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Amtsblatt 1956 Nr. 12 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 12

bestand noch die schwere Belastung durch die Be¬
satzung. Mit Ausnahme der Inanspruchnahme der
Wohnungen waren mil der Besatzung verhältnis¬
mäßig gute Beziehungen hergestellt worden, und so
war die Aufgabe der nächsten sechs Jahre eigentlich
die Beendigung der Kriegszeit und der Reubau der
Stadt. Unsere Stadt hat an dem allgemeinen wirt¬
schaftlichen Ausschwung teilgenommen. Bürgermeister
Dr. Melzer war es leider nicht mehr vergönnt, jenen
Tag im Juli vorigen Jahres zu erleben, an dem die
Fahne der Fremdmacht von unserem Negierungsge-
bäude auf dem Landhausplatz verschwand und Not-
Weiß-Not in die Höhe gezogen wurde. Dieser Tag
brachte uns nach lOjährigem Leid die Erfüllung aller
Hoffnungen, den Lohn der Bevölkerung für ihr Aus¬
harren und für die Behauptung ihres Freiheits¬
willens in allen Schichten gegenüber den vielen Ge¬
fahren, die unser Vaterland bedrohten.

In dieser Zeit gelang es mit Hilfe aller daran Be¬
teiligten, der Angestellten der Stadt, aber auch der
Bevölkerung und selbstverständlich des Gemeinde¬
rates, die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt zu
verbessern. Ich darf vielleicht einige markante Punkte
aufzeigen! Die Vollendung des Mühlauer Trink-
wassertraftwerkes, die Vereinigung der Schweizer
Anleihe und der Nückstellungsansprüche gegen das
Land, die Vollendung der Konzert-Kurve sowie der
Landesberufsschule und viele, viele andere Aufgaben.
Es ist klar, das; dies nicht als Verdienst einzelner in
Anspruch genommen werden tanni der Dank gebührt
allen, die daran gearbeitet haben.

Insbesondere möchte ich die Gelegenheit benutzen,
um den ausscheidenden Gememderatsmitgliedern den
herzlichen Dank der Gemeinde für ihre Mitarbeit
auszudrücken. Es sind dies.' Cabas Bruno, Dr. Denz
Egon. Großegger Franz, Ing. Händl Richard, Mar-
tinstetter Anton, Mauler Karl, Pettauer Felix, We¬
ber Karl, Weyrer Paul.

Ich möchte meine Ausführungen schließen mit dem
Dank an alle Gemeinderatsmitglieder. alle Beamten.
Angestellten und Arbeiter der Stadt. Ich wünsche der
Stadt eine glückliche, aufwärtssteigende Entwicklung,
ich wünsche meinem Nachfolger Glück und Segen für
seine Arbeit!"

Nachdem der Bürgermeister geendet hatte, wurden
Dr. Theodor Senkora, Franz Gaftl und Dipl.-Ing.
Otmar Nhomberg zu Stimmenprüfern bestellt.

Für die Wahl des Bürgermeisters reichte die Sozia-
Iistische Fraktion einen auf Dr. Karl Kunst lautenden
Vorschlag ein, ein Antrag der gekoppelten Listen der
ÖVP sah Dr. Alois Lugger für dieses Amt vor. Der
erste Wühlgang brachte mit

l8 Stimmen für Dr. Alois Lugger,
!5 Stimmen für Dr. Karl Kunst,
7 Stimmen für Otto Gamper. die aber ungültig
waren, weil für ihn lein Vorschlag vorlag,

tcin^ Entscheidung. Die Stichwahl ergab

18 Stimmen für Dr. Alois Lugger.
15 Stimmen für Dr. Karl Kunst,
? leere Stimmzettel.

GN. Dr. Lugger erklärte, seine Wahl zum Bürger¬
meister anzunehmen.

Für die Besetzung der Stelle des ersten Vürger-
meisterstellvertrelers brachte nur die Sozialistische
Fraktion einen Antrag ein, der auf Hans Flöckinger
lautete. Er erhielt ^ Stimmen. 18 Stimmzettel iva
ren leer. GN. Flöckinger nahm die Wahl an.

Für den Posten des Zweiten Bürgermeisterstellver
treters schlug die Freiheitliche Partei Otto Gamper
vor. Der Antrag trug sieben Unterschriften und wurde
von GN. Dr. Otto Winter (SPÖ) unterstützt. Die
Gemeinderatspartei der ÖVP schlug Heinrich Süß
vor. Die Wahl brachte

22 Stimmen für Otto Gamper,
18 Stimmen für Heinrich Süß.

GN. Gamper erklärte, die Wahl anzunehmen.

Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung er¬
schien, durch Bgm. Dr. Greiter begrüßt, Landeshaupt¬
mann Ötonomierat Alois Grauß, der dein neuge¬
wählten Bürgermeister Dr. Alois Lugger das Gelöb¬
nis abnahm und nach einer Würdigung der Ent¬
wicklung, die die Stadt in den letzten Jahren genom¬
men hat, ausführte!

„Viel wurde in Innsbruck seit dem Ende des zwei¬
ten Weltkrieges geschaffen. Aber noch viele Aufgaben
stehen der neuen Gemeindevertretung gegenüber. Ich
danke dem Herrn Dr. Greiter für seine mehr als
5V2jährige Tätigkeit als Bürgermeister dieser Stadt.
Unentwegt opferten Sie Ihre letzte freie Minute, uni
den zahlreichen Repräsentationspflichten eines Stadt¬
oberhauptes nachkommen zu können. Ihre ausglei¬
chende und vermittelnde Art förderte die gedeihliche
und nutzbringende Zusammenarbeit des Gemeinde-
rates und des Stadtrates.

Im Namen der Tiroler Landesregierung wünsche
ich dem nunmehr neugewählten Bürgermeister in sei¬
nem Amte viel Glück und Erfolg. Durch das Ver¬
trauen des Gemeinderates wurden Sie, Herr Bürger¬
meister, dazn berufen, das Wert Ihres Vorgängers
fortzusetzen und der Bevölkerung in ihren Sorgen und
Nöten beizustehen. Mögen Sie, Herr Bürgermeister,
bei Ihren Entscheidungen stets im Geiste und in der
Art des Landes handeln, dessen Hauptstadt die Ihnen
anvertraute Gemeinde ist. Möge Gott seine schützende
Hand über die Landeshauptstadt Junsbruck halten!"

An die neugewählten Vürgermeisterstellvertreter.
die er ebenfalls angelobte, richtete der Landeshaupt¬
mann folgende Worte:

..Meine sehr verehrten Herren Bürgermcisterstcll-
vertreter! Zn Ihrer Wahl spreche ich Ihnen meine
herzlichsten Wünsche aus. Mögen Sie dem Bür¬
germeister jederzeit unterstützend zur Seite stehen
und in dem Ihnen überantworteten Wirtungskreis
zum Wohle der Stadt Innsbruck nnd ihrer Bürger
tätig sein. Tiroler Art und Tiroler Geist mögen auch
aus Ihreu Entscheidungen nnd Taten stets zu cr-
lennen sein!"

Bgm, Dr. Greiter dankte dem Land^.'Iinupininnn
für die Durchführung der Angelobung, Er erklärte
seine Amtsläliglcil für beendet und übergab Bgm.
Dr. Lugger den Vorsitz, der ihm nun das Gelöbnis als
wiedergewähltem Gemeinderat abnahm.