Amtsblatt Nr.12
seine ersten dichterischen Versuche. Die Heroengestalten des
klassischen Altertums erregten alsbald seine Begeisterung. Die
griechische Heldensage machte ihn mit Hektor bekannt und er
sah in ihm sein Ideal, die Nibelungensage wurde erzählt und
Rüdiger von Starhemberg löste das Ideal Hektor ab. Und
schließlich kam Parzival Zur Sprache, der Oberkofler so stark
anzog, daß er sogar ein Drama „ParZival" schreiben wollte.
Der Eindruck des Parzival war überdies besonders deshalb so
nachhaltend, weil der Theatersaal des Gymnasiums „Vincen-
tinum", in dem Oberkofler eben studierte, mit einem ParZival-
Zyklus ausgeschmückt war. Während also diese Gestalten den
jungen Dichtergeist lebhaft beschäftigten, trat nun eine weitere
hinzu, die sich auch auf seine äußeren Lebensverhältnisse aus-
wirkte. In der deutschen Sprachlehre von Willomitzer, die den
ehemaligen Gymnasiasten gewiß noch in mehr oder minder
angenehmer Erinnerung sein dürfte, las Oberkofler die In-
schrift am Höllentor aus Dantes „Inferno" in deutscher Über-
setzung, und diese gefiel ihm so gut, daß er sich unbedingt eine
Gesamtausgabe der Göttlichen Komödie Zu verschaffen suchte.
Da die Professoren jedoch der Ansicht waren, daß dieses Buch
für einen Gymnasiasten der 4. Klasse Zu hoch sei, wurde es ihm
konfisziert. Der harte Ahrner Kopf ließ jedoch nicht locker und
verschaffte sich mehrmals hintereinander ein neues Exemplar.
Damals tauchte in der Klasse gerade die Idee auf, nach
Muster der Innsbrucker Verbindungen eine Klassenverbindung
zu gründen, was jedoch sofort mit einem Hinauswurf aus der
Anstalt bestraft worden wäre. Nun, es blieb auch bei der
Gründungsidee, aber Oberkofler und einige feiner Mitschüler
legten sich, um wenigstens etwas auf diesem Gebiete Zu tun,
sogenannte Kneipnamen bei. Der eine nannte sich Laurin,
andere, etwas orientalisch, Alef und Kalef, und Oberkofler
wählte den stolzen Namen „Dante". Dazu erhielt er damals
zufällig eine Abbildung des Dante-Denkmals am Bahnhof-
platz in Trient, und da packte er feine Sachen, verließ mitten
im Schuljahre seine Anstalt und übersiedelte nach Trient, wo
er — nach seinen eigenen Worten — keinen einzigen Vekann-
ten
hatte, als eben den Dante am Denkmal vor dem Bahnhof.
In Trient abfolvierte er dann das Gymnasium, worauf er in
Innsbruck die Hochschule bezog, an der er sich den Doktortitel
erwarb. Im Jahre 1915 meldete sich Oberkofler als Kriegs-
freiwilliger an die Front und erfüllte seine Soldatenpflicht bis
zum Ende des Weltkrieges. Seit 15 Jahren lebt er nun stän-
dig in
Innsbruck.
Als Fünfzigjähriger kann Oberkofler auf eine stattliche
Reihe von Werken zurückblicken, die seinem Namen im ganzen
deutschen Volke guten Klang verliehen, auf Gedichtbände, wie
„Gebein aller Dinge", „Triumph der Heimat" oder „Nie stirbt
das Land", und auf
Nomane
und Erzählungen, wie „Die Knap-
pen
von Prettau", „Sebastian und Leidlieb" und „Das Stier-
Horn".
Der große Wurf ist ihm nunmehr mit seinem neuesten
Noman „Der Bannwald" gelungen, der erst in diesem Jahre
geschaffen wurde. Möge dies Oberkofler ein Anfporn sein,
auch künftig mit voller Kraft weiterzufchaffen und seinem
Volke Bilder und Begebenheiten, Menschen und Schicksale
seiner Vergheimat in dichterisch vollendeten Formen zu
ver-
Mitteln!
Dr. Karl Schadelbauer.
