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Amtsblatt 1953 Nr. 09 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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der Landeshauptstadt Innsbruck

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Nummer

September 1953

l 6. Jahrgang

Innsbmcker Campingvolschau 1954

Von Mag. -Nat. Dr. Ncttmeycr

Wenn man in Österreich und insbesundcrs auch ini
Land Tirol vor einigen Jahren erstaunt und niauchmal
vielleicht auch etwas mitleidig feststellte, das; uusere west¬
lichen Nachbarn, insbesouders Frankreich, Schweiz, Hol¬
land und Velaren, mit Zelten an den Ufern unserer
schönen Bergsecu sich niederließen, so ahnte man damals
noch nicht, in welch kurzer Zeit diese neue Bcwcguug
auch in unserer Heimat an Bedeutung zunehmen würde.
Wer in diesem Sommer den städt. Campingplatz Nei-
chcnau besucht hat — man konnte feststellen, daß dies
manche Innsbrucker Familien an schönen Sommer-
abendcn mit Vergnügen taten —, war allerdings über¬
rascht, in welch großer Zahl dort ^'»eltc und Wohnwagen
aller Typen sich ein Stelldichein gaben. Aber nicht nur
fremde Gäste aus den westlichen Nachbarländern kamen
in Scharen zu uns, auch bei den Österreichern selbst
fand der Zeltwanderspurt großen Anklang, nachdem er
bisher mehr oder weniger nur von den Pfadfindern,
Paddlern oder sonst vcrciusmäßig organisierten Jugend¬
lichen in größerem Umfange gepflegt wurde. So gehört
es heute, wenn mau in den Innsbrncker Familien her¬
umhorcht, sozusagen schon zum „guten Ton", nicht nur
Badefcrien iu vimini, (Cattolica usw. zu verbringen,
sondern auch am (barbasce gezeltet zu habeu.

Eine neuerliche Wendung für Innsbruck und Tirol
auf dem Gebiete des Eampingwcsens brachte nun der
von der mitteleuropäischen Öffentlichkeit ziemlich unbc-
nicrkt stallgefuudeue In temati ouale (5a mpingkongreß (5ude
Juli l!>'>;; in Kopenhagen, an welchem ich im Auftrag
der Stadtgcmeinde teilzunehmen die Ehre »nd die Ein¬
ladung nach Innsbruck zu überbringen hatte. Den Be¬
mühungen des auf diesem Gebiete sehr rührigen Eam-
pingverbaudes Österreichischer Alpenländer mit dem Sih
in Innsbruck war es nämlich schon anläßlich des vor
jähiigen ^'»eltwaudeiernessens in dcr Schweiz gelungen,
einen Beschluß der !«'. !.<_<. (^. ^I'»ui< lution Ii»l,^rillikm-
N!ll« <^6 lünmrimß 6t, clk (5arliv.il Uli ! Ist ' Internatio¬
nale Vereinigung der Zeltler und Wohnwagentourislcn)
herbeizuführen, daß Innsbruck zum Tresspunlt der ^elt
wanderer aus aller Welt im Sommer l!)5>4 auserkoren
wurde. Wenn mau nuu dedenkt, daß beim diesjährigen
Treffen in Kopenhagen nnr" ca. 2.WO Zeltler ans

allen Himmelsrichtungen zusammeulamcu, um ein paar
Tage in einer großen friedlichen Zclllcrgcmeiuschaft bei¬
sammen zu sein, so kann man sich leicht vorstellen, daß
Innsbruck als wesentlich zentraler gelegene Stadt, so-
zusagcu im Herzen Europas, viel mehr Zcltlergäste zum
Besuche anlocken wird, als dies in Kopenhagen der
Fall war. Der Eampingverband Österreichischer Alpen-
läudcr rcchuct mit eiuer Teilnehmerzahl von mindestens
8.000 Besuchern. Ein solcher Zeltlerkongreß unterscheidet
sich von vielen anderen derartigen Zusammenkünften, welche
nur meist auf eine bestimmte Berufsgruppe oder auf
eine sonstige, ziemlich eng umgrenzte Gemeinschaft ab¬
gestimmt siud. Bei einer solchen ^,eltlersterufahrt finden
sich mit Ausnahme der großen Geschäftsfirmen, welche
in erster Linie aus beruflichen Gründen an dem Treffen
teilnehmen, wirklich auf internationaler Ebene alle jene
Menschen ein, welche in eiuer ucnromantischen Art der
Freude am Naturgcuuß in besonderer Weise Ausdruck
geben. So sahen wir in Kopenhagen, daß der nicht
sonderlich begüterte Zeltler mit Fahrrad und knapper
Ausrüstuug mit gcnnn so großer Freude uud Begeiste¬
rung das alljährlich in einem anderen Lande stattfin¬
dende Zeltlertrcffen besucht wie der offensichtlich schwer
begüterte Wohnwagenbesihcr, der voll Stolz seinen Gästen
die stets aufgeräumte „gnte Stnbe" bis zur modcrust
eingerichteten Kleinküche nnd eingebautem Bad in seinem
Wohuwagen zeigt. Was uns österreichischen Teilnehmern
au diesem Treffen besonders aussicl, war die wirklich
aufgeschlossene und rücksichtsvolle ^elllameradschaft unter
den verschiedenen Nationen, die beispielgebend für manche
unserer einheimischen Sportler sein könnte. Wir hörten
bei diesem Zeltlertrcffen nie ein Wort des Streites, nnd
bei stark benühtcu Gemeinschaftseinrichtungen, wie Post¬
amt, Waschpllch, >t0chslelleu uud dgl., mußte mau ein
ausgesprochen nwhltiiend rücksichtsvolles Benehmen aller
Teilnehmer feststellen. Es war wirklich sehr unterhaltsam
und auch lehrreich für die Teilnehmer, zwischen den Zelten
nnd Wohnwagen zu spazieren uud sich mit den Insassen
uud ihren Genwlmheiten uud Gebräuchen vertraut zu
macheu. Es soll dabei gerechtcrweise nicht verhehlt werden,
daß dieser Eamvingsport auch zn gewissen Auswüchsen
führt. So fiel uns bei manchen ausländischen Zelten