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Amtsblatt 1963 Nr. 01 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer I

Anwesenheit seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit, des
hochwürdigsten durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs (Lugen,
nach den Planen des Architekten Dr. Eduard Klinglcr uud
dessen Mitarbeiters F. Plans durch Baumeister A. Fritz er-
bau!, ani II!. April I!»!- crösfnc! unirdc'.

Füuf Jahrzehnte sind seitdem nun vergangen, Füus
Jahrzehnte, im Leben eines Menschen eine Zeitspanne, die
bereits weit ins zweite Mcnschenalter hineinreicht, eine Zeit¬
spanne^ in der ein Mensch Richtung nnd Zielsetzung seines
Gebens ineist schon in vollendeter Klarheit gesunden hat, mö-
geu für den Bestand eines Hanfes nicht allzuviel bedeuten,
ragen doch heute noch Banwcrkc auf, die vom Ruhm uud
Können ihrer Erbauer, vor Jahrtausenden schon in den
Schoß der Erde wieder znrückgelehrt, in fast unzerstörbarem
Glänze Zeugnis ablegen. Und doch ziemt es uns, in dieser
Feierstunde jenes 16. April 1912 zu gedeuken, an dem dieses
Hans mit einer vormittägigen Feier nnd einem abendlichen
Festkonzert des Pianisten Josef Pcmbaur d. I. offiziell sci-
uer Bestimmung übergeben wnrde. Weit nnd teilweise be¬
schwerlich war der Weg bis zum Einzug des ,Innsbrucker
Musikvereins' in seine endgültige Heimatstätte Mnsenm-
straße 17 a. Die als vermutliche Nachfolgerin einer bereits
1?!»!» bestandenen ,Filarmonischen Gesellschaft an der k. k.
Lcopoldinischen Universität zu Innsbruck' 1816 gebildete
,Academischc Musikgcsellschaft' leitete zwei Jahre später über
zur Gebnrtsstnndc des ,Innsbrncker Musikvereius' desscu
Grüuduugsvcrsammlnng am 2. Iuui 1818 stattfand. Als
seiucn Hauptzlueck verfolgte dieser Vereiu die ,Ausbildung in
der Tonkunst und in der Rede' und als Nebenzweck die Ab-
haltnng von Akademien nnd K'ouzertveraustaltungcn oder,
wie es iu den ersten Statuten hieß, ,die sittliche Bilduug und
das Vergnügen'. Der Erreichung des Hauptzweckes diente in
erster Linie die Schnle, die sich ans den Primitivsten An¬
sängen im Laufe der Zeit trotz mancher Rückschläge zn einem
bemerkenswerten Faktor auf dem Gebiete der Musik¬
erziehung zu entwickeln vermochte.

Es würde hier zn weit führen nnd mnß einer eingehenden
Darstellung von berufener Seite vorbehalten bleiben, die
Geschichte des ,Innsbrncker Musikvercins' bis zum heutigen
Tage zu Verfölgen. Vom eigcutlicheu Grüudcr des ,Inns-
brucker Mnsikvcrcins', dem aus der Steiermark stammenden
Johann Herzog nnd dem ersten Musikdirektor Martin vol¬
ler führen klangvolle Namen über den Schüler Martin
Gutters, den späteren Direktor des Mnsikvereins in Graz
Josef Netzer, den später weitbekannten Geigenvirtuosen
Louis Eller bis zu Josef Pembanr, in dessen Direktionszeit
die Erbannng dieses Gebäudes fiel, zu dessen Nachfolgern
Emil Schennich nnd Rudolf Kattnig nnd zu dem leider
allzufrüh verstorbenen Musikdirektor Professor Fritz Weid¬
lich. Was der Amtszeit von Musikdirektor Professor Weid¬
lich sciuc besondere Note verlieh, ist die Tatsache, daß mit
Erlaß vom 28. Inni 1984 das Bnndcsministcrinm für Un¬
terricht anf Grnnd persönlicher Bemühnngen des damaligen
1. Vorsitzenden im Vorstand des Innsbrucker Mnsikvereins,
Herrn Uniu.-Profesfor Dr. Wilhelm Fischer tatkräftigst
unterstützt von Herrn Senatspräsidcnten Dr. Schumacher
der Musikschule des Musilvercins Innsbruck die Bezeichnung
,Konscrvatorinm' zuerkannte. Die Ereignisse des Jahres
1938 brachten die Auflösung des Innsbrnckcr Mnsikvereins
und das Ende des damaligen Konservatoriums, das nun¬
mehr als ,Städtische Musikschule' durch die Stadtgemeinde
Iuusbruck weitergeführt wurde. Der erfreuliche Aufschwung,
deu die Städtische Musikschule uuter Musikdirektor Professor
Fritz Weidlich uach Beendigung des zweiten Weltkrieges
»ahm nnd der Weitcrc Ausbau uutcr Musikdirektor Kurt
Raps ließen die Auffassung rcifcu, daß dieser Musikerzie-
hnngsanstalt nuumchr wieder der Titel Konservatorium'
gebühre. Dieser Auffassnug schloß sich auch das Vuudesmini-
sterinm für Unterricht an uud verlieh der Anstalt nuu den
begehrten Titel im Jahre 1957 erneut ohuc zeitliche Be¬
schränkung. Aus den Händen von Musikdirektor Kurt Raps

übernahm unser heutiger Hausherr, Musikdirektor ?r. Ro¬
bert Wagner, die Geschicke dieser Anstalt und N'ir können
wohl sagen, er führt sie mit bcwuuderuswcrlcm Elan und
Können hoffentlich noch viele Jahre.

Xehrcu wir nach dieser kurzen Rcminiszenz iidcr dic Enl
Wicklung des ,Innsbr»ckcr Musilvcrcins' zurück zu unscrem
hcutigcu Geburtstagskind, dem Gebäude des Konservato¬
riums der Stadt Innsbruck. Entsprach das Hans auf Grund
weit vorausschauender Planung der Erbauer lauge Jahre
hindnrch durchaus allen Anfordcrnngcn, so stellte sich bald
uach Beendigung des zwcitcu Weltkrieges ein immer fühl¬
barer werdender Raummangel ciu, dem das Stadtbanamt
dankenswerterweise dnrch großzügige Ausbauten abzuhelfen
suchte und weiter noch sncht. Diese Beengtheit des Ran-
mcs resultiert aus der Tatsache, daß die Entwicklung von
der ursprünglichen Musikschule des Iuusbruckcr Musikver¬
cins bis zum heutigen Konservatorium der Stadt Junsbruck
besonders in den letzten Jahren in einer Intensität erfolgte,
die den gegebenen änßeren Rahmen eben zn sprengen droht.
So darf darauf verwiesen werden, daß das Konservatorium
mit augeschlosseuer Musikschule im Schuljahr 1962/68 einen
Stand von insgesamt 1154 Schülerinnen nnd Schülern zn
verzeichnen hat, denen die Möglichkeit geboten wird, an der
einzigen Anstalt dieser Art im ganzen Lande Tirol, nnter
gewissenhafter Anleitung durch eiueu hochqualifizierten Lehr¬
körper, bestehend aus iusgcsamt 56 Lehrkräften^ Musikunter¬
richt in allen theoretischen nnd praktischen Fächern von den
ersten Anfängen bis zur künstlerischen Reife zn genießen.
Daß die Anstