/ 8 pages
Amtsblatt 1951 Nr. 01 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Search


sblatt

derTandechauMM Mnsdruck

(5 r s ch l' i n t ci >i in .1 I i m M 0 n a t
(5 i n z e l i> >i in in e r ^> l.5,

ch r i f t l c i t n n a, : Rathaus
. Stock Zimmer Nr. 1!)0
or n spreche r Nr. 6371/190

Numiner l

Jänner 1951

14. Jahrgang

l»r. ßgrl llenntt

In der Trauersihung des Gemeinderatcs der Landeshauptstadt Innsbruck am 5. Jän¬
ner 1Y51 würdigte Bürgermeister Or. Melzer die Verdienste des verstorbenen mit folgen¬
den Worten:

Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates!

Oie erste Sitzung/ Zu der der Gemeinderat im neuen Jahre Zusammentritt, gilt einem
tieftraurigen Ereignis. 5lnser Bundespräsident, Or. Karl Renner, wird heute Zu Grabe
getragen. GanZ Österreich ist in Trauer ob dieses Verlustes.

Oie persönlichen und menschlichen Schicksale des verewigten Staatsoberhauptes
Or. Renner sind in den lehten Tagen schon so häufig geschildert worden, daß ich mich wohl
nur auf die markantesten Oaten beschränken darf.

Geboren im Jahre 1870 als dreizehntes Kind in einer bäuerlichen Familie, wurde
Karl Renner schon im jugendlichen Alter gezwungen, sich selbst durch die Mühen und Nöte
des Gebens Zu schlagen. Er studierte am Gymnasium in Nikolsburg, an der Hochschule in
Wien, kam in Beziehungen zur damaligen sozialdemokratischen Partei, erhielt eine Stelle
in der Reichsratsbibliothek, bald darauf aber auch Funktionen seiner Partei, wurde 1Y07
zum Mitglied des österreichischen Rcichsrates gewählt und nach der Revolution im Jahre
1918 wurde er der erste StaatskanZIer des neuen Österreich und führte im Namen Öster¬
reichs die Friedensdelegation in Versailles an. Später war er mehrere Jahre Präsident des
Nationalrates, bis ihn das Unglück des Jahres 1Y34 und der nationalsozialistische Einbruch
in Österreich, so wie viele andere, beiseite schoben. Als wiederum der ^lmbrucl) kam, war
Or. Renner neuerdings damit betraut, an die Spille des neuen Österreich zu treten und
bald darauf wurde er von der Bundesversammlung einhellig zum Bundespräsidenten gewälzt

So sehr nun der Weg von den engen Verhältnissen eines mährischen Oorfes zu den
Prunkräumcn der kaiserlichen Hofburg ungewöhnlich und imponierend ist, noch viel unge¬
wöhnlicher ist das eigenartige dramatische Schicksal, das der Verewigte als das dramatische
Schicksal Österreichs smnbolisiert. Geboren wurde er im ^ahre 1370, also in dem Jalne,
welches im deutsch-französischen Krieg den ersten Erdbobonstoß auslöste, der die «Ordnung
Europas über den ersten und zweiten Weltkrieg zu Fall brachte und in Schutt und Trüm¬
mer legte. Oas Gumnasium besuchte er in Nikolsburg in Mälnen, in jener Stadt, die
einige Jahre vorher nach der verlorenen Schlacht bei Königgräh den Abschluß des Pli-