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Amtsblatt 1939 Nr. 07 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt Nr. 7

Eine einheitlich geleitete Anlagenwirtschaft für alle not¬
wendigen Erweiterungs- und Erneuerungsbauten,'
ein zentral geführtes Auftragswesen.

3. Einheitliche Finanzwirtschaft

und damit eine einheitliche Vermögens- und Kapitals¬
wirtschaft, eine gemeinsame Kasfenwirtschaft.

4. Gemeinsames Rechnungswesen»

das ist die gemeinsame zentrale Buchführung, Selbst¬
kostenrechnung und Statistik,
ein gemeinsamer Wirtschaftsplan,
gemeinfame Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung.
Dazu gehört ein gemeinsamer Hebedienst, das ist die Er¬
hebung des Absatzes an Wasser, Gas und Elektrizität
durch eine Person und die Verrechnung auf einem ein¬
zigen Rechnungsformular. Damit verbunden ist selbst¬
verständlich auch ein gemeinsames Inkassowesen.

5. Erstellung eines Einkaufsbüros:

Diesem Büro wird die Fakturierungsabteilung angeglie¬
dert. Ebenso überwacht diese Stelle die gesamte Material¬
wirtschaft aller Betriebe.

Besonders wichtig ist, daß durch diese Dienststelle alle
Materialien, die der Kontingentierung unterliegen,
zentral bewirtschaftet, bzw. angefordert werden.

6. Einheitlich ausgerichtete Werbung

und damit verbunden die gemeinsame Ausnützung der
Werbemittel.

Wenn man nun bedenkt, daß alle Werke bisher selb¬
ständig waren und daher die Notwendigkeit der eigenen
Buchhaltung, Lohnverrechnung, Personalbüro, Ein- und
Verkaufsabteilung, Statistik usw. gegeben war, so ist
der durch die Eigenbetriebsverordnung schon in der inter¬
nen Verwaltung geschaffene Vorteil recht deutlich.

Ich darf nun verraten, daß bei den Stadtwerken
Innsbruck Zur Erreichung der oben angeführten Ziele
fchon ein gang beträchtliches Stück Weges zurückgelegt
wurde und daß mit 1. Jänner 1940 die Stadtwerke in
einer einheitlichen, mustergültigen Organisation bestehen
werden. Wenn die zentrale Organisation nicht in einer
noch kürzeren Zeit durchgeführt werden kann, so mag
als Entschuldigung gelten, daß durch bedeutende Steige¬
rungen der Absätze in allen Betrieben eine besondere
Inanspruchnahme des Personals und der gesamten be¬
stehenden Einrichtungen gegeben ist und daß die für die
gemeinsame Verwaltung notwendigen Büromaschinen
nur mit langen ieferzeiten erhältlich sind.

Die Stadtwerke Innsbruck werden ab 1. Jänner 1940
in kommerzieller Richtung mit den neuesten Buchhal-
tungs-, Fakturierungs- und Lohnverrechnungsmaschinen
arbeiten und hiebei nicht nur wesentlich beweglicher wer¬
den, sondern auch viele Arbeitskräfte, die an anderen
Stellen dringend benötigt werden, ersparen können.

Eine besondere Aufgabe, die den Stadtwerken durch
die Übernahme aller Verkehrseinrichtungen auferlegt
wurde, war die Erstellung eines zeitgemäßen Verkehrs¬
planes, der sowohl den dringenden Wünschen und Be¬
dürfnissen der Bevölkerung als auch den durch die un¬
geheure Zunahme des Verkehrs gegebenen Anforderun¬
gen Rechnung trägt. Alle Verkehrsmittel der Stadt wer¬
den auch im heurigen Jahre durch eine noch immer an¬
haltende Steigerung beansprucht.

Aller Voraussicht nach wird noch im heurigen Jahre
bereits der Großteil von Omnibussen erneuert sein. Die
Straßenbahnlinien werden bis zu dieser Zeit manche
Korrektur, die eine Verbesserung bringt, erfahren und —

das ist dabei wohl das Wesentlichste — der Umsteigever¬
kehr bei Entrichtung des normalen Fahrpreises von der
Trambahn zum Omnibus und umgekehrt wird ermöglicht.

