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Amtsblatt 1949 Nr. 10 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Oktober l<>4<>

12. Jahrgang

Der Wiederaufbau der Fischcrschule

Von Mag. Oberkommissär Dr. H. Nettmeyer.

Wer hente von der Andreas-Hofer-Straßc in west¬
licher Nichtnng die Fischerstraßc entlalig geht, sieht
schon von weitem das nen erstandene große, vierge-
schoßige Gebäude der Fischerschule in strahlender Wei¬
ße leuchteu. Die Erbauer des ursprünglichen Tchill-
gebändes an der Mischer lind Speckbacherstraße haben
anläßlich der feierlichen Eroffnnng am 14. September
1902, sicherlich der für damalige Vcrhältliisse großeii
Schnle die besteii Nilnsehe für einen langen Bestand
mitgegeben. Aber das Schicksal ivollte es anders. Das
gransame Ungewitter des 2. Weltkrieges, welches mor¬
dend nnd sengend über die geqnältcn Melischeii nnd
dereii Wohn nnd Kiiltnrstätten fegte, hat anch misere
gnte, alte Fischerschulc iiicht verschont. Tchoii beim
ersten Großfliegerangriff auf Iuusbruck ani l5>. De-
',ember 194!i erlitt sie einen kleineren Bombenschaden.
Alu 2l). Oktober 1944 wurden nun bei einem neuer¬
lichen Angriff der Trakt in der Speckbacherstraße zn
40A, der Trakt in der Fischerstraße zn W^ und
die Turnhalle im Hof vollständig vernichtet. Ein nach¬
folgender Brand und Plünderer tateu das ihre, um
dem Schillgebäude den Nest zu gebeu. Als im Som¬
mer N)45), einige Wochen nach dem Znsammenbruch,
das Stadtschulamt im Einvernehmen mit dem Stadt
bauamt daran ging, den Unterricht in einer Anzahl
von vmnsbrncker Schnlcn wieder in (hang ;n briilgen,
war leider die ^ischerschule »iicht dabei. Zu groß war
das Ausmaß der Zerstörung uud zu groß der Ma
terialmangel und daher im damaligen Zeitpunkt je
des Beginnen hoffnungslos, lediglich das noch brauch
bare Inventar wurde in mühsamer Arbeit aus dem
Schutt geborgen uud sichergestellt. Da auch sämtliche
Kindergärten in Wilten durch die Bombeuaugriffe
zerstört waren, sah sich das Stadtschulam! genöligl,
als ^l'otbehelf in der Nu ine der 3chnle in der Speck
bachcvslraße einen städtischen Kindergarten ;u er
öffnen, der vom l5>. ^icirz 1'.!4<; bis zu feiner eudgül
ligen ^ertigstellnllg mit banlich bedingteii Nnlerbre
chnngeil i>l Betrieb lvar nnd infolge der kinderreichen
Umgebung sich größten Zuspruches erfreute.

Die ^chuloerhällnisse im Stadtteil Willen West

waren deshalb besonders nngünstig, da anch die Kna¬
benvolksschule — Haspiligerstraße schwer bombenbc-
schädigt war nnd für vier Jahre sowohl die Mädchcn-
als anch die Knabenvoltsschnle im Wechselunterricht
Vormittag und Nachmittag dort nntergebracht wer¬
den mußten. Von welch elementarer Wucht gerade
die Bombenangriffe im Gebiet dieser beiden Schulen
waren, kann daran ermessen werden, daß am Dach¬
boden der Haspingerschnle sich ein größerer Baum¬
stamm im Durchmesser voli ca. 40 eni befaud, der
durch deli Luftdruck vom Hof ans das Dach geschlen¬
dert wnrde.

Znr prende aller talli nnn die Plannng für den
Wiedcranfbau des Schnlgebändes doch soweit ins Rol¬
len, daß am 1. Angust 1947 volli Stadlbauamt der
Wiederaufbau der Fa. Hiutercggcr übertragen werden
konnte. Das Frohlocken über den Baubeginn war da¬
mals jedoch noch zii voreilig. Wenn auch das Nicht¬
fest am Bauabschnitt an der Speckbacherstraße schon
am 28. Dezember 1947 stattfinden konnte, so tauschte
damals das ncne Dach leider darüber hinweg, daß im
Innern die Sache fanl" war und zwar wörtlich ge¬
nommen, da sich ili der folgenden Zeit herausstellte,
daß sämtliche Trame vom Holzschwamm befallen nnd
angefault waren. Nicht genug damit, daß nachträg¬
lich daher sämtliche Decken heransgerissen werden
mußten, stellten sich in der Folge ständig größere
Schwierigkeiten in der Materialbeschaffnng und Bei-
stellullg vou geeigneten Arbeitskräfte!! ein, welche das
Stadtbanamt nnd die Baufirma vor fast unlösbare
Aufgaben stellten. Fürden Dachstnhl nnd dieTramlage
mnßte im ersten Bauabschnitt sogar das Holz aus
städtischen Walduligeu geschlägert werden, da dieser
wichtige Balistoff im freien Handel damals fast gar
nicht erhältlich war. infolge des Mangels an Beton,
Eisen uud Stahl mnßten die Bauarbeiten mehrmals
unterbrochen werden nnd wurden dadnrch beträchtlich
verzögert. Anch die Installation der Warmwasscr-
lieimng bereitete im erstell Bauabschuitt wegen des
Mangels an Nohrmaterial und Heizkörperu größere
Schwierigkeiten.