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Amtsblatt 1939 Nr. 10 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt Nr. 10

die Ausgabe von Vengin gegenüber anderen Gauen,
dank dem Verständnis der Volksgenossen, in besonders
niedrigen Grenzen halten. Weiter sei noch bemerkt, dah
im Laufe des Monats Oktober die Reisekarten und Sei¬
fenkarten ausgegeben wurden. Die Reisekarte wird viel¬
fach von Junggesellen beansprucht, da sie gezwungen sind,
ständig im Gasthaus Zu leben. Die Reisekarten haben sich
als sehr praktisch erwiesen, da die Lebensmitteimengen
auf ihr dem Kleinkonsum entsprechend verteilt sind.

Zur gesamten Organisation der Kriegserniihrungs-
wirtschaft der Stadt seien noch kurz folgende wichtige
Bemerkungen gemacht:

1. Verlust von Lebensmittelkarten

Der Verlustträger meldet sich persönlich im Amt,
Burggraben 3 (altes Polizeigebäude), erster Stock,
Zimmer 9. Dort wird geprüft, ob seine Angaben
glaubwürdig sind; wenn ja, wird die entsprechende
Dienststelle der Lebensmittelkartenausgabe schrift¬
lich verständigt und nach drei Tagen können neue
Karten behoben werden. Dasselbe gilt auch für ver¬
lorengegangene Bezugsscheine.

2. Wechsel des dauernden Aufenthaltes.

Wer für ständig verreist, gibt seine alten Karten
dort, wo er sie erhalten hat, ab und bekommt eine
Bestätigung, die ihn dann am neuen Wohnort zum
Bezug von Karten berechtigt. WernachInns-
bruckzuzieht, hat entweder seine alten Lebens¬
mittelkarten oder eine entsprechende Bestätigung
vorzuweisen.

3. Anweisung für Arzte.

Die Ärzte werden gebeten, ihre Rezepte, in denen
sie Zusatzlebensmittel verschreiben, genau zu formu¬
lieren, d. h. die Menge und vor allem die Dauer des
notwendigen Zusatzbezuges anzugeben. Dasselbe
gilt auch für Seifenverschreibungen.

4. Zeitweise Schließung des Amtes.

Wenn das Amt wegen irgendwelcher Arbeiten, die
vom Reichsernährungsamte verlangt werden oder
wegen statistischer Erhebungen nach vorheriger An¬
kündigung in der Tagespresse gesperrt ist, kommen
trotzdem immer wieder viele Hausfrauen, die ent¬
weder aus der Presse keine Kenntnis hatten oder
es einfach nicht glauben wollen, daß das Amt ein¬
mal gesperrt ist. Es ist ganz klar, daß es heute
Pflicht jedes Volksgenossen ist, die Tageszeitung zu
lesen, besonders aber die amtlichen Verlautbarun¬
gen. Ist er nicht selbst im Besitz einer Zeitung, so
ist es bei gutem Willen sicher möglich, bei Bekann¬
ten oder Verwandten Einsicht in die Tagespresse zu
bekommen. Viele nutzlose Wege können dadurch er¬
spart werden.

5. Der Vorgang der Bezugsscheinausgabe.

Die Partei füllt einen Antragsschein aus und gibt
ihn am Schalter ihrer Straße ab. Nach zirka drei
bis vier Tagen kann der Bezugsschein abgeholt wer¬
den. Eine frühere Erledigung ist nicht möglich, da
die Anträge erst bearbeitet und von verantwort¬
licher Seite begutachtet werden müssen.
Vorsprachen in dieser Zwischenzeit
sind vollkommen zwecklos.
Es kann vorkommen, daß diese Spanne Zeit etwas
länger dauert, wenn zum Beispiel die Ausgabe von
Lebensmittelkarten oder Seifenkarten den norma¬
len Betrieb hemmt. Die Parteien werden gebeten,
in solchen Wochen, d. h., in denen Lebensmittelkar¬
ten usw. ausgegeben werden, das Einbringen von
Anträgen möglichst einzuschränken und auch die

Bezugsscheine nicht ausgerechnet zu dieser Zeit ab¬
zuholen.

