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Amtsblatt 1939 Nr. 10 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt

V. l,.

der Gauhauptlmllt Innsbruck

Erscheint einmal imMlmat.Ve3ugspr.
lich. Einzelnummer 20M

schriftleitung:Nathaus,2.stock rechts
, Fernsprecher: 6io-si4

. 10

. Oktober 1935

5.

l<siegs-5snälirunss- und -

der 8tadt Innsbruck

Der Grotzdeutschland aufgezwungene Krieg machte es
notwendig, daß mit Strenge eine gerechte Verteilung der
lebensnotwendigen Güter erfolgt. Dem Kampf der sieg¬
reichen militärischen Front muß die unbeugsame, durch
keine Entbehrung bezwingbare innere Front entsprechen.
Dem bei solchen Gelegenheiten stets auftretenden Ham-
stertum muß eine alle Interessen regelnde Verteiler¬
organisation gegenübergestellt werden.

Auf Grund der kriegswirtschaftlichen Verordnungen hat
auch der Oberbürgermeister der Stadt Innsbruck sofort
das Ernährungs- und Wirtfchaftsamt der Stadt errichtet
und in feiner Vertretung den Bürgermeister Christoph mit
der Führung dieser Aemter beauftragt. Das Ernährungs-
amt leitet Amtmann M. Brenner, mit der Führung des
Wirtschaftsamtes wurde Verwaltungsoberinspektor Hof-
bauer betraut.

Es wurden zwei Ausgabestellen für Karten geschaffen,
und zwar das Stadtsaal-Kasino und der Adlersaal und
das ehemalige Waisenhaus in der Museumstratze 30. Aus
betriebstechnischen Gründen wird in nächster Zeit die Aus¬
gabestelle Innsbruck-West (also Stadtfaal-Kasino und
Adlersaal) in den Kleinen Stadtsaal, ebenerdig rechts, ver¬
legt, um einerseits den Parteien das Stiegensteigen zu er¬
sparen, andererseits der Gefolgschaft die Arbeit zu erleich¬
tern. Zu Beginn der Tätigkeit in der Ausgabestelle wur¬
den über 100 Hilfskräfte, Lehrpersonen und BDM.-Mäd-
chen zum Schreiben der Kartei aufgenommen, die ihre
Arbeit ehrenamtlich durchführten, wofür ihnen von feiten
des Herrn Oberbürgermeisters der beste Dank ausgespro¬
chen wird. Die Kartei der Lebensmittelkarten ist auf
40 Schalter in Straßenblocks aufgeteilt und innerhalb
dieser alphabetisch geordnet. Diese Organisation gewähr¬
leistet nunmehr die rascheste Abfertigung der Bevölke¬
rung. Das Stadtgebiet selbst wurde in zwei Teile zerlegt,
Ost und West.

Am Anfang wurden bei der Antragsstelle auf Bezugs¬
scheine für Spinnstoff- und Schuhwaren täglich 3000 bis
4000 Personen abgefertigt, heute jedoch ist die Zahl der
Antragsteller bereits auf 2000 herabgegangen. Es zeigt

sich bereits eine gewisse Zurückhaltung und Überlegung
der Bevölkerung, denn die meisten haben die Notwendig¬
keit dieser Einführung doch erkannt und verhalten sich
dementsprechend. Der große Andrang zu Anfang der Er¬
öffnung der Bezugsscheinausgabestellen ist auch auf den
Wechsel der Jahreszeit zurückzuführen, überdies muß be¬
rücksichtigt werden, daß in vielen Fällen zu Schulbeginn
die Kinder neu eingekleidet werden müssen usw. Dieser
Mehrverbrauch der ersten Wochen ist naturgemäß in der
Folgezeit zurückgegangen.

Das Ernährungsamt gliedert sich in zwei Abteilungen.
Die erste Abteilung l^i beschäftigt sich mit der Auf¬
bringung und Sicherstellung der Lebensgüter und wird
durch die Reichsbauernschaft betreut; die zweite Abtei¬
lung V hat die Feststellung des Bedarfes und die Rege¬
lung der Verteilung an die Verbraucher durchzuführen.
Die zweite Abteilung O) untersteht den unteren Verwal¬
tungsbehörden (Landrat und Oberbürgermeister). Die Er¬
nährungsämter sind für diefe jeweils am Sitz des Land¬
rates, bzw. Oberbürgermeisters errichtet. Für den Gau
Tirol-Vorarlberg wurde auf Grund einer Verfügung des
Reichsministers für Ernährungs- und Volkswirtschaft be¬
stimmt, daß für den Bereich diefes Gaues eine Abtei¬
lung W des Landesernährungsamtes am Sitz des Landes¬
hauptmanns felbst errichtet wird.

In der Dienststelle Museumstraße 30 befindet fich die
'Leitung des Ernährungs- und Wirtfchaftsamtes der
Stadt Innsbruck, die Ausgabestelle für Tankausweis¬
karten, die Reifensammelstelle, ferner die Vezugsschein-
ausgabe für gewerbliche Betriebe, für Gaststätten und
Einzelhandel, Sanatorien etc.

Die Reifenbeschlagnahme, bzw. Ablieferung der Fahr¬
zeuge-Kautschukbereifung erfordert, wie vorhin bereits
erwähnt, die Errichtung einer neuen Stelle. Sie wurde
gemeinsam mit dem Landrat Innsbruck durchgeführt. Die
Ablieferung zeigte ein gutes Ergebnis.

Die Mineralöl- und Benzinbezugsscheinstelle, die eben¬
falls in der Mufeumstraße 30 eingerichtet wurde, konnte