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Amtsblatt 1935 Nr. 04 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Nr. 4

15. März 1935

1. Jahrgang

Lanöbshauptmann Dr. F. Stumpf zum Gebenlen

Landeshauptmann Dr. Stumpf ist nicht mehr. Innsbrucks Bürgerschaft hat am 3. März mit dem Herzen getrauert,-
ging doch eine der lichtesten und klarsten 'Persönlichkeiten aus dem Heimatsverbande in die Ewigkeit.

Dr. Stumpf s Verdienste um sein Heimatland Tirol wurden bereits mehrfach gewürdigt — sie bedürfen aber einer
Ergänzung, denn Dr. Stumpf war mit Liebe, und bei dem vollendeten Gleichmaß seiner Anlage, den Gesamtinteressen zu
dienen, ein fördernder Freund lebendiger Kommunalpolitik.

Schaffend und kämpfend setzte er sich für alle lebenswichtigen Interessen der Tiroler Gemeinden, besonders aber seiner
vielgeliebten Landeshauptstadt ein. Die große Idee des Staates sah er in den einzelnen Gemeinden verkörpert und
wandte ihnen deshalb sein besonderes Augenmerk zu, ohne Selbstzweck, nur mit einem Ziel: Das Wohl seines geliebten
Heimatlandes Tirol zu fördern.

Er war am mühsamen Aufbau des neuen Staates nicht als Träger der Macht beteiligt, sondern als reiner Ver¬
mittler, als Träger einer friedlichen Ordnung, von der aller Segen ausgeht. In diesem Sinne war Dr. Stumpf Politiker
von reiner Universalität, seine Ideen getragen von Liebe und tiefem Verständnis für die Wünsche des Volkes, besonders
aber bedacht auf seine Tiroler Gemeinden.

Allen Phantastereien war er Todfeind. Er liebte nur die reine Wirklichkeit und war deshalb im wahrsten Sinne des
Wortes ein Schöpfer gesunden Staatswillens. Dieser Idee hat er alles geopfert. Alle Äußerlichkeiten abweisend ging er
den Weg von seltener Kraft begleitet, den einer gehen muß, den Macht und Herrlichkeit nicht berührten, wohl aber reine
Menschlichkeit das Höchste ist. Kein Politiker kann sein Werk vollenden. Unser verewigter Landeshauptmann war sich der
Wandlungen des politischen Lebens bewußt, er kettete seinen Ttamen nicht an große staatspolitische Werke, sondern in die
Herzen seiner Tiroler. Jeden freien Augenblick — und es waren derer nicht viele, flüchtete er in seine geliebten Berge
und Wälder, um sich von dem Streit der Gegenpole, die es bei jeder Entwicklung gibt, zu erholen. Genau so, wie ihm
alles Gekünstelte fremd war, liebte er ein offenes Wort, wenn es auch herb war.

Dr. Stumpf wußte, ihm war in besonders schwerer Zeit ein Kleinod besonderer Art anvertraut. Tirol, das glattz-
vollste Bundesland Österreichs, das durch den Ausgang des Krieges und den Krieg selbst am allermeisten gelitten hatte,
mußte herausgezogen werden aus den Wirrnissen der politischen Geschehnisse und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Unser
Landeshauptmann Dr. Stumpf hat diese Mission wohl in der friedlichsten Art erfüllt. Als ernster Denker baute er mit
nüchterner Klarheit von unten auf. Er sah immer im Zusammenwirken aller ordnenden Kräfte seines Landes das Ideal
politischen Strebens. Er war ein besonderer Freund der freien Entfaltung der Kräfte in kleinen Gemeinschaften, in Ge¬
meinden und Städten, und verstand es wie kein anderer, diese Kräfte zu sammeln, um sie gemeinsam zu einem Ziele zu
führen. Voll inniger Dankbarkeit muß die Landeshauptstadt Tirols das unermüdliche Bestreben seines nun toten Landes¬
hauptmannes anerkennen, das dahin ging, die in der ersten Nachkriegszeit getrübten Verhältnisse der Stadt zum übrigen
Lande zu klären und innige Freundschaft zu stiften. Wie oft war er auch mit den Vertretern der Stadt Kämpfer für die
unantastbare Selbständigkeit der Verwaltung seiner Hauptstadt.

Er betrachtete sich in dem großen Rahmen der staatsführenden Organe nur als Werkzeug der dienenden Ordnung.

Alle Tiroler wissen es: Mit Landeshauptmann Dr. Stumpf ging einer ihrer besten Vertreter in das Reich ewiger
Ruhe ein. Die Landeshauptstadt Innsbruck verliert in ihrem Aufbauwerk einen ihrer wertvollsten Mitarbeiter, Tirol einen
politischen Geist, dem es nur um Friede und Glück, Wohlstand und Verdienst seines Volkes zu tun war. Innsbruck trauert
um einen Mann, der mit dem ganzen Herzen an seinen Schicksalen teilnahm. Deshalb bleibt Landeshauptmann
Dr. Stumpf mit der Geschichte der Stadt ewig verbunden.

, Regierungskommissär der Landeshauptstadt Innsbruck