Der 5iniug>lerios Karls v. l.otliringen
als stattlialter in Innsbruck
lFortsetzung)
Herzog Karl v. Lothringen war also am 4. April 1678
kurz nach seiner Vermählung (6. Februar 1678) mit Eleonore
Maria (geb. 1653, gest. 1697), der Schwester Kaiser Leo-
polos I.
und Witwe König Michaels von Polen, in Innsbruck
eingetroffen. Welchen Zweck diese Neise hatte, ob er sich etwa
die Stadt Zu einem künftigen Sitz als Statthalter ansehen
wollte, geht aus den vorhandenen Quellen nicht hecvor. Jeden-
falls war er damals aber noch nicht Statthalter, denn ein-
mal wird dieser Titel nirgends gebraucht und dann liegt auch
eine Abschrift der Ernennungsurkunde vom 17. Juni 1679 vor,
laut der Kaiser Leopold den Herzog Karl Zum „gevolmech-
tigten Statthalter in allen unfern Ober- und Vorder-Oster-
reichischen Firstentumen und Landen erkiest, gesöZt und
ver-
ordnet" hat.
KurZ nach der Ankunft des kriegstüchtigen Gastes fand in
Innsbruck die Langes (d. i. Frühjahrs-) Musterung statt,
über die sich der Oberstlieutenant
Girardi
beim Stadtrat wegen
„von der Bürgerschaft ausgebliebener starker Mannschaft"
bitter beklagte und die Abstrafung der Ungehorsamen forderte.
Der Stadtlieutenant erhielt für die Musterung eine Verehrung
von 1 Gl. 30 kr., genau so viel, als „denen Spielleiten, so
neben der
Militia
bei dem künigl. Pollnisch und fürstl. Lott-
ring. EinZug aufgewartet", gereicht wurde.
Aus den vorliegenden Quellen geht leider nicht verläßlich
hervor, wie lange Herzog Karl in Innsbruck verblieb. Als am
26. Juli 1678 die dritte Frau Kaiser Leopolds, Eleonora
Magdalena von der Pfalz, den Prinzen Josef, den späteren
Kaiser Josef
I.,
gebar, dürfte er sich Wohl noch in Innsbruck
aufgehalten haben. Seit August hatte sich die Stadt dann mit
Mietzinsfragen der Hofstaat-Mitglieder zu befassen. Der
Schlosser Wolf Höllrigl, „so den einquortirten Feldweibl"
15 Wochen in Quortier gehabt und aigens Zimmer dargeben"
hat, ersucht um Ersetzung des Zinses. Der
Nat
bewilligt ihm
dies auch und verfügt, daß der Zins „auf verschidene Bürger
und Inwohner, so keine Soldaten gehabt, angelegt werden"
solle. Am 6. August übersendet die Negierung dem
Nat
ein
Decret „wegen der königl. Pollnisch und fürstl. Lottring. Hof-
stat mit teils Parteien an der ober und untern Mnpruggen,
Kottlacken und Kollstatt wegen des Zimer Züns zu tractieren".
Die Tractierung der Quartiergeber, welche offenbar die Negie-
rung
auszahlen sollte, bestand nun darin, daß die Stadt mit
deren 8 verhandelte und, soweit als möglich, Zu einer „Mode-
ration"
veranlaßte. So sollte z. V.
Urban Derl
für eine eben-
erdige Wohnung, bestehend aus einer großen Stube, Kammer
und Küche, die ein verheirateter königl. Kutscher, „welicher
aber alda nicht mehr verbleiben will", bewohnte und einen
jährlichen Zins von 12 Gl. einbrachte, um 9 Gl. 30 kr.
ver-
mietet werden.
Durch das Natsprotokoll des Jahres 1678 Zieht sich
be-
ständig das Ansuchen des Savoyarden Claudius
Delevo
um
Aufnahme in die Stadt und die Erlaubnis freien Handels
fowie die Ablehnung dieses Gesuches. Am 3. Oktober wurde
dem
Delevo
— nach einer Abweisung im Juli — „auf sein
so eifriges Anhalten" bewilligt, daß er „gegen Ablegung der
bürgerlichen Pflicht
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obiges Gwerb der weißen Wohr
und wos deren allainig zuegeherig unveränderlich führen und
treiben möge". Damit aber nicht Zufrieden, scheint sich
Delevo
nun hinter die Herzogin, welche wohl gemeinhin den Titel „königl.
Majestät" führte, gesteckt zu haben — was ein Beweis dafür
wäre, daß sie im Oktober noch in Innsbruck war —, denn bereits
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