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Amtsblatt 1957 Nr. 02 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Nummer

Februar 1957

20. Jahrgang

Stadtbaudirektor a. D. Konzert - 80 Jahre alt

Von dor breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt, hat
vorigen Monat ein Mann sein achtzigstes Lebens¬
jahr vollendet, der es wie selten einer verdient, an
dieser Stelle besonders genannt zu werden. Es ist
dies Stadtbaudirettor a. D. Dipl.-Ing. Fritz Konzert,
der im Hause Herzog-Otto-Straße 6 im Ruhestand
lebt. Jeder, der ihn näher kennt, wird freudig be¬
stätigen, daß der hochangesehene Jubilar — obzwar
er bereits den Achtziger überschritten — sich die Vi¬
talität und Lebensfrische eines gesund aussehenden
Sechzigers erhalten hat. Freilich zählt Dipl.-Ing.
Konzert nicht zu den Stubenhockerni täglich unter¬
nimmt er Spaziergänge in die nahe und weitere
Umgebung. (5s ist begreiflich, wie sehr dabei des Vau-
fachmannes Geist und Gemüt durch all die vielen
Bauprobleme von heute, die in Innsbruck, seiner Va¬
terstadt, auftreten, dauernde Anregung für stets neue
fachliche Betrachtungen erhalten. Trifft man mit der
in unserer Stadt höchst populären Persönlichkeit zu¬
sammen, dann kann man interessante Einzelheiten
aus ihrer Jugend erfahren. Dipl.-Ing. Konzert er¬
innert sich beispielsweise noch genau, mit seinem
Vater am Bahnschranken in der Leopoldstraße ge¬
standen zu sein, als nach der Eröffnung der Ober¬
inntalbahn am 1. Juli 1883 der erste Zug vorbeige¬
pustet ist. Auch in der Folgezeit trieb es den jungen
Konzert recht oft an jene Stelle. An diesem neuralgi¬
schen Punkte stehend, hörte er die Menschen, die sich
am Schranken hüben und drüben stauten, Äußerun¬
gen tun, die ihm arg mißfielen; er war auch Zeuge,
wie Menschen wegen der dauernden Verkehrsstockung
an dieser Straßenstelle Verwünschungen ausstießen,
fluchten und donnerwellerlen, Für den bedächtigen
jungen Konzert bedeuteten solche Begebenheiten nicht
nur Erlebnisse alltäglicher Art. vielmehr stimmten sie
den für das Baufach Berufenen nachdenklich und
ernst. Damals schon begann Konzert zu grübeln und
zu sinnen, wie sich das große iibel der Verlehrsslok-
tung in der Leopoldstraße doch noch beheben lassen
würde. Jahrzehnte mußten vergehen, bis das Pro¬
blem der Konzertkurvc eine praktische Lösung erfahren
konnte. Konzert, ihr geistiger Urheber, mußte vorher
noch Mittel- und Hochschulen absolvieren, Notzeiten
und Kriege überleben und sich der Lösung anderer

Probleme zur Verfügung stellen, ehevor an sein grö߬
tes Lebenswerk Hand angelegt werden konnte. Die
Freizeit seiner Jugend rucir ausgefüllt mit sportlicher
Betätigung. Im Sommer verschrieb er sich dem
idealen Wandern und Bergsteigen, in späteren Ja
ren unter anderm auch der Fischerei,' während des
Winters bediente er sich im Verein mit den ersten
Pionieren des Skisportes der Brettln, die ihm man¬
ches Iugenderlebnis einbrachten.

Eine knappe Darstellung des cui-i-iculum vitae des
bescheidenen Jubilars möge im folgenden noch nach¬
geholt werden. Als Sohn des Tischlermeisters Michael
Konzert und der Frau Aloisia geborene Socher am
25. Jänner 1877 in Innsbruck, Erlerstraße 15, gebo¬
ren, besuchte er nach Absolvierung der Innsbrucker
Oberrealschule die technischen Hochschulen von Wien
und Graz. Nach Beendigung des Hochschulstudiums
trat Dipl.-Ing. Konzert im Jänner 1902 in den
Dienst der großen Innsbrucker Vauunternehmung
des Ingenieur Josef Riehl. Hier fand der junge
Vautechniker reichliche Gelegenheit, durch vier Jahre
bei Projektierungen und Bauten vieler Art sich
praktisch zu betätigen. Erinnert sei bloß an
den Bau der Stubaitalbahn, an die Projektierung
der Montafonbahn, der Bahn von Vruneck nach Sand
ill Täufers und der Mittenwnldbahn. Beim Vahn-
streckenbau Neutte bis zur Landesgrenze hatte Dipl.-
Ing. Konzert die Bauleitung in ne. Im Jahre 1W5
erfolgte sein Eintritt in dieDienste der Ctndtgemeinde
Innsbruck, wo ihn ein neues umfangreiches Betäti¬
gungsfeld insbesondere auf dein Gebiete der Stadt¬
planung und Stadlpolizei erwartete. Alsbald lagen
auch Bauleitung und Durclifiilirung bei der Errich¬
tung des Volksbades in der Herzog-Otlo-Straße und
des städtischen Dampfbades in der Enlurner Straße
in seinen bewährten Händen. Ende der Zwanziger-
jahre war Oberbaurat Konzert, ausgestattet mit rei¬
chen Erfahrungen im Bau von Vollbädern, nerant-
worllicher Erbauer des Hallenschwimmbades an der
Gaswertbrücke. Gleichfalls war er bei der Errichluug
von Schulen und anderen städtischen Betrieben sowie
bei der Aufführung zweier Woliliblocts iu Pradl ein¬
flußreich tätig. Ebenso soll bei dcr Auszählung seiner
Werte die ideenreiche Anleauug der träumerisch schö-