6. Bezug von Kurzwaren

Die Hausfrauen werden gebeten, für den Bezug von
Kurzwaren sich in einem einschlägigen Geschäfte
ihres engeren Wohngebietes in eine aufliegende
Kundenliste einzutragen, um dadurch eine allge¬
meine Vezügsverteilung herbeizuführen.

7. Bezug von Hausbrandkohle.

Die Bevölkerung wurde mehrmals in der Presse
darauf aufmerksam gemacht, daß die Kohle womög¬
lich bei jenen Händlern zu beziehen ist, die im Vor¬
jahr diesen Haushalt belieferten. Es liegen bei den
Kohlenhändlern auch die dementsprechenden Kun¬
denlisten auf, worin sich der Bezugsberechtigte ein¬
tragen soll. Für Kohle wurden keine Karten ein¬
geführt, weil einerseits Kohle an sich schon aus dem
Altreich in genügender Menge vorhanden ist und
der Vorrat durch die Eroberung Polens eine große
Zunahme erfahren hat. Für Kohle ist also reichlich
gesorgt. Wenn ab und zu Schwierigkeiten im An¬
transport erfolgen sollten, die entweder durch Trup¬
penverschiebungen oder durch andere Umstände be¬
gründet sind, so kann es sich jeweils nur um relativ
kurze Zeitabschnitte handeln.

Es ist begreiflich, daß die Bevölkerung noch vom Welt¬
krieg her gewisse unliebsame Vorkommnisse in der Orga¬
nisation der Kartenausgabe und in der Verteilung der
lebensnotwendigen Gebrauchsgegenstände in Erinnerung
hat. Demgegenüber muß erklärt werden, daß die deutsche
Reichsregierung in Voraussicht der kommenden politischen
Ereignisse für die lebensnotwendigsten Bedürfnisse der
Bevölkerung gesorgt hat und mit dem Verständnis des
ganzen deutschen Volkes rechnet, damit eine reibungslose,
gerechte Verteilung der Güter durchgeführt werden kann.

Es sind von feiten des Reichsernährungsamtes Ma߬
nahmen getroffen, daß genügend Lebensmittel zur Ver¬
fügung stehen, Maßnahmen, die im Interesse einer gerech¬
ten Verteilung für alle getroffen worden sind, mit der
bestimmten Absicht, den uns aufgezwungenen Kampf
(Wirtschaftsblockade) restlos bis zum endgültigen Sieg
durchzustehen. Es ist erste Pflicht jedes einzelnen Volks¬
genossen, für die Stärkung der inneren Front den Anwei¬
sungen des Reichsernährungsamtes in Erkenntnis der
Lage unbedingt Folge zu leisten.

So bemüht sich die Stadtverwaltung durch straffe und
zielbewußte Organisation aller kriegswirtschaftlichen Be¬
lange, eine gerechte Betreuung aller Volksgenossen zu
sichern. Möge demgegenüber auch Innsbrucks Bevölke¬
rung durch Geduld und Verständnis ihren Veitrag zur
wahren Volksgemeinschaft liefern. Unsere gemeinsame
Parole aber sei: Wenn Deutschlands Soldat seine Pflicht
an Deutschlands Grenzfront tut und das höchste Opfer
zu bringen bereit ist, dann verpflichten auch wir uns, die
Front im Innern stark und fest zu machen und die klei¬
nen Opfer auf uns zu nehmen.

,Fs itt gänNicn unwichtig, ob wir leben, aber not¬
wendig ist, daß unler Volk, dab Deutschland lebt".

Adolf Hitler.

Wenn anschließend nun einige Tabellen folgen, so geschieht dies
in der Absicht, mit Rücksicht auf den momentanen Stand' der
Lebensmittelversorgung der Bevölkerung eine Kostenübersicht auf
Grundlage der Höchstpreise zu geben. Es handelt sich also hier nicht
um starre Beträge, sondern um variable Summen.