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Amtsblatt 1939 Nr. 07 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt Nr. 7

Das lnnsbrucker 8tadtarcliiv

8tadtkundlicne beitrage ium Amtsblatt der 6aunauptttadt Innsbruck von 0r. l<arl8cnadelbauer

Vor liundert.laliren

1839 — Juli:

1. empfiehlt die Wagner'fche Buchhandlung als Handbuch für
jedermann: „Polizeilicher Schutz und Trutz oder Anleitung sich
möglicher Weise gegen Raub, Diebstahl und Betrug zu schützen,
nebst einem Wörterbuch der Diebssprache."

4. erfährt man zuverlässig aus der Zeitung, daß am 7. Juni
zwischen dem Sultan und dem Vizekönig von Ägypten der Krieg
erklärt wurde.

7. hält ein durchreisender Pastor einen protestantischen Gottes¬
dienst in der Klosterkaserne.

8. wird folgende Anzeige veröffentlicht: Ein Frauenzimmer,
welches sich über Erlernung der Pädagogik, über die Fertigkeit in
weiblichen Handarbeiten und über erteilten mehrjährigen Unter¬
richt, sowie über ihre Moralität erwünscht auszuweisen und zudem
die Anfangsgründe der italienifchen Sprache mitzuteilen vermag,
sucht in eine Familie als Erzieherin und Lehrerin aufgenommen
zu werden, und ist dann auch bereit, bei freien Stunden häusliche
Geschäfte zu besorgen."

9. geht nach starker Hitze am Vortage ein Hochgewitter mit Hagel¬
schlag nieder. Im Turme der Pfarrkirche Wilten fchlägt der Blitz
ein. Am 14. hatte es dann 46 Grade in der Sonne und am 16. war
wieder ein Hagel. Die beiden Hagelschläge richteten im Ober- und
Unterinntal großen Schulden an.

19. wird die Oper „Norma" von Bellini zugunsten der durch
Brand geschädigten Englischen Fräulein in Brixen und der durch
Hagelfchlag geschädigten Unterinntaler Gemeinden aufgeführt. Sie
brachte 131 Gl. Auch der Kunst-Bereiter Gautier gab eine Wohl-
tätigkeitsvorstellung.

26. wird zum Namensfest der Kaiserin die Oper „Robert der
Teufel" von Meyerbeer gegeben.

28. kommt unter dem Namen eines Grafen v. Eberstein der
Großherzog Leopold v. Baden, der Inhaber des hier in Garnison
liegenden Infanterieregiments, hier an und steigt in der Sonne ab.
Vor dem Hause steht eine Ehrenkompanie.

29. nimmt der Großherzog in der Klosterkaserne die Parade der
beiden Bataillone seines Regiments ab und läßt sich die Offiziere
vom Oberst Graf Wimpfen vorstellen. Anschließend findet eine
große Tafel statt und dann begibt er sich nach Amras und zum
Militärschießstand. Abends veranstaltet das Regiment einen Fackel¬
zug und Nachtmusik.

findet nachmittags im großen Redoutensaale die Preisvertei¬
lung für die verdienten Schüler des k. k. akadem. Gymnasiums
statt, zu der die Gymnasial-Präfektur alle Freunde und Wohltäter
der studierenden Jugend eingeladen hatte.

3<l. besichtigt der Großherzog die Prügelbaukaserne, wo er den
Pionieren beim Brückenschlagen zusieht, dann die Franziskaner¬
kirche und das Ferdinandeum. Nachmittags wohnt er der Bauern¬
komödie „Adelheid von Frankenstein" in Prabl bis zum Schlüsse
des Stückes bei.

trifft um 8 Uhr abends Erzh. Johann ein.
31. verläßt der Großherzog v. Baden Innsbruck.

empfängt vormittags der Erzh. Johann die Behörden und
wohnt nachmittags der Sitzung des Landwirtschaftlichen Vereins
bei, dessen Protektor er ist.

Die Innsbrucker dlironlk des
6ottlried ?ukk von 1765 bis 17S1

(23. Fortsetzung)

(1767.) 12. Jan.: Seit dem 5. dies haben wir nun eine strenge
Kälte. An diesem Tage waren noch 8 Grade Kälte, seitdem stieg
sie täglich bis am 9., wo sie 16 Grade hatte, die letztoerflossenen
beiden waren etwas minder, doch heute erreichte sie 17 Grade.

23. Feb.: Schon am 18. Dez. v. I. erteilte das f. b. brixnerifche
Eonsistorium dem Priester H. Carl Agsthofer dahier die Weisung,
daß in Nachgang des von dem k. k. Gubernium an denselben zur
Untersuchung der in dem Innsbrucker Burgfrieden befindlichen
deutschen Schulen, deren Verbesserung sowohl hier als im ganzen
Lande als notwendig erscheint, erteilten Commission hiemit bewil¬
ligt werde, daß er Pr. Agsthofer dies Geschäft nach möglichen Fleiß
vor sich nehme. Dieser Priester fand nun bei der Untersuchung des

Zustandes, daß von 1000 schulfähigen Kindern kaum 300 die Schule
wirklich besuchten. Es wurde daher dieser Besuch nachdrücklichst
empfohlen und die verbesserte Schulanstalt mit Schluß dieses Mo¬
nats durch ein feierliches Hochamt in der Spitalskirche dahier und
zugleich durch eine Anrede begonnen.

