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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.10 (1879)
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Der Grosse Rettenstein.

(2361 m.)

Von Georg Hofmann in München.

Mit einem Holzschnitt (Tafel 7).

Bei der Station Kirchberg der Giselabahn öffnet sich süd¬
lich das Spertenthal ; durch dasselbe erreicht man nach ca. 2 St.
auf zur Noth fahrbarem Strässchen das Dorf Aschau mit einfachem
Wirthshaus.

Das Thal hat sich hier etwas erweitert, den Blick nach Süden
hemmen die steil abfallenden Ausläufer der Schönthalerspitze, im
Rückblick erscheinen mehrere' Zacken des Wilden Kaisers. Nun
gabelt das Thal in zwei Aeste, von welchen der westliche der
,, Untere 1 ', der östliche der Obere" Grund genannt werden. Aus
beiden führen nicht schwierige Uebergänge in den jenseitigen
Pinzgau. Derjenige durch den Oberen Grund heisst „auf der Stange",
der durch den Unteren auf der Geige".

Die Besteigung des Rettensteins wird von Aschau am besten
über die Sonnwend- und Schönthalalpe ausgeführt. Von Aschau
geht man längs Wiesen und Feldern dem westlichen Thalast zu,
und erreicht dessen Bachbett nach */± St. Nun führt ein schmales
Strässchen, den Bach rechts lassend, unter der schon von Aschau
aus sichtbaren Falkensteinwand durch, nach Verlassen des Waldes
öffnet sich das Thal (Unterer Grund) und gleich zur linken führt
ein Zickzackweg aufwärts zur Sonnwendalpe, welche als Nacht¬
lager benutzt werden kann. Gewöhnlich geht auch einer der
Sennen als Führer mit.

Von der Alpe gelangt man, an den westlichen Hängen der
Spiessnagelköpfe etwas emporsteigend und thal einwärts trachtend,
zu dem aus einem sich öffnenden Hochthal strömenden Schön-
thaler Bach, welcher hier einige kleine Wasserfälle bildet.

Wir lassen dieselben zur Rechten, steigen auf felsigem Pfad empor
und erblicken oben angekommen in tiefer Mulde die Hütten der
Schönthalalpe. Auch diese kann zum Nachtlager benutzt werden, man
ist dem Gipfel näher und der dortige Senner Math. Brunner
ist bergkundig; man erreicht unsern Weg von dieser Alpe über
den Oberleger (Schönthaler Schirm („Scherm"). Gewaltig hebt