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Amtsblatt 1958 Nr. 05 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 5

für das vom Änderungsplan erfaßte Gebiet,
Der Änderungsplan Nr. 1l)/c> zum Teilbebauungs¬
plan Wilten-Süd im Vereich der Wiltener Felder. Ein
Antrag des GR. Dr. Knoll. für einen Teil der verlän¬
gerten Nenhanserftraße eine Straßenbreile von 12 >>,
einschließlich der Gehsteige festzulegen, erhielt nicht die
Mehrheit des Gemeinderates. Bürgermeister Dr. Lug¬
ger regte an, bei der Planung alle technifchen Mög¬
lichkeiten auszuschöpfen. Es soll das Stadtbild mit den
Kirchenbaulichteiten in diesem Gebiet auf alle Fälle

gewahrt bleiben und das Industriegebiet möglichst
gegen Westen verschoben werden.

Der Änderungsplan Rr. 93/d zum Bebauungsplan
Nr. 892. Mandelsberg, und der Teilbebauungsplan
Nr. W/n.ttinger-Au-Slraße-Nord. zwischen Maria-
hilfer Kirche und Univcrsitätsbrücke wurden ange¬
nommen.

Auf Grund des ebenfalls genehmigten Änderungs
planes Neichenau Nr. 63/p können 200 Wohnungen
mehr erstellt werden, als es nach dem alten Plan
möglich gewesen wäre. Schi

Gedenken an Diplom Ingenieur Architekt Franz Wiesenberg

Am Karsamstag, den 5. April d. I., riß der Tod
wiederum eine Lücke in die Reihen der städtischen
Ruheständler! Oberbaurat i. N. Dipl.-Ing. Architekt
Franz Wiesenberg erlag unerwartet einem Herzschlag.

Im nachstehenden versuche ich, den Werdegang, das
Schaffen und Wirken dieses pflichteifrigen, ganz von
seinem Berufe erfüllten Beamten aufzuzeigen und die
trockenen biographischen Daten zur besseren Kenntnis
seiner Persönlichkeit durch einige kleine Bemerkungen
zu ergänzen.

Wiesenberg wurde im Jahre 1888 in Wien geboren,
kam mit fünf Jahren nach München, besuchte dort die
Volksschule, die Real- und Oberrenlschule und schloß
die Studien an der Architekten-Abteilung der Techni¬
schen Hochschule in München mit der Diplom-Haupt¬
prüfung am ?. August 1911 mit gutem Erfolg ab.
In einem Empfehlungsschreiben vom selben Monat
bezeugte sein Lehrer im Entwerfen, Professor Dr. F.
o. Thiersch, daß Wiesenberg „seine Studien mit aner¬
kennenswertem zielbewußten Fleiß betrieben und
dabei eine geistig vertiefte nnd künstlerisch tüchtige
Veranlagung bewiesen habe".

Er arbeitete hierauf im Baubüro des Professors
Dr. German Vestelmeyer als Bauführer und an¬
schließend daran als Architekt in einem mit dem Van
des Münchner Gcwerkschaftshauses betrauten Vauge-
schäft. 1913 trat er beim Tiroler Landesbauamt ein,
wurde 1918 zum Leiter der zu errichtenden Wieder-
aufbanabteilung in Innichen bestellt und kam, nach
Verlust dieses Gebietes an Italien, von der Tiroler
Landesregierung für die „mehrjährige opferfreudige
und erfolgreiche Tätigkeit" bedankt und remuneriert,
am 1. Juli 1920 in den städtischen Dienst, wo er in der
Hochbauabteilung bis zu seinem Ausscheiden tätig war.

Neben den baupolizeilichen Aufgaben wurden ihm
Entwurf und Bauleitung in folgenden Bauvorhaben
übertragen.' 1922 Umbau des Hauses Vurggraben 3,
der sogenannten ...Hauptwache", eines Gebäudes, das
ursprünglich die Hofstallungen des Kaifers Maximi¬
lian beherbergte, zu einem eigenen städtischen Polizei¬
gebäude. 1922/26 Umbau des Ferraripalais zu einem
Unterrichtsgebäude für die Vundeslehranstalt für ge¬
werbliche und wirtschaftliche Frauenberufe! infolge
seines bewahrten vornehmen historischen Eharatler^
zählt es zu den schönsten der staatlichen Frauen
berufsschulen Öfterreichs. 1926/27 Erweiterung und
Modernisierung des städtischen Westfriedhofes' die
Neuanlagen bestanden aus einer Einsegnungshalle
mit Vorhalle an Stelle der früheren Kapelle, deren

Frontmauer mit Fresken des Malers Plattner aus
1864 unversehrt übernommen wurde, aus zwei Lei¬
chenhallen, einem Wohn- und Verwaltungsgebäude
und aus einem eigenen Urnenfriedhof. 192? durch¬
greifender Umbau des Bühnenhauses des Innsbrucker
Stadttheaters, heute Tiroler Landestheater, mit be¬
deutender Erhöhung des Bühnenhauses, die den Ein¬
bau einer Rundhorizontanlage ermöglichte' die Pläne
für die technischen Anlagen und für die gewall ige
Eisenkonstruktion, durch die der feuergefährliche Holz¬
bau im Bühnenhaus ersetzt wurde, lieferte der tech¬
nische Direktor der Bayrischen Staatstheater A. Rall.

Eine eingehende fachliche Würdigung der aufgezähl¬
ten Arbeiten findet sich in der Monographie „Das
österreichische Bauwesen" (1928) und im Buch „Die
tirolische Landeshauptstadt Innsbruck" (1929) ans der
Feder des ehemaligen Stadtrates Settionschef Ing.
Rudolf Schober.

Dankbar gedenke ich dor Kleinarbeit der im Jahre
1923 — im Anschluß an die Übersiedlung des Polizei-
nmtes in das eigene Amtsgebäude — begonnenen
Neugestaltung und Einrichtung der Amtsräume des
Rathauses; Ing. Wiesenberg erleichterte mir durch
sein verständnisvolles Eingehen auf meine Inten¬
tionen die damals sachlich gebotene Umgruppierung
des Stadtvorstandes und der Beamten. Die letzte
Arbeit dieser Art leistete Wiesenberg 1929 mit der
Ausgestaltung des sogenannten ^ang-Traktes. der
Ende 1911 einem Bombenangriff zum Opfer fiel.

Seit dem Eintritt der Weltwirtschaftskrise »nd de»
damit verbundenen Gelotnnppheit gab es siir ihn
keine Entwurfsaufgabe und keine Vauführnng >>n'l,r,
er hatte sich ausschließlich auf die baupolizeilichen
Agenden zu konzentrieren, die er wohl aus dem
Heimatfchutzgedanten der Verwirklichung bodenstän¬
diger Baugestaltung heraus — eifrig und unverdros¬
sen besorgte. Als Bürgermeister Fischer noch im Herbst
193? den Wettbewerb zu einem Kongreß- und Fest¬
spielhans an Stelle dc-r Dogana ermöglichte, bot sich
ihm in den Vorbereitunc/lsarbeiten nnd der Durch¬
führung eine anregende Abwechslung; auf seinen Vor¬
schlag war sein erster Dielistgeber. Geheimrat Profes¬
sor Dr. Bestelmeiier. der durch seinen Entwurf des
Bibliothets- und Saalbaues des Deutschen Museums
in München berühmt geworden war, nl^ einer der
Preisrichter gewonnen worden.

Seine im Ausgabenlreis des Vereines für Heimat¬
schutz nnd Heimatpflege mit anderen Fachmännern
und in Fühlung mit dem Landcsoentmalaml uorge