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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.28 (1897)
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Aus den Bergen der südlichsten deutschen
Sprachinseln.

Die Sauris oder Zahre im Friaul.

Von

Julius Pock.

In der mit Naturschönheiten reich gesegneten italienischen Provinz Friaul
liegt, theilweise umschlossen von mächtigen Felshäuptern, ein lieblich grünes, von
Deutschen bewohntes Eiland: die Sauris oder Zahre. Begrenzt — im weiteren
Sinne — ist diese Sprachinsel: im Norden durch das Piovathal, den Ratzersattel,
1745 #z, der zugleich die Wasserscheide zwischen dem Tagliamento und der Piave
bildet, und die Pesarina (Canal S. Canziano); im Osten durch den Torrente Degano
(Canal di Gorto); im Süden vom Oberlauf des Tagliamento (Canal di Socchieve),
dem Mauriapasse, 1349 *#, und durch das gleichnamige Thälchen; endlich im
Westen durch die Piave. Den von diesen Grenzen eingeschlossenen Bergen kann
passend der Name »Gruppe von Sauris« beigelegt werden.

Sie wird von dem in tiefer Erosionsfurche dahineilenden, meist wasserarmen
Lumiei- oder Mitterbach, dessen bedeutendste Zuflüsse das Thalenbächle und der
Auenbach (Rio d'Auen) bilden, durchströmt, und dadurch in eine nördliche und
südliche Hälfte getheilt. Bei La Mäina (Am Latteise), mit Schwont der einzigen
menschlichen Ansiedlung in der Nähe seiner unwirthlichen Ufer, stürzt er sich
unterhalb Ponte della Mäina, 870 m, in eine gewaltige Klamm, die »Lunte« ge¬
nannt, um dem Tagliamento zuzuströmen.

Der nördliche, der Schieferformation angehörige Theil, zeichnet sich durch
sanft geformte, bis zum Scheitel mit üppigen Matten bekleidete Kuppen aus, nur
beim Col Gentile und Monte Veltri, die gegen Osten mit wilden Felsstürzen endigen,
tritt Kalkgestein zu Tage. Die bedeutendsten Erhebungen sind hier: der Col Gentile,
2077 m, der Monte Oberboden, 2032 m, 1 ) das Ratzerkor, 2043 m > der Monte
Pieltinis, 2027 m, und der Monte Navazza, 2024 m.

Einen gewaltigen Gegensatz bildet die südliche Hälfte, wo mächtige, schroffe,
der Kalkformation angehörige Zacken aufragen. Gipfelpunkte sind hier: die Felsgerüste
des Monte Bivera, 2474 m, des Clapsavon (Vesperkofel), 2463 «, des Monte Tiersine
(Ratzerkofel), 2417 tn, des Monte Piova, 2316 #*, und des Monte Tudaio, 2274««.

*) Für viele Örtlichkeiten, als Fluren, Berge, Alpen, Bäche u. s. w., sind nur deutsche
Benennungen üblich.