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Amtsblatt 1936 Nr. 03 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt Nr. 3

ahre Hchlacht- uns Viehhof Innsbruck

Don Veterinären! Dr. meö. vet. H. Joller

lSchluhj

Unkenntnis des Stoffes, Vertrauensseligkeit und
Nachlässigkeit brachten dem Unternehmen anfänglich
großen Schaden, obwohl gerade diese Jahre wirtschaft¬
lich die günstigsten waren. Erst in den letzten Jahren
blühte der Betrieb unter neuer Führung wieder auf und
hat schon sehr schöne Erfolge Zu verzeichnen; die neue
Leitung tragt sich auch mit dem Gedanken, die Fett¬
schmelze neu Zu errichten. Gedacht ist, mit der Neuzeit
angepaßten Maschinen aus dem Rohtalg hochwertiges
Rindschmalz (I^iiiwi- M) zu gewinnen. Neuestens
werden in dieser Sache mit der Stadtgemeinde Vorver¬
handlungen gepflogen.

Nach Fertigstellung und Beziehung des neuen
Schlachthofes wurde im alten Schlachthaus am Innrain
nach Umbau der Räume der Fleischgroßmarkt unterge¬
bracht. Schon unmittelbar nach dem Kriege machte sich
dort ein empfindlicher Platzmangel geltend, bedingt
durch bedeutende Zufuhren von Fleisch und Weid-
nertieren. Der Raummangel wurde nach Einführung
des Gefrierfleisches noch bedenklicher. Daß unter solchen
Verhältnissen auch die hygienischen Belange litten und
zu wünschen übrig ließen, ist einleuchtend. An Markt¬
tagen war der Platzmangel so groß, daß die Ware unter
den denkbar ungünstigsten Verhältnissen untergebracht
werden mußte. Die Veterinäramtsleitung sah sich daher
genötigt, auf diese Mißstände aufmerksam Zu machen
und um Abhilfe zu ersuchen. Bei einer Begehung konnte
der Berichterstatter die Gemeindeväter von der Not¬
wendigkeit der Abstellung überzeugen. Es wurden nun¬
mehr die verschiedensten Pläne durchbesprochen. Der
Gedanke, durch Ausbau der vorhandenen Räume eine
restlose Lösung zu finden, scheiterte an der Beengtheit.
Eine Vergrößerung der Halle durch Ueberdachung des
halben Inn zu erreichen, die von einer Seite in Be¬
tracht gezogen wurde, blieb nur Plan. Eine andere
Frage, die den Schlachthofausschuß schon seit Jahren
beschäftigte und die die Raumfrage wesentlich beein¬
flußte, war die Errichtung einer Fleischmarktkasse
neben der schon bestehenden Viehmarktkasse. An die
Schaffung einer solchen Einrichtung konnte jedoch nur
gedacht werden, wenn der gesamte Fleischverkehr an
einer Stelle abgewickelt werden konnte. Der schon bei
anderen Gelegenheiten erörterte Gedanke, den Groß-
fleisckverkauf räumlich in das Gelände des Schlacht-
und Viehhofes zu verlegen, wurde daher neuerlich auf-
gegriffen. Die Zweckmäßigkeit wurde, auch von anderen
Gesichtspunkten aus betrachtet, eingesehen. Dennoch
hatte der damalige Ausschuß (Obmann Franz Fischer)
einen harten Stand, die letzten Hemmungen und Gegen¬
strömungen zu überwinden, und nur seiner Fähigkeit
aus eigenem Antrieb zu handeln, ist es zu danken, daß
das Werk zustande kam. Nach Beschlußfassung durch
den Gemeinderat wurde mit dem Bau der Fleischgroß-
markthalle im Jahre 1928 begonnen. Entworfen und
ausgeführt wurde der Bau der Großmarkthalle mit
allen seinen notwendigen Nebenräumlichkeiten: gleich¬
zeitig damit wurde aber auch dem alten Plan der
Errichtung eines Kühlhauses näher getreten und der

Bau desselben beschlossen. Es wurden 126 Quadrat¬
meter Kühlräume, zwei Gefrierräume im Ausmaß von
70 Quadratmetern und eine Schweineabhängehalle
lVorkühlhalle) mit 204 Quadratmeter, die mit der
Schlachthalle durch emen Laufkran in unmittelbarer
Verbindung steht, geschaffen. Die Rinderabhängehalle,
die bis dahin nur eine Wasserkühlung hatte, wurde der
übrigen Kühlanlage angeschlossen. Die Kühlung ge¬
schieht mittels Kaltluft. Die Leistung der Maschinen be¬
läuft sich für einen Kompressor auf 100.000 Kalorien.
Die Bauausführung der genannten. Objekte wurde der
Firma Cantoni übergeben, die Bauaufsicht lag in den
Händen des Stadtbauamtes. Die Kosten beliefen sich
nach der Abrechnung des städtischen Vauamtes auf ins¬
gesamt 849.602 Kronen, wovon 518.585 auf das Kühl¬
haus und 331.017 Kronen auf die Fleischgroßmarkthalle
entfielen.

In dem Neubau wurden neben der Verkaufshalle die
Arbeitsräume eines Gefällpostens mit zwei automati¬
schen Waagen, die Kassen- und Vetriebsräume der Vieh-
und Fleischmarktkasse, die Zimmer der Beschautierärzte,
die bakteriologische Untersuchungsstelle, die Trichinen¬
schau und das Aufseherzimmer untergebracht. Die
Räume der Vieh- und Fleischmarktkasse erwiesen sich
schon nach kurzer Zeit als zu klein und wurden durch
einen Iubau vergrößert.

Der Verlegung des Fleischgroßmarktes wurden große
Schwierigkeiten von feiten der Gewerbetreibenden ent¬
gegengestellt. Nicht allein die Händler- und Fleischhauer-
schaft sah in der Verlegung den Verfall ihrer Geschäfte,
auch die Wirte der Umgebung des Fleischbankgebäudes
befürchteten einen bedeutenden Ausfall ihrer Einnah¬
men. Die Auswirkung war aber durchaus nicht so
schwer, wie es anfänglich den Anschein hatte. In kurzer
Zeit hatten sich die Beteiligten mit der neuen Sachlage
abgefunden.

Im Schlacht- und Viehhof mußte in den letzten Ja
ren tatkräftig zu Werke gegangen werden, um einer¬
seits Neues, Notwendiges zu schaffen, andererseits um
alte Schäden aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren
vollständig zu beheben. Finanziell günstigere Jahre er¬
möglichten es dem Schlachthofleiter und seinen Mitar¬
beitern, seine dem Schlachthofausschuß unterbreiteten
Vorschläge fast zur Gänze durchzubringen. So konnten
die Objekte der Anlage einer gründlichen und unbe-
dinat notwendigen Durchsicht unterzogen werden. Der
berüchtigten Staubplage wurde man durch Aspaltie-
rung der Straßendecken Herr. Die Herrichtung der Stra¬
ßen war in veterinärpolizeilicher Beziehung wünschens¬
wert. Die Asphaltauflage ist leicht waschbar und wasser¬
undurchlässig, so daß in seuchenbedenklichen Zeiten die
Desinfektion leicht durchgeführt werden kann. Die tech¬
nischen Einrichtungen der Schlachthallen und der übri¬
gen Objekte wurden einer gründlichen Musterung un¬
terzogen. Der Wasserverbrauch, der durch jahrelang be¬
stehende Rohrbrüche sehr hoch war, wurde durch Be¬
hebung dieser Mängel um ein Beträchtliches herabge¬
setzt. Durch Einbau von Wasserschächten wurde Vorsorge