Die künftige Tarifgestältung der Verkehrsmittel wird
jedenfalls wesentlich einfacher, keinesfalls aber teurer
sein wie bisher. Freilich sind für die moderne Ausgestal¬
tung des Verkehrs bedeutende Mittel notwendig. Soll
die Stadt einmal die ihr als Fremdenverkehrsstadt von
so großer Bedeutung zukommenden Einrichtungen be¬
sitzen, so sind hiefür mehrere Millionen an Investitionen
erforderlich.

Auch die Nordkettenbahn wird auf die Dauer den an
sie gestellten Anforderungen nicht gewachsen sein. Ich darf
erwähnen, daß dieser Betrieb auch Heuer noch beträcht¬
liche Steigerungen erfahren hat. Es ist auch für diesen
Betrieb durch die Beschaffung von Leichtmetallkabinen
und Erhöhung der Fahrtgeschwindigkeit ein Plan fertig¬
gestellt, dessen Verwirklichung leider durch die Material¬
knappheit im heurigen Jahre noch nicht gegeben ist.

Sehr erfreulich ist die Feststellung der Besucherzahl des
Hallenbades. Wenn diese Erholungsstätte mit Recht als
eine der saubersten und schönsten im Deutschen Reich an¬
gesprochen wird, so ist dadurch die Berechtigung für den
immerhin bedeutenden Aufwand zur Steigerung der Sau¬
berkeit gegeben. Trotz der bereits im Vorjahre sprung¬
haft gestiegenen Besucherzahl kann ich feststellen, daß im
ersten Halbjahr 1939 eine weitere Zu»ahme von 25^ zu
verzeichnen ist. Das Hallenbad und seine Einrichtungen,
wie Brause- und Wannenbäder, wurden im heurigen Halb¬
jahre immerhin von 132.608 Personen besucht.

Wenngleich auch der Betrieb der städtischen Gärtnerei
keinen besonderen Umfang einnimmt, fo ist doch be¬
merkenswert, daß er, durch die Nutzung des gesamten
Raumes, doch einen kleinen Teil zur Entlastung des Ge¬
müsemarktes und durch die Blumenpflanzung in den
Treibhäusern einen bescheidenen Teil zur Entlastung des
Devisenmarktes beiträgt.

Besonders groß sind die Aufgaben, die den drei Ver¬
sorgungsbetrieben gestellt werden. Die Zunahme des
Stromabsatzes hält auch im heurigen Jahre noch an.

Um den Erfordernissen der nächsten Jahre gewachsen
zu sein, ist der Ausbau des Mühlauer Kraftwerkes ge¬
plant und mit diesem Werksbau auch die Frage der
Wasserversorgung der Stadt Innsbruck auf lange Jahre
hinaus endgültig gelöst.

Auch das Gaswerk, dessen Anlagen nun seit manchem
Jahrzehnt treue Dienste geleistet haben, hält den Anfor¬
derungen, die die Zeit heute stellt, nicht mehr stand. Eine
Modernisierung des Betriebes wird nicht nur eine gewal¬
tige Konsumsteigerung möglich machen, sondern auch die
Gewinnung von Nebenprodukten schaffen und in der
Hauptsache die Qualität des Gases noch steigern.

Bei all diesen großen Arbeiten wurde selbstverständlich
auf die Gefolgschaft nicht vergessen. Zug um Zug ver¬
schönern sich Kanzleien und Arbeitsräume, so daß wir
schon in absehbarer Zeit auch dem Begriffe „Schönheit
der Arbeit" vollkommen gerecht werden.

Sie sehen also, daß die Aufgaben ganz große und be¬
deutende sind und daß sie nur dann gelöst werden können,
wenn die gesamte Gefolgschaft restlos zur Verwirklichung
dieser Projekte beiträgt. Daß dies aber möglich sein wird,
ist sicher, da wir uns alle der großen Aufgaben, die uns
gestellt wurden, bewußt sind.