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Amtsblatt 1947 Nr. 07 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Nu miner 7

1947

. Jahrgang

Dic Bcaultm des Stadtmagistratcs

Von Franz Kotier, Vizebürgermeister.

(5s wird vielleicht in der hcntigcn Zeit neben der
Ernährung nnd dem Wohnungswesen wohl am mei¬
sten über eine zn überbürokratisierte Verwaltung der
Stadt gesprochen und behauptet, dast mit weniger
Formularen naturgemäß auch weniger Beamte be¬
schäftigt werden müßten nnd somit auch die Verwal¬
tung bedeutend billiger käme. Gewiß ist der Vorwurf
einer Überbürokratisiernng nicht ganz unberechtigt,
wenn man bedenkt, dast die Stadtgemeinde Innsbruck
im Jahre 1938 rund WO Beamte und Angestellte be¬
schäftigt hat, während heute 900 Beamte und Ange¬
stellte die Verwaltung durchführen. Unwillkürlich
drängt sick einem die Frage auf, wieso kam das. Es
ist ja richtig, daß in der Zeit von 1936 bis 1945 cme
ungeheure Überbelegung des Verwaltungsapparates
stattgefunden hat, und daß davon auch die Stadtge¬
meinde Innsbruck nicht verschont geblieben ist, ist nahe¬
liegend nnd klar. Es war unser Bestreben, nach Er-
ricktnng der Hoheitsverwaltung, noch bevor der Gc-
meinderat bestanden hat, den Stand der Beamtenschaft
anf ein erträgliches Maß herabzusehen, um damit der
öffentlichen Verwaltung einen großen Dienst zu er¬
weisen, denn eine einfache Verwaltung bringt natur¬
gemäß weniger Ärger nnd weniger Zeitvcrfchwendung
mit sieb. Nnn darf aber eines nicht übcrfehen werden,
daß nur damals verfebiedcne lriegsbcdingte Ämter,
die sick lernte als unbedingt notwendig erwiesen haben,
nickt grbranckt haben nnd daber nickt so in das per^
fönlicke Veben des Einzelnen hineingreifen konnten,
als es im Zeichen der Not nnd der höckstcn Krisen-
crsckeinung der Fall seiu müßte. Die Stadtgemeinde
Innsbruck hat sich im heurigen Jahr bei äußerster
Sparsamkeit einen neueil Stellenplan erstellt, der wie¬
der eine .^ahl von Beamten festlegt, die das Verwal-
tungsleben einer 100.000-Stadt rechtfertigt. Dieser
Stellenplan sieht für die Stadtgemeinde Innsbruck
mit 100.000 Einwohnern 527 Beamte nnd Angestellte
ohne Arbeiterschaft vor. Die Arbeiterschaft ist ja geson¬
dert ^n bebandeln, weil ibr ja anck innerhalb der Ver¬

waltung spezielle Aufgaben zufallen. Unter diesen Ge¬
sichtspunkten haben die Gemeinden Österreichs eine
neue Dicustordnnng für ihre Angestellten und Beam¬
ten erlassen nnd haben damit Vorsorge getroffen, daß
die Sicherheit des Einzelnen, also ein unkündbares
Dienstverhältnis, im großen Maße gegeben ist. Aber
nicht nur das, die Dienstordnung hat auch das Diszi¬
plinarstrafrecht, die Dienstbeschrcibnngsvorschriften,
das Pensionsrecht usw. in sich vereinigt, so daß hier
ein Grundstock steht, der in sozialer Hinsicht die Sicher¬
heiten bietet, die ein Angestellter braucht. Es darf nicht
vergessen werden, daß gerade der Angestellte einer
Hoheitsvcrwaltuug im Parteicnvertchr oft nnd oft
der Laune der Bevölkerung ausgesetzt ist und damit
zum Spielball von Pressepolcmikcn und Angriffen in
der Öffentlichkeit wird. Auch hier mnß ein gewisser
Schutz vorhanden sein. Es ist ja leider unmöglich,
sämtliche Wünsche zu erfüllen und damit die Bevöl¬
kerung zufrieden zu stellen. Was die Bevölkerung und
der Stadtmagistrat von der Beamtenschaft erwartet,
ist eine korrekte Amtsführung, die klar und einfach ist
uud zu erreichen versucht, daß jeder Bürger unserer
Stadt, soweit es in der Kompetenz der Gemeinde liegt,
zu seinem Reckt kommt.

Was die Besoldung anbelangt, so sind unsere An¬
gestellten denen des Bundes gleichgestellt. Die Gchäl-
ter sind nicht dementsprechend, weil ja die Verhältnisse
stärker sind als die finanziellen Mittel der Gemeinde
nnd des Staates. Eines ist jedock klar, daß ein gut¬
bezahlter Beamter niebt korruptioniert wird nnd un¬
beeinflußt und unparteiisch sein Amt versehen kann.
Es soll nicht Anfgabc dieses Artikels sein, statistische
Zahlen nnd Ziffern ;u veröffentlichen, fondern viel¬
mehr dafür ;u werben, daß auck die Bevölkerung in
ihrer begreif!icken Nervenüberrei^theit nnd ihrem kör¬
perlichen Znstand Verständnis für den Angestellten der
Ttadtgemcindc hat, der ja fckließlich nnd endlich auch
ein Teil der Bevölkerung ist. Man möchte oft wün¬
schen, daß gerade diejenigen, die am meisten dazu nei-