der Landeshauptstadt Innsbruck
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Nr. > 9 0
71 /190
Nummer l^
Dczembcr
'25. Jahrgang
Rückblick
Die Feiertage am Jahresende geben vielen Men¬
schen Zeit für einen besinnlicheil Rückblick auf das ver¬
gangene Jahr. Es wird dabei abgewogen und erörtert,
ob es ein gutes oder böses Jahr gewesen, ob man recht
gehandelt oder manches hätte besser machen tonnen
und so weiter. Vei den Historikern sind ähnliche Über¬
legungen verpönt, da nur Tatsachen zählen und gelten
sollen. Netrachtungen, wie etwas geworden wäre,
wenn . . . wenn diese oder jene maßgebende Persön¬
lichkeit früher oder später gestorben wäre, wenn diese
oder jene Schlacht nicht stattgefunden hätte u. ä. . . .
werden abgelehnt. Lediglich von den Medizinhistori-
tern werden derartige Fragen aufgeworfen, wie
z. V. Europa heute aussehen würde, wenn die Pocken¬
impfung schon 300 Jahre früher eingeführt worden
wäre.
Zu Silvester 1962 steht Tirol vor der Gedenkfeier
der lMIjährigen Zugehörigkeit zu Österreich. Aus die¬
sem Anlas; sei doch einmal am wärmenden Feuer
des Stubenofens rückschauend vielleicht abwegigen Be¬
trachtungen nachgesonnen.
Mil
dem Tode des jugendlichen Meinhard
III.
am
I.'i. Jänner l.'M.'l erlosch die Dynastie der Wittels-
bacher in Tirol. Wenige Tage später übernahm der
Habsburger, Herzog Rudolf
IV.
der Stifter, von der
verwitweten Landessürstin Margarethe Maultasch
das Land. Dieser unerwartele politische
Erfolg
der
Gegenseite
löste
bei den Bayern,
die
schon längst auf
die Angliederung Tirols warlelen, begreiflicherweise
schärfste Ablehnung aus. Am!,
jene
Adeligen, die sich
durch
die
Gulniüligteil
oder Schwäche
ihrer
Landes
jürsti»
»eiche
killer
angeeignet
halten,
mögen
mil
dein nenen Landesherrn, der besonders das Bürger-
lum förderte, wenig Freude gehabt haben. Bis zum
Sommer Ulli.'! halte der Unwille der Österreichfeinde
derart zugenommen, das; Herzog Rudolf eiligst »och
mais
»ach
Tirol
eilen
»lichte. In Hall, wo er Mille
August mit Margarethe Maullasch zusammentraf,
tam
es dann tatsächlich zu
einer
Revolte. In seinem großen
Dank- und Gnadenbrief für die Stadt Innsbruck vom
Ili.
Oktober I.M'l legt dcr Herzog eingangs nieder, daß
er in Hall in so schwere, harte, uugewöhnliche und
ungerechte Läufe geraten sei, daß er sich „in großen
Sorgen Leibs und Lebens, Ehren und Gntes, Landes
nnd Leuten" befand. In dieser mißlichen Lage seien
ihm die getreuen Bürger von Innsbruck, sobald sie
davon erfahren hatten, als „getreue Rachfolger ihrer
alten und ehrbaren Borvordern" derart mutig und
mächtig zu Hilfe gekommen, daß sie gemeinsam mit
den Hallern die Gegner überwanden.
Wie hätte sich nun die Landesgeschichte gestaltet,
wenn die Innsbrucker nicht ausgerückt oder zu spät
gekommen wären und Herzog Rudolf iuzwischeu in
die Gefangenschaft der Bayern geraten oder gar im
Kampfe gefallen wäre? Zunächst wäre natürlich Tirol
an Bayern gefallen. Die Habsburgischen Besitzungen im
Elsaß, in der Schweiz und im Breisgau, kurz die
Borlande,
hätten keinen Zusammenhang mehr mit
den österreichischen Landern an der Donan gehabt.
Die Schlacht bei Sempach vom 9. Juli 1386 hätte nicht
stattgefunden. Herzog Leopold
III.
und die Blüte der
Tiroler Ritterschaft wäre am Leben geblieben.
Trotzdem die Bayern sogar noch im eisigen Winter
I.'lli.'i
einen militärischen Einfall in das Inntal ver¬
suchten und dabei Dörfer und Gehöfte um Innsbruck
und Hall niederbrannten, kamen sie zu keinem Er¬
folg. Wieder
hielten
die
beiden Städte den Angriffen
der Feiiide statt. Der Schaden, den sie dabei
erlitten,
war allerdings beträchtlich. Der dankbare Herzog,
dei»
nur
iiielir
eine
torze Lebensspanne zngeinesse» war,
suchle
ihn nach Möglichkeit zn ersetzen, .^eine Anzei
che»
liegen
dafür vor, daß der Handelsverkehr über
die
Brennelstraße
einc
Einbnße erfahren
hätte.
Frei¬
lich
hätten
sich die feindlichen Rachbarn dabei selbst
i» das Fleisch geschnitten, denn der Südtiroler Wein
war auch an Isar und Lech sehr begehrt und südlän¬
dische Früchte und Gewürze wußten auch die wohl¬
habenden Bayern zu schätzen. Roch l.l?<» überlassen die
Herzoge Albrecht und Leopold der Stadt Innsbruck
den ihnen gehörigen Weinzoll zur Tilgung der Kriegs-
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