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Amtsblatt 1958 Nr. 05 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 5

Freiwilligen Feuerwehren Groß-Innsbrucks seit 1!» i.»
und Aus der Chronik der Feuerwehrmusik Inns¬
bruck". Die im Verlauf ihres hundertjährigen Bestan¬
des von der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck be¬
kämpften Großbrände findet man in einer eigenen
Liste, chronistisch geordnet, vor. Von nicht geringerem
Interesse sind auch die Beiträge Feuerlöschgeräte in
Innsbruck seit dem Jahre 1W0", Der gegenwärtige
technische Stand im Feuerwehrwesen", „Die Feuer¬
wehrschule des Landes Tirol" und „Tirols Vorsorge
für den Abbrändler". Ein dichterischer Festgruß be¬
schließt den Inhalt, dem Geleitworte von Vürger-

!.">" meister Dr. Lugger, Vizebürgermeister Hans Flöctin-

ger. Landeshanplmann Dr. Hans Tscliiggsre», Lan-
oes-Feuerwehrtommandant Dipl.-Ing. Anlon Orgler,
Polizeipräsident und Präsident des Österreichischen
Buudes-Feuerwehrverbaudes sowie vom Feuerwehr-
Bezirtskummandanten Hans Kuen vorangestellt sind.
Dem reichhaltigen Text ist ein ebenso umfangreiches
Bildmaterial beigefügt. Eine besonders wertvolle
Beigabe stellt vor allem das Titelbild der Festschrift
dar, das Hans Mueltschers Statue des heiligen Flo¬
rian in ritterlichem Harnisch zeigt.

Zum Illbilmlmsfestzug der Innsbrucker Feuerwehr

Das Zusammenstellen eines historischen Festzuges
ist eine heikle Angelegenheit. Würde und Lächerlich¬
keit oder Kitsch liegen nämlich zu nahe beieinander.
Wenn auch die Auswahl eines Leitgedankens meist
einfach ist, so erweist sich dessen Durchführung dann
doch als schwierig und oft recht kostspielig. Bei irgend¬
einem Ortsjubiläum sind zum Beispiel Darstellungen
von Bildern aus der Ortsgeschichte besonders beliebt,
wenn aber dann der Gründer, vielfach eine hohe welt¬
liche oder geistliche Persönlichkeit, auf einem groß-
vaterstuhlartigen Thron mit spärlichstem Gefolge her¬
anrollt und vielleicht kurz später eine Almhütte mit
einer Schuhplattlergruppe, dann dürfte kaum die
geschichtliche Vergangenheit jenes Ortes eindrucksvoll
vor Augen geführt werden.

Die Innsbrucker Feuerwehr nun hat in ihrem Iu-
biläumsaufmarsch, der schon allein, wenn man die
Zahl der in- uud ausländischen Gratulationsdeputa-
tionen überblickt, recht ansehnlich war, eine historische
Übersicht über die Entwicklung der Fcuerloschgeräte
eingebaut, die eine besondere Erwähnung verdient.
In siebzehn Gruppen, zumeist pferdebespannte Lösch¬
wägen, wurde da die Entwicklung der Löschgeräte
in den letzten dreihundert Jahren vor Augen geführt.
Ein einheitlicher Gedanke! in jeder Gruppe war das
Löschgerät, ob Pumpe, Spritze oder Leiter die Haupt¬
sache, der Blickfang, um den sich dann einige in ent¬
sprechende Kostüme gekleidete Löschpersonen unauf¬
dringlich gruppierten. Diese Schau war überaus lehr¬
reich. Mancher von den vielen hundert Zuschauern
wird da vielleicht erstmals erkannt haben, warum die
alten Ortschroniten immer wieder von verheerenden
Bränden berichten. Beim Anblick dieser primitiven
Pumpwerkzeuge, wie auch der Wassereimer, die kaum
größer als ein Zylinderhut waren, wird sich wohl
niemand wundern, daß etwa ein brennendes Altstadt¬

haus eine akute Gefahr für die gesamte Altstadt dar¬
stellte. Als im Jahre 1770 in Wilten Kinder in einem
Schauspiel die Hölle sahen, da versuchten sie das Höl¬
lenfeuer in einer Tenne nachzuahmen. Diesem Ver¬
slich fielen zwölf Bauernhäuser zum Opfer. Hente
würde die Verufsfeuerwehr, wenn nicht gerade ein
besonderer Föhnsturm bläst, sogar noch das zur Tenne
gehörige Haus retten können.

Während des Festzuges stand im Tore des Rat¬
hauses der Vereitschaflswagen der Berufsfeuerwehr
mit seiner Mannschaft. Wenn das Alarmsignal erlönt
wäre, wäre diese Handvoll wohlgeschulter Feuerwehr¬
männer in etwa einer halben Minute voll einsatzbereit
ausgefahren, um in jedem Brandfalle ohne Zeitver¬
lust einzugreifen. Werfen wir da noch einen Blick auf
das berühmte alte Rom! eine Mietskaserne, vollge¬
stopft mit Bewohnern, brennt: städtische Feuerwehr
gibt es keine, aber der habgierige Gülerspekulant
Erassus hält sich eine Privatfeuerwehr von fünf¬
hundert Mann, die jedoch erst dann eingreifen darf,
wenn der verzweifelte Hausbesitzer sein Haus, um
wenigstens noch etwas für seine Tasche zu retten, dein
Crassus eiligst um einen Pappenstiel verkauft hatte.
Hier scheint die „gute alte" Zeit doch einer ..besseren
neuen" gewichen zu sein.

Als Wunsch bleibt schließlich, daß die gezeigten allen
Löschgeräte irgendwo einen gemeinsamen Aufstel¬
lungsort finden möchten. Wenn auch das eine oder
andere Leihstück wieder in seinen Heimatort zurück¬
kehren muß, so sollten wenigstens die Innsbrucker Ge¬
räte und jene seiner Umgebung in Innsbruck ein
würdiges Heim bekommen. Wenn in nicht allzu ferner
^eil die neue Innsbrncker Feuerwache, vermullich in
Pradl. gebaut wird, dann könnte vielleicht dort ein
größerer Raum als Feuerwehr-Museum eingerichtet
werden. Dr. K. Schadeldau^i

Zur Ausstellung: Maria Theresia und Tirol

Dr. Karl Schndeldaner

Die am 17. Mai d. I. in der Hofburg eröffnete
Ausstellung setzt die Reihe bedeutender Innsbrucks
Kunstausstellungen seit 1M5 würdig fort. Sie soll nach
Ansicht ihrer Veranstalter in erster Linie eine Ange¬
legenheit der Innsbrucker sein. War doch Innsbruck

die einzige Provin^stadt in der großen Monarchie,
'.u der die Kaiserin Maria Theresia nähere, wenn
auch leider schließlich vou tiefstem Leid getrübte Be¬
ziehungen Halle. Gerade in der Stadl, die sich die
Kaiserin im Ialire <7l!,', für ein besonder vnmlnol-