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Amtobl^ü
V>i»dlol>a>lptstadt I
Seite 3
Adolf Pic!)!cr >nm 50.
vom !!!. ,">nui l,^l>!!
erllärlc
Viirgerineister
Wilhelu» C»ireil, das;
es
die
als ihre Pflicht erachle, ,,gelege
dessen
^iaine
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'linhiu der gn!i;en Well betauul
ist,
und der nicht uur als Dichter, sondern auch alc>
Patriot nnd mntiqer Streiter für Anfllärunq nnd
^ortschritl fowie siir deutsches "Wesen nnd dentsche Art
sich nm
»infer
Vaterland horl>veldieul geiuallil
Hal,
eine alle Daulesschuld ab;ntrageu, indem sie den l. l.
Professor Dr. Adolf Pichler von )1iauleular ',llln (5H-
reubiirqer der ^audeshauptstadt ernennt". Der (^e-
»neinderal beschloß hierauf deni greifen Dichter an
»einem
(^ebnrtstaqe, d.en t. September ltt!»9, mqleich
init feinen Mnctwiinschcn das (ihrenbürqcrdiplom zu
iiberreichen. Cin Jahr später, am !:",. November l!XU>,
als
fich auch Deutschlands großer Maler Wilhelm
^cibl znm Tterbcn anschickte, legte Adolf Pichlcr Feder
nnd Geologenhammer fiir immer ans der Hand.
Seither mahnt fein (5rzbild eines der wenigen
Monnmente bedentender Tinnsbrnckcr inmitten
des nach ihm benannten Platzes, wo es auch den
Bombenhagel vom l<». Dezember l!>4^ nnbeschädigt
überstand, (Innsbrucks Bürger, auch höheren >tultur-
wcrtcu wie der fchöucn Literatur, der ernsten ^or-
sch^ und
del selbslllisei!
^'Oll'lllNid.'liebe imchznlc-
ben nnd »»achAnstreben,
llnd das; ihn
seine
^lilerslndl i» dcin seil seinem
lode
verflossenen halben ^ahrhlinderl lrol'. aller
dnrchlebtell >lriegsnöte nnd Daseinshärte» nicht ver¬
gessen hat, zeigte die Feierstunde, die am Abend des
l.V ^iovember^ l'.!.'»!> die "'unsbrncler an seinen! Denl-
male versaminelte. Wie einst Pichlers Vegräbl,is ein
düsterer, lranrigtriiber Spätherbsttag war, so herrschte
anch diesmal biegen l<nd Schneegestöber, als Schrift¬
leiter >t. Panlin in feinen ^cstworten des Gefeierten
gedachte, v'in ^ertretnng des ertränkten Bürgermei¬
sters legte Bizebnrgermeister ^löckinger einen .ttranz
der Stadtgemeindc am ^usze des Denkmals nieder,
ebenfo die Vertreter des Landes nnd der Universität.
Die Liedertafel sang Ploncrs Chor „Die Poesie",
^anfarcnbläscr eröffneten nnd beschlossen die mit ^at-
lclfchciu erhellte Weihcstnnde.
Möge Adolf Pichler in den kommenden Jahrzehn¬
ten auf ein beglückteres Innsbruck herniederblicken,
das »u frieden nnd Wohlstand lebend wieder die nö¬
tige Muße finden tanu, seine nnvergänglichcn Werte
zu lesen und fich daran zn erfreuen und begeistern.
Dr. Anton Melzcr, Bürgermeister
Hans Freihenn v. lieberer, dem qrösiten Wohltäter Innsbrucks
zu seinem 120. Geburtstag
Von Wilh. Gppacher
Der Name Hans Freiherr v. Niederer ist für nnsere
Stadt von denkwürdiger Bedentnn.q. Zu scinenr 120.
(hebnrtstaq scheint es
anqebracht,
neben einer tnrzen
Leben5ski')ze des großen Toten auch die Reihe der
Wohltaten aufzuzählen, mit denen Sieberer die Lan^
deshanptstadt Innsbrnck bedacht hat.
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lauf
Biederer wurde am
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Oktober l<^W in (>ioing bei
St. Iohalm in Tirol geboren. Einen Teil feiner In
gendzcit brachte er im nahegelegenen Kirchdorf zu.
Die (hymnasialstndien absolvierte er, säst mittellos
dastehend,
teils
in Hall,
teils
in Salzburg. Nach Ab
schlich der juridischen Studien in Wien trat er
ini
Jahre 1856 in das Sekretariat des Erzherzogs
Albrecht ein, verliesz aber diese Stellung wieder
ini
Inli l,^<»<», uni
in die Bersicheruugsgesellschaft „Tslerr.
Pho'nir" überzutreten, wo er
jalir;elin<elang
tätig
war, ;nleht als ^7ber d;w. l^eneralinspellor. l^r er
langte diese ^ebensstellnng einzig nnd alleiil durch
bewiesenen ^-leiß und l^eschäftsti'<chtig>keit. Ilu Dienste
der Phönix
erhielt
er Aufträge von Mitgliedern des
.Uaiserlianses, von Angehörigen des Hochadels in
Österreich, inil denen er hohe Versicherungen abschloß.
Ans folche Weise erzielte er bedeutende Tantiemen, die
bisweilen sogar in die Millionen gingen. Dieses (Held
verwendete ev, der
sell's!
einst ein armes Kind gewe
sen,
später znr l^änze für die Erfüllung seiner Philan-
tropischen Absichten (wie wir weiter unten scheu wer¬
den). Er, der vornehme Mann mit glänzenden Um¬
gangsformen, hielt damals in Wien anch großes Haus,
hatte eigene Wagen und Kutscher und gab auf seiner
herrlichen Villa in Meidling Einladungen. Als er in
die Fünfzigerjahre kam, reifte in seinem, von edler
Menschenliebe erfüllten Herzen der Plan, sein ganzes
Vermögen, da er selbst keine Familie hatte, dem Wohle
der armen verlassenen Kinder zu widmen. Anfangs
gedachte er, seinen Plan in Salzburg zu verwirklichen,
doch zerschlugen sich die Verhandlungen, und so be¬
schloß Tieberer, Innsbruck, die Hauptstadt seines Hei-
matlandes Tirol zu beschenken nnd sich hier danerud
niederzulasfeu. Dem Entschlüsse folgte die Tat. Er
wurde großartiger Bauherr in Innsbruck uud unter
seiner Persönlichen Kontrolle entstaub das großauge
legte
Waisenhaus am Saggen, das damals noch ganz
außerhalb der Ttadt gelegen war. Wohl kehrte er
nochmals nach Wien ;urück, jedoch ging sein Trachten
dahin, im hiesigeil Waiseichaus, umgeben von seinen
Buben, von denen er sich gerne Papa Sieberer nen¬
nen ließ, seine Nnhetage zu verbringen. (5r ließ sich
schließlich darinnen
eine
ans vier Zimmern bestehende
Privatwohming einrichten, wo er einfach und zufrie-
oeu, nahe feiuen vieleu Tiroler Freunden und Ver-
ehreru, lebte. Im 84. Lebensjahre verschlimmerte sich
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