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Amtsblatt 1956 Nr. 04 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt dcr Vandeöhanptstadt Innsbruck

Num inn' 4

jähre 1952 und 1953 die Entlastung erteilt. Den Rech¬
nungsabschlüssen 1952 und I!!.'»: wurde zugestimmt.

Der Hauptgegeustand der Sitzung, der Iahresvor-
anschlag 195l>, wurde mit einem ausführlichen Bericht
des Finanzreferenten, Stadtrat Dipl.-Ing. Hradetzky,
eingeleitet, der einen Überblick über die Entwicklung
der Stadtfinanzen gab und den Voranschlag als ein
Spiegelbild der inneren Haltung der Bewohner und
der Vertreter der Gemeinde bezeichnete.

In der nun folgenden allgemeinen Wechselrede
sprach Gemeinderat Dr. Seykora für die Arbeits¬
gemeinschaft der gekoppelten Listen, Gemeinderat
Obenfeldner für die Sozialistische Fraktion, Stadtrat
Gamper für die Wahlpnrtei der - Unabhängigen,
Stadtrat Maier für den Öfterreichischen Arbeiter-,
Angestellten- und Veamtenbund und Gemeinderat
Pettauer für die Kommunisten und Linkssozialisten.
Es wurden die Programmpuntte und Auffaffungen
der Fraktionen dargelegt und zum Voranschlag ein¬
zelne Vorbehalte geäußert.

Nach einer ausführlichen Stellungnahme zum Wirt¬
schaftsplan und zur Gebarung der Stadtwerke, die
oon Gemeinderat Weber für die Arbeitsgemeinschaft
der gekoppelten Listen, von Stadtrat Dr. Knnst für
die Sozialistische Fraktion und von Stadtrat Dr. Denz
für die Fraktion der WdU abgegeben wurde, schloß
Bürgermeister Dr. Greiter die Sitzung, die am näch¬
sten Tag fortgesetzt wurde.

Die Gruppen des Voranschlages wurden der Reihe
nach durchberaten, Stadtrat Dipl.-Ing. Hradetzky
schickte jeweils eine Erläuterung voraus.

Zur Gruppe 0 „Allgemeine Verwaltung" führte
Bürgermeister-Stellvertreter Süß aus, daß der Ge¬
samtaufwand für das Personal die Vorjahressumme
um rund 4 Millionen Schilling übersteige und fast
40 Prozent der Gesamtausgaben erreiche. Die Be¬
mühungen um eine Verminderung des Personalstan¬
des müßten fortgesetzt werden, doch wäre eine Ver¬
waltungsreform von oben notwendig. In absehbarer
Zeit dürfte damit nicht zu rechnen sein, weil die Auf¬
gaben und die Belastungen der Gemeinden größer
würden. Bürgermeister-Stellvertreter Süß dankte
allen Beamten der Hoheitsverwaltung und der Stadt¬
werke, besonders den Mitgliedern des Personalaus-
schusses, für die geleistete Arbeit.

Gemeinderat Dr. Knoll verglich den heutigen Per¬
sonalstand mit dem des Jahres 1988 und erklärte,
daß der Personalstand nicht als überhöht angesehen
werden könne. Er drückte die Hoffnung aus, daß der
Gemeindcrat in sozialer Weise die Ausführungsbe¬
stimmungen zum neuen Dienstrecht der Beamten der
Landeshauptstadt Innsbruck beschließe.

Stadtrat Dr. Winter wandte sich dagegen, daß durch
den immer wieder erhobenen Schrei nach einer Ver¬
waltungsreform der Eindruck erweckt werde, als ob
ein Teil der öffentlich Bediensteten überflüssig wäre.
Im Bereiche der Innsbrncker Stadtverwaltnng wären
nicht zuviel Beamte, aber dennoch bemühe man sich,
weiteres Personal einzusparen.

Gegen die Zusammensetzung der Personalvertretnng
des Stadtmagistrats nahm Stadtrat Gamper Stel¬
lung, der erklärte, daß 2? Prozent der Wähler leine
Vertretung gefunden hätten.

