/ 12 pages
Amtsblatt 1939 Nr. 02 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Search


Amtsblatt

V. »,.!,.

der GauliaupMM Innsbruck

Erscheint einmlllMMlmat.Vyugspr.
. Cmzelnununer 2oApf.

schriftleitung:Rathaus, 2swck rechts
Kenrsprecher:

. 3

15. februar

5.

l)ie Ilroler V^alleskrastweske /^ktiengelellscliatt

Rückblick aus Anlaß der Besitzveränderungen. Von Magistratsdirektor-Stellvertreter Dr. Eduard Angerer

11."°)

Nach dem Ankauf des Wasserbenützungsrechtes am
Achensee und der am See gelegenen Besitzungen des Stif¬
tes Fiecht, nach der Erlangung der Konzession Zur Aus¬
nützung der Wasserkraft des Sees und der teilweisen Ve¬
reinigung der wasserrechtlichen Fragen mit den verschie¬
denen Wasserrechtsinteressenten, bzw. während alle diese
Verhandlungen noch liefen, trat die Stadtverwaltung tat¬
kräftig an die Verwirklichung ihrer neu gestellten Auf¬
gabe.

Der Ausschuß für die Städtischen Lichtwerke, dem die
Führung der Verhandlungen vom Gemeinderate über¬
tragen worden war, ließ eingehende Studien über die
technische Durchführung anstellen, so daß Ende des Jah¬
res 1923 das Kraftwerkprojekt bis ins kleinste technisch
ausgearbeitet vorlag, das als Unterlage für die Finanzie¬
rung dienen konnte. Das Vundesministerium für Finan¬
zen und das für Handel und Verkehr sicherten mit Be¬
scheid vom 13. Juni 1927, bzw. 23. Juni 1925 die Aus¬
führung der Bauten als begünstigten Bau nach dem Elek¬
trizitätswegegesetz im Rahmen der Wasserkraftförde¬
rungsgesetze zu, womit große Vorteile sowohl für den
Bau, zum Beispiel bei Inanspruchnahme von Grund und
Boden oder bei Verlegung der Starkstromleitungen, als
auch in Gebühren und steuerrechtlicher Hinsicht erlangt
worden waren.

Für die Finanzierung hatten sich, wie das damals so
üblich war, in den Jahren seit dem Ankauf des Achensees
verschiedene mehr oder weniger ernst zu nehmende Geld¬
geber, bzw. Vermittler für Geld angeboten. Alle diese
Angebote verdichteten sich aber auf die Angebote dreier
österreichischer Banken, die jede wieder eine Gruppe von
ihnen befreundeten Banken vertrat. Bei diesen Verhand¬
lungen entschied sich auf Grund des ausgearbeiteten
Projektes der Lichtwerkeausschuß unter Führung des
Obmannes Stadtrat Martin Rapoldi dahin, daß die
Stadt das Achsenseewerk nicht als stadteigenes Werk aus¬
bauen werde, weil sie damit das Risiko des ganzen
Stromabsatzes und eine solche Schuldenlast hätte auf sich

') Siehe I. Teil im Amtsblatt v. 15. 1. 1939.

nehmen müssen, die beinahe die Höhe des gesamten Iah-
resvoranschlages erreicht hätte. Es wurden daher Be¬
sprechungen in der Richtung geführt, den Achensee und
den zugehörigen Besitz einem geldkräftigen Konsortium
zum Ausbau zu übergeben, das das notwendige Bau-
Kapital vorzustrecken und das Werk auszubauen hatte.
Unter den Risken wurden damals besonders die noch un-
bereinigten Verhandlungen mit den bayrischen Staats¬
angehörigen, die durch den Entzug des Achenseeabflutz-
wassers in ihrem wasserrechtlichen Besitz getroffen wur¬
den, und das noch unbekannte Verhalten des Seeufers
bei der Absenkung des Wasserspiegels hervorgehoben.

In der denkwürdigen Sitzung vom 17. Dezember 1923
faßte der Innsbrucker Gemeinderat unter dem Vorsitze
des Bürgermeisters Dr. Anton Eder die grundlegenden
Beschlüsse. Von drei österreichischen Bankengruppen
unter der Führung der Niederösterr. Escomvte-Gesell-
schaft, des Wiener Bankvereins und der Österr. Boden-
creditanstalt lagen Angebote mit sehr verschiedenem In¬
halte vor, so daß es äußerst schwer war, sie miteinander
zu vergleichen. Das Angebot des Wiener Bankvereins er¬
schien zwar in vielen Punkten als das günstigste, berück¬
sichtigte aber zu wenig die Grundforderungen der Stadt,
daß die Bedingungen, zu denen das Baukavital gewährt
wird, bekannt fein müssen und daß die Stadt in den Ge-
sellfchaftsorganen entsprechend vertreten sein muß, so
daß sich der Gemeinderat in der Schlußabstimmung für
das Angebot der Finanzgruppe der Österr. Bodencredit-
anstalt, der auch die Österreichische Credit-Anstalt, die
Tiroler Landesbank, Hauptbank für Tirol und Vorarl¬
berg und die Bank für Elektr. Unternehmungen in Zürich
angehörten, entschied.

Auf der Grundlage dieses Angebotes liefen in den näch¬
sten Monaten eingehendste Veratungen, die manchmal
fast dramatische Höhepunkte erreichten und beinahe zum
Abbruche der gegenseitigen Verhandlungen geführt hät¬
ten, da der Verwaltungsrat der Lichtwerke ununterbro-.
chen Verbesserungen zugunsten der Stadt zu erlangen
versuchte, jedoch nur mit teilweifem Erfolg. Scheinbar er¬
reichte Zugeständnisse sollten wieder durch Bestimmungen
der Nebenverträge zurückgenommen werden. Allein es