iu München). Der Kraxentrag am
Brenner.
Um zu zeigen, wie sehr der Brenner mit seiner
nächsten Umgebung die Aufmerksamkeit der Bergsteiger ver¬
dient, möge genügen, darauf hinzuweisen, dass man, die
Eisenbahn bei ca.
4500'
verlassend, sofort mit dem Anstieg
eines Berges beginnen und diesen bei mehreren Spitzen in ver-
hältnissmässig kurzer Zeit ohne besondere Schwierigkeit und
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