Gemeinderat Prazeller wiederholte die Feststellung,
daß der Stand an Beamten, Angestellten und Ari
beitern nicht zu grüß wäre, und meinte, die häufigen
Hinweise ans die Höhe des Personalauswandes tonnten
den Anschein hervorrufen, als ob man die Ausgabe
dieser Gelder bedaure und sie lieber woanders aus¬
geben würde. Tntsächlich wäre aber der Lohn, der für
die Arbeit aufgewendet würde, immer noch bescheiden.

Auf die Ausführungen des Stadtrates Gamper
erwiderte Gemeinderat Dr. Knoll, daß die Personal-
uertrelung des Stadtmagistrates auf Grund freier
Wahlvorschläge, die im Rahmen der Gewerkschaft
eingebracht werden konnten, frei gewählt worden
wäre. Eine Liste des VdU wäre nicht eingereicht wor¬
den.

Hierauf wurde die Gruppe 0 und anschließend,
ohne Aussprache, die Gruppe 1 „Polizei" angeiwm-
men.

Zur Gruppe 2 „Schulwesen" wies Stadtrat Dipl.-
Ing. Hradetzky darauf hin, daß in diesem Jahre die
Lasten für die Bundesschulen zum erstenmal weg¬
fielen, was die Ersparung von einer halben Million
Schilling bedeute.

Gemeinderätin Kaiser forderte, daß mit dem Bau
der für Pradl geplanten dreißigklassigen Volksschule
bald begonnen werde. Auch eine nene Hanptschnle
wäre für Pradl notwendig. Sie hob die einheitliche
Auffassung hervor, die es ermöglicht hätte, in der
Mandelsbergerschule Berufsschulen unterzubringen,
und drückte den Wnnsch aus, daß künftig eine so ein¬
heitliche Auffassung in allen entscheidenden Fragen
herrschen möge. Nach einem kurzen Hinweis auf die
Schulverhältnisse, wobei sie die Notwendigkeit der
Errichtung eines zweiten Realgymnasiums aufzeigte,
wiederholte Gemeinderätin Kaiser ihre seit Jahren er¬
hobene Forderung, daß der Gemeinderat die unent¬
geltliche Veistellung von Lernmitteln an alle Pflicht-
fchüler der Stadt Innsbruck beschließe.

Gemeinderätin Oberhammer betonte, daß die Förde¬
rung der Schnlen allen Fraktionen am Herzen liege,
und trat für den Ausbau der Hilfsschule und für die
Einrichtung von Turnsälen ein.

Auf die Verhältnisse im Vundesrealgymnasium
wies Gemeinderat Dr. Vinatzer hin, der betannlgab.
daß Heuer zum erstenmal Wechselunterricht eingeführt
werden mußte. Er richtete an die Stadt die Aufforde¬
rung, für den Bau eines zweiten Realgymnasiums
in Pradl einen Grund zur Verfügung zu stellen
und einen Teil des Aufwandes als verlorenen Zu¬
schuß zu geben.

Im Ramen der Wirtschaftskreise dankte Stadtrat
Stoll für die Unterbringung von Berufsschulen im
Gebäude der Mandelsbergerschule. Er befürwortete
den Bau eines Heimes für Lehrlinge, die in Inns¬
bruck keine Unterkunft besäßen, ferner die Überlas¬
sung eines Grundes an die Vundcsgewerbeschule, da¬
mit diese in der Höttinger An einen Schulbauhof er¬
richten könne.

Moderne Unterrichtsbehelfe. wie Geräte für den
Schulfunk, Plattenspieler, Tonbandgeräte, Filmgeräle
usw.. sollten, wie Gemeinderat Prazeller ausführte,
wenigstens für die Hauptfchuleu augeschasft werden.

Stadtrat Gamper stellte zur Erwägung, ob man in
Innsbruck, wie in anderen Städten, schwach befahrene