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Amtsblatt der
Innsbruck
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sein altes Herzleiden dermaßen, das; er
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^7. ^lpri!
19l4
ails
dieser Welt schied. Das Leichenbeqänqnis
fand am W. April vom Traucrhanse ans statt. Die
Beisetzung der Leiche in einem von ihm schon früher
selbst besorgten Doppel-Metallsar^e, der ans einein mit
sechs Nappen bespannten Prnntlva^en geführt wnrde,
erfolqte nach der Einseqnnnss in der St. Iatobspfarr
kirche in der bereits <8^l> errichteten, eigenen lernst
im Freiherr vun Sieberer'schen Waisenhaus, unterhalb
der Kirche qeleqcn. Das aanze Vrlk von Innsbruck
nahm bei der Totenfeier teil.
6ieberers Widmungen und Stiftungen
Das
Waisenhaus-
Nachdem sich Sieberer
seiner-
Zeil persönlich überzeugt hatte, in welch unzulänglicher
Weise die Innsbrucker Waisenkinder in der Rumforter-Sup-
penanstalt in der Innstraße untergebracht waren, entschloß
er sich Zum Bau des Waisenhauses. Der Vau eines solchen
war in Innsbruck
seit
wahren geplant. Seit 1884 wurden
bereits Spenden gesammelt und auch der Kaiser hatte hie-
Zur eine Summe von 2000 Gulden übermitteln lassen, kln-
fänglich bestand der Plan, dieses aus das Höttinger Plateau
in der Nähe des Mariahilfer Friedhofes zu bauen, jedoch
Rücksichten auf die Wasser- und Schuluerhältnisse waren
die
Veranlassung, das; ein Vaugrund im Saggen gewählt wurde,
3m Iahre 1886 wurde der Bau, der für 100 Knaben ui»d
ebensoviel Mädchen bestimmt war und auch
eine
Kirche und
Schule in sich schlieften sollte, begonnen. Seine Eröffnung
erfolgte im Herbst des Jahres 1889 in Mimesenheit des Vru-
ders des Kaisers, Erzherzog Kar! Ludwig, sowie des Fürst
erzbischofs Lder von Salzburg, des Fürstbischofs Simon
Mchner von Vriren, des Ministerpräsidenten Gras Taafe
usw. In der Liebe und Vorehrung zu Kaiser Franz Ioses
liest Sieberer am Widmungsstein im Flur des Hauses er-
sichtlich machen,
daft
die Weihe des Hauses in Erinnerung
an dessen 41, Regierungsjahr erfolgte. Kaum war die M>-
stall im Uelriebe, da entschloß sich der edle Stifter auch
einen
Stiftungsfonds beizustellen, indem er alle seine Reali¬
täten, sechs Häuser in Wien und eine Villa in hinter-
meddling,
als
sogenannte Kaiserin-Elisabeth-Stiftung in das
Eigentum des Sieberer'schen Waisenhausfondes iibertragen
liest. Diese Stiftung wurde später durch weitere Hnndert-
tausend-Kronen-StiZtungen, von denen
eine
sogar die Höhe
von 400.000 Kr. ausmachte, vermehrt, so daß sie wahrhaf¬
tig für alle Zeiten
finanziell
gesichert schien. Mies in allem
betrug die Stiftung eine Summe von über 2,800.000 Kronen.
Rührend wirkt für die Nachwelt das Schreiben, mit dem
Herr
non
Sieberer den Willen zur letztgenannten Widmung
kundtat. Am seinen unergründlichen Nohltätigkeitssinn
eini¬
germaßen zu beleuchten,
sei
der Vrief dessen Inhalt anläft-
lich der Innsbrucks Gemeinderatssitzung r>om Z0. Dezem¬
ber 1899 mit Begeisterung aufgenommen wurde, hier zur
Kenntnis gebrachte „Durch die Gnade der Vorsehung ist es
mir um Spätabend meines Lebens noch gegönnt, das neue
Jahrhundert mit einem guten Werke begrüsten zu können.
Meine Waisenstiftling, deren Kreierung und Vervollkomm¬
nung ich mein ganzes Leben geweiht habe, besitzt zwar in
reichlichem Maße Kapitalien, aus deren Erträgnissen 300
Kinder der Stadt Innsbruck erhalten und erzogen werden
können. MIein, da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist,
dasi die Landeshauptstadt durch die Einbeziehung der Vor¬
orte einst
einen
Zuwachs von Hunderten armer, kranker und
erwerbsunfähiger Familien erhält, die sich nach dem Tröste
sehnen, daß ihre Kinder nach ihrem Code ein Nsu.!
finden
möchten, so dürften in diesem
Falle
die bisherigen Ertrag
nisse meiner Wciifenstiftung kaum ausreichen, um auch die
Kosten eines solchen Zuwachses cm armen Waisenkindern
decken zu können. Im Hinblick auf diese
Eventualität
über
reiche ich Ihnen, hochverehrter Herr Vürgermeister, neuer
dings
400,000 Kronen mit der Bestimmung, dast
diese
Summe meinem Waisenfonds
einverleibt
werde. Möge das
neue Iahrhunderl m?ii,e^
geliebten
Landeshauptstadt Glück
und Segen bringen. Dieses wünscht von ganzem Herzen
I. v. Sieberer."
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n k i r ch e> - Nicht nur edle Menschenfreundlich'
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allein bewegte das Herz unseres grosien Wohltäters,
sondern er hatte auch ein lebhaftes Interesse an der
Ver
schönerung und an dem Aufschwünge der Stadt Innsbruck,
So
erfüllte
er im Iahre 1901 einen Lieblingswunsch der
Innsbrucker Bürger, indem er auf
seine
Kosten an Stelle
der beiden ärmlichen Holztürme der Dreifaltigkeitskirche
die
zwei heute bestehenden Türme aufbauen liest,
für
welche
dann Loonhard Lang, ein Freund Sieberers, die Glocken
spendete. Diese Spende betrug rund 150,000 Kronen,
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i n i g u n g s b r u n n
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n ! Ms am !, Iännor 1904
die Vororte Wilten und prad! mit Innsbruck
vereinigt
wur-
den, entschlost sich Herr von Sieberer zur ewigen Erinne^
rung an
die Schaffung von Grost-Innsbruck ein Denkmal,
den Vereinigungsbrunnen am Südtiroler Platze, zu wid
men,'
dasselbe wurde auch tatsächlich am 29, Iuni >90t> der
Stadtgemeindo in feierlicher Weise übergeben, Nähere Da
ten
über diesen Zierbrunnen finden sich in Fischnalers
Inns
briicker Chronik, Vand
II.
Leider
musile
das Denkmal, vom
Stifter selber erdacht, das, wie mir schon hörten, zur
,,ewigen Erinnerung" geschaffen wurde, zur
Zeit
der
natio¬
nalsozialistischen Regierung wegen angeblicher Verkehrs«
behinderung im Jänner 1940 für immer und ewig
ver'
schwinden. Die Kosten der Errichtung betrugen 150,000
Kronen.
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e i se n a
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^ Herr v, Sieberer, dem die ungenü¬
gende Anterkunft der Gemeindearmen im
alten
Mmenhuuse
am Marktgraben hinlänglich bekannt war, ließ, inzwischen
bereits Greis geworden, im Tiroler Iubiläumsjahr 1909 das
prachtvolle Greisenas^I für 200 pfründner in der Ing.-Etze!
Strafte als Kaiser-Franz-Iosef-Iubiläums-Greisenas^! er«
bauen. Seine Majestät benützte diesen Milaft, um dem
hochherzigen Menschenfreunde zum Zeichen der Wertschäl
zung den Freiherrnstand zu verleihen. Ms der Kaiser in
den Migusttagen 1909 bei der Jahrhundertfeier in
Inns
brück
weilte,
besuchte er auch den Neubau des Greisenasizls,
Vegrüftt vom Fürstbischof Josef Mtenweise! von
Vriien
und dem Stifter des Hauses, umgeben vom Erzherzog-
Tronsolger Franz Ferdinand und anderen
Mitgliedern
des
Kaiserhauses und hohen Staats« und Landeswürdenträgern,
betrat am 29. klngust Österreichs Kaiser die Kapelle des
Nsljles, wo er den Schlußstein zum Neubau legte. Darauf
hin übernahm Siebercr selbst die Führung der hohen Ge
sellschaft durch das Gebäude. Dieses gewaltige Vauwerk,
damals mitten in einem großen parke liegend, heute von
einem weiten Garten umgeben, hat abweichend von ähnli
chen Einrichtungen dieser klrt, die bis dahin bloß das
Ollstem der allgemeinen
Schiaffale
kannten, nur Zimmer
mit höchstens zwei Retten- die Geschlechter
sind
zwar qe
trennt,
jedoch hat der Stifter in
seiner
edlen
Mensche»
froundlichkeit Rücksicht
für
Vorheiratete genommen und einen
ganzen Trakl
dieses
grosten Hauses den Ehepaaren gewid
met.
Noch im gleichen Iahre hat die Stadt Innsbruck das
inzwischen
fertiggestellte
Haus zum Geschenk erhalten. Dem
Willen
des Stifters entsprechend wurde es bereits an
seinem
Geburtstage -
II.
Oktober 1909 - von den ersten psründ
ner» in
aller
Stille bezogen. Zum Zwecke der Erhaltimg
des erhabenen Vauwerkos übergab der Wohltäter, dessen
Großzügigkeit wahrhaftig keine Grenzen kannte, dem
Inns
brucker Bürgermeister noch
Obligationen
>m betrage von
W0.000 Kronen,
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n - Eine weitere Süs
iung von 100,000 Kronen vermachte Freiherr v, Sieberer
der IiM5l'!'i,cker
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Stipendien au
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