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Amtsblatt 1939 Nr. 03 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt Nr. 3

der größten Wahlschwindel, den diese Stadt je erlebt hat,
inszeniert. Die Sozialdemokraten hatten sich dazu verstanden,
ihre Stimmen einem klerikalen Bürgermeister zu geben, auf
welche Weise es verhindert wurde, daß schon damals in Inns¬
bruck eine saubere Verwaltung in die Gemeinde einzog. Der
Ausgang der Innsbrucker Gemeinderatswahlen im Jahre
1933 war für die damaligen Machthaber, erschreckt durch den
beispiellosen Wahlerfolg der nationalsozialistischen Partei,
Anlaß, die in wenigen Wochen fälligen Landtagswahlen ab¬
zusetzen, denn es war unseren Gegnern offenkundig gewor¬
den, daß der Nationalsozialismus in kürzester Zeit mit durch¬
aus legalen Mitteln die Macht in diesem Lande errungen
hätte. Nur mehr durch die willkürliche Abfetzung der Land¬
tagswahlen konnte es verhindert werden, daß ich schon da¬
mals als Landeshauptmann meinen Einzug hielt.

Fünf lange Jahre des Kampfes und der Not sind dann an¬
gebrochen. Doch auch diese fünf Jahre wurden von uns über¬
wunden, denn unsere gerechte Sache mußte siegen. Es ist für
uns ein beglückendes Gefühl, am ersten Jahrestage des
Sieges die leitenden Beamten der Gauhauptstadt berufen und
unter Eid nehmen zu können.

Genossenschaft oder eine Vereinigung oder als ein Kollegium
nach althergebrachter Art gedacht, sondern sie sind hier im
Sinne der neuen Deutschen Gemeindeordnung als einzel¬
verantwortliche Berater des Oberbürgermeisters von mir be¬
rufen. Ich verlange von Ihnen, daß Sie die lebendige Ver¬
bindung und Brücke zwifchen meinem Oberbürgermeister und
der breiten Masse der Bevölkerung bilden. Ihre Aufgabe ist
es, ihm in allen Fragen beratend zur Seite zu stehen, Sonder¬
ausgaben, soweit Ihnen solche übertragen sind, gewissenhaft
Zu erfüllen, weiter dafür Zu sorgen, für die vom Oberbürger¬
meister als verantwortlicher Leiter der Gauhauptstadt an¬
geordneten Matznahmen in der breiten Masse Verständnis zu
schaffen. Ich erwarte von den Ratsherren, datz sie in diesem
Sinne ihre Tätigkeit auffassen.

Ich möchte nun zur Vereidigung des Herrn
Oberbürgermeisters schreiten, und bitte Sie,
sich zu diesem Zwecke von Ihren Sitzen Zu er¬
heben. (Geschieht.)

Lieber Parteigenosse Doktor Denz! Ich habe Sie seinerzeit
als Oberbürgermeister meiner Gauhauptstadt bestätigt, in dem

Der Oberbürgermeister Dr. kgon Den? leistet den /^mtseid

Ich habe mich bei der Berufung des Oberbürgermeisters,
des Bürgermeisters, der Beigeordneten und Ratsherren dieser
Stadt von dem Gesichtspunkte leiten lassen, für diese bedeu¬
tungsvollen Posten alte und bewährte Kampfkameraden aus-
zuersehen, die auf der anderen Seite auch draußen im prak¬
tischen Leben bewiesen haben, daß sie ihren Mann zu stellen
in der Lage sind.

Ich glaube, daß die nach diesen beiden Gesichtspunkten ge¬
troffene Zusammensetzung der Ratsherren wirklich das Ver¬
trauen der Bevölkerung im weitestgehenden Umfange ver¬
dient und ihnen in viel höherem Matze gebührt, als eine nach
Ständen und Parteigruppen zusammengewürfelte Vertre¬
tung.

Ich möchte die heutige Gelegenheit wahrnehmen, um die
Ratsherren darauf aufmerksam zu machen, datz sie in die Ge¬
meindestube nicht einziehen als Gemeinderäte im Sinne der
alten Bedeutung: sie sind nicht dazu berufen, die Vertreter
irgendwelcher Interessen- oder Parteigruppen zu bilden; sie
sind nicht als Gegenspiel zur Verwaltung und nicht als eine

Bewußtsein, daß Sie nicht nur ein alter, verdienter Mit¬
kämpfer der Bewegung und einer meiner engsten Mitarbeiter
sind, sondern datz Sie auch der Mann sind, der selbst die
schwierigsten Aufgaben in einer Form löst, datz ich mir sagen
kann, ich habe sie in die besten Hände gelegt. Dies hat Ihre
Tätigkeit in den zwölf Monaten, die Sie nun an der Spitze
der Stadt als verantwortlicher Führer stehen, nicht nur mir
bewiesen, sondern hat es auch der ganzen Bevölkerung offen¬
kundig werden lassen.

Ich bitte Sie, lieber Parteigenosse Doktor Denz, bleiben
Sie das, was Sie immer waren. Bleiben Sie mein Kamerad
und wahren Sie Ihre Geschäfte in genauer Kenntnis des Ver¬
hältnisses von Partei und Staat. Als Kommunalamtsleiter
haben Sie in Ihren Reden drautzen in den Gemeinden stets
eindringlich vor Augen geführt, datz der Primat im Staat
der Partei zukommt. In Ihrer Eigenschaft als Oberbürger¬
meister der Gauhauptstadt haben Sie Gelegenheit und sind
dazu berufen, diesem fundamentalen Grundsatz in der edel¬
sten und schönsten Form zum Durchbruch zu verhelfen."