Nummer
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Seite 3
Ewffmmq dcr crstcn ^nnsbrilckcr Licdlnnqsschnlc
Von Magisnat^rat Dr. Hermann
'!vci
Wer »nl anfüiertsamen blicken die
gebiete von Innsbruck dllrchstreift, wird h
das; in unserer Stadt in den letzten Jahren in den
Naudgebieteil die
Bail
nnd Siedlnngstäligleil schl
stark zugelioinmeii hat. l^ailz besondere
trifft
dies
ini
Gebiete von Wilteuberg, Ivieiltlberg und Lieglaiigcr
zn. Dort wurde »licht nnr der
Milze
Berghang ober
halb des.Gasthofes Peterbrünnl Vollständig verbaut,
sondern anch der Geländestreifen zuüscheil Avlbevg
bahil nnd dem v^lül ist besonders i>n Jahre !'.»'>!
mil
vielen
ileueil Hausern besiedelt worden.
Für das Stadtschulamt entstand iiun das driligeude
Bedürfnis, die in einer während des zweiten Welt
krieges erbauten Baracke untergebrachte zweitklassige
Notschille weiter auszugestalten.
To
Nmrde null
ini
Herbst 1!150 niit dcili
Ban
der
Sieglangcrsckule
be¬
gonnen. Der Entwurf
hiefiir
lehnt sich an Schweizer
Porbilder an u>rd ist als sogenannte „wachsende
Schule" gedacht. In Anlchnnng
ali
die zicnllich nied¬
rigen Siedlungshäuser hat man es vorgezogen, auch
das Schnlgebändc der Umgebung anzupassen und die
vier geplanten Klassenzimmer samt Kindergarten und
den UntersnchnmM'aum für die Mütterberatungsstelle
i>l ebenerdiger Bauweise herzustellen.
Am
lì.
Dezember 195)1
sand
mm die feierliche Er-
öfsuuug des ersten Bauabschnittes (ein großer Klasscn-
',ioei ^l'ebeinaumc nnd die Eingangshalle)
>>eiv>! Bürgernieister Dr. Greiter statt. Im
d^v
iicueu
Bestrebliilgen Nnirde diese Tchnlc
ü,el,r !ül! ^cljülbänten, sondetü m,!
freiem
gestühl, besiehend au<' tischen uud Stühlen,
ausgestattet. Durch diese verschiebbaren (iinrichtnngs-
gegeiislände besteht nnn die Äiöglichkeit, die Anordnnng
der Tische nnd Ttühle
zii
verändern je nach Art der
Unlevrichwstnnde. Als Schulwaudtafel wurde eine
neue Type iu Vern'endnng geiiomineil, welche mit
großen Zeitenklappfl
ugelli
anögestattet ist nnd sich
auch in bestimmten Grenzen
ails-
und abschieben läßt.
Die Bankosten beliefen sich ans 8 3 M.000.—, jene der
Einlichtnng ans 3 29.000.—.
Durch die Fertigstellung dieses ersten Bauabschnit¬
tes ist es möglich geworden, schon jetzt
ini
Siea.lana.er
eine vierklassige Volksschule (zwei Klassen in je einem
Schnlzimmer) einzurichten, so daß sich die Kinder der
ersten vier Schnltlasseu in Zntnuft nicht mehr ans den
weiten Weg in das Stadtinnere begeben müssen.
Zum Abschluß sei dem Wunsche Ausdruck gegeben,
daß diese Schule, wie geplant, in jedem Jähre ein
neues Klassenzimmer erhält, bis der vom Pädago¬
gischen nnd technischen Standpunkt aus unerwüuschte
Wcchseluntcrricht in dieser Schnle in längstens zwei
bis drei Jahren unterbleiben kann.
Johannes Amberg
Gründer des Taubstummeninstitutes, Bischof und Gcueralvikar
Das Lebensbild dieses snr Tirol so bedeutungs¬
volle!! Manues, dessen Gestalt anläßlich der Wieder-
tehr seines 150. Geburtstages nnd seines 70. Todes¬
tages näher gerückt zu weiden verdient, ist in turnen
Zügen folgendes:
Geboren
ill IlMsbrnckMtariahilf,
Innstraße 43,
alii
ätt. Jänner ll^0^ als Sohn eines Bäckermeisters,
getauft auf
dell
Namen Johann Ignaz, besuchte er
nach Vollendung seiner Gymnasialjahrc das theolo¬
gische Seminar in Brixen a. E., wo er am 19. Dezeiu
ber Itt^l
von ^'ürstbischof Karl ^ranz Grasen von
Lodron znm Priester geweiht wnrde. (5r trat hieranf
als Kooperator in die Teelsorge nnd machte bis znm
Jahre ll^tt Dienst in Ar.ams und in seiner Heimat
Pfarrei Mariähilf. Als überans strebsamer Inng
Priester begab er sich hierauf znr weiteren Ansbildnng
iiach Wien, wo ihli gar bald der Anftrag seiires Bi
fchofes erreichte, sich nebenbei anch im Tanbstnmmen
Wesen gründlich vorzubereiten, um nach Abschluß der
Wiener Studien die Lehrerstelle in der in Tirol ;n
gründenden Tanbstummenanslalt übernehmen zn
können. Amberg kehrte, nachdem er bereits im Juni
,1830 niit großem Erfolg seine ^achprüfnng abgelegt
hatte, nach Briren zurück. Dort eröffnete derselbe am
2l. Dezember eben erwähnten Jahres im sogeuami
ten
Auenhanse — auch Dal Niohaus genannt die
tirolischc Taubstummenanstalt mit sieben Zöglingen.
Die hiefür nötigen Eiiirichtiingsgegellstäilde bettelte
der mit großer Hingabe beseelte Mauu, landaus und
landab ziehend, zusammen und tat als Lehrer alles
für die ihn: znr Erziehung und Ausbildung anver¬
trauten armen Kinder. Am 12. November 1835
übersiedelte er mit seinen Tanbstummen von
Brir.cn
in das Solebadgebäude zu. Hall, wo er bis zum Jahre
1838 als Direktor fungierte. Wohl als Anerkennung
für seine großen Verdienste um die (hründnng der
Taubstummenanstalt wnrde der eifrige Priester am
25. Ailgnst 1837 zum Stadtpfarrer nnd Dekali von
Hall ernannt. In dieser Eigenschaft behielt er die
Oberleitnng der Anstalt in seinen Händen. Erst nach¬
dem er
l8l5
als Stadtpfarrer von St. Jakob in
Innsbrnck einzog, mnßle er, wenn anch
schiverei!
Her
',eii'>, von seiner Arbeitsstätte, die ihm in sozialer,
eariialiver
nnd schulischer Hinsicht gar
viele
Kräfte
abverlangt hatte, scheiden. Amlberg stieg aber noch
zii
höheren Ehrenposten ans; er wurde k. k. Schulrat,
181'.» Ehreudomherr an der Brixner Kathedrale, 18<;3
iilsul. Dompropst nnd l8i»5> Generalvil'ar snr Vorarl¬
berg nnd Weihbischof von Briren mit dein Titel eines
Bischofs voll Enropns. Bis
zii
seinem Hinscheiden be¬
wahrte Bischof Amberg das regste
vantereste sur die
durch ihli ins Leben gerufene Anstalt nnd nahm noch
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