Anmerkung: Ungeachtet sehr vieler Widersprüche fand sich bald
eine solche Menge Kinder ein, daß Ngsthoser sich um ein Paar
eifrige Gehilfen umsehen muhte. Diese sind Georg Demoser von
hier, bisher Hilfspriester zu Inzingen, und Philipp Tange! von
Fulpmes, Subregens im Priesterhause zu Brixen, welche denn auch
als solche höhern Orts aufgestellt wurden.

9. März: Es wird nun eine neue Straße über die Ulfis Wiese
(Langwiese) nach Kranabitten angelegt.

19. März: Wegen des höchsten Namensfestes S. M. des Kaisers
sand heute ein solennes Hochamt und Tedeum in der Hofkirche
statt, welches der hw. H. Prälat von Wilten hielt.

2. April: Heute war eine Zusammenkunft von Seite des Stifts
Wilten und von Seite des Guberniums mit Beizug des Fiskalamts
und Hofbauamts in den Wiltener Feldern wegen des Platzes des
neuen Ziegelofens, zu dessen Bau schon im vorigen Jahre geschritten
wurde.

6. Mai: Wir haben schon feit längerer Zeit regnerische und leider
auch dabei kalte, den Feldfrüchten nachteilige Witterung, weswegen
auch schon Andachten gehalten wurden. Heute abends änderte (sie)
sich jedoch, Gott Lob, und es trat günstige Witterung ein.

27. Mai: Gleichwie seit einigen Wochen die Berichte aus ver¬
schiedenen Gegenden Deutschlands von verspürten Erderschütterun¬
gen gemeldet haben, so kann man auch von hier aus den Schrecken
nicht verhehlen, der uns eben heute morgens nach VB Uhr be¬
troffen, da nämlich ein ziemlich heftiger Stoß unter sehr starkem
Brausen alle Häuser und Gebäude der Stadt sowohl, als in der
herumliegenden Gegend in Bewegung und dadurch alle Einwohner
in große Furcht setzte. Einige Minuten darauf folgten noch einige
Stöße, die aber nicht mehr fo heftig waren und ist bisher von
keinem hierdurch verursachten Schaden etwas Zu vernehmen ge¬
wesen.

Die kmkülirung der Hausnummern
und neuer straßennamen im salire 1 s 74

In der Bürgerausschußsitzung vom 13. Okt. 1873 berichtete das
Ausschußmitglied Wilhelm Dannhaufer über den von ihm schon
früher eingebrachten, aber noch nie erledigten Antrag über die
Durchführung einer neuen Häufernumerierung. Er führte folgendes
aus: Der Wiener Metallgußaufschriften-Fabrikant Michael Winkler
habe ein Angebot für eine „nach neuestem Systeme herzustellende"
Häufernumerierung gemacht, wie er eine solche erst kurz zuvor in
Salzburg ausgeführt habe. Demnach liefere jener gußeiserne, hübsch
ausgestattete Hausnummerntafeln, auf der nicht nur die Hauszahl,
sondern auch der Name der Gasse steht, zu 1 Gl. 80 kr. das Stück,
diß Etraßenbezeichnungstafeln zu 5 Gl. 60 kr. Das neue System
bestehe darin, „daß die Häuser straßenweise nummerirt werden
sollen, wobei, von einem gewissen Standpunkte ausgehend, die
Häuser zur linken Seite der Straße mit ungeraden und die zur
rechten mit geraden Zahlen in jeder Straße mit 1 anfangend und
fortlaufend bis zum Ausgange derselben nummerirt werden". In
den Versuch- und Steuerbüchern sollten die neuen Nummern ein¬
fach den alten beigesetzt werden. Die absolute Notwendigkeit für
eine neue Numerierung begründete Dannhauser damit, daß die
dermalige, dem im 18. Jahrhundert geschaffenen Eteuerkataster
entnommene, lückenhaft, unzureichend und verwirrend sei. Er sagte:
„Verschiedene Objekte sind abgebrochen, andere umgebaut und er¬
weitert, neue Gassen und Straßen sind eröffnet. Niemand wird die
Nr. 125, das ehemalige Pickentor, Nr. 222, das ehemalige Lewen-
eggyaus usw. mehr finden. Nr. 373 bildet das letzte Haus in der
Kohlstadt und Nr. 374 liegt in Mariahilf. Nr. 573 ist das letzte
Haus in St. Nikolaus. Nr. 574 bezeichnet das Kloster an der Ket¬
tenbrücke, Nr. 575 das Unterbergerhaus im Anfange der Museum-
stratze. Ein Fremder wird sich bei solchen Sprüngen nie zu Recht
finden." Tatsächlich zeigen schon diese wenigen Beispiele, welche
Verwirrung durch die Benützung der fortlaufenden Katasternum¬
mern als Häufernummern — 1839 z. B. von 1 bis 574 — ent¬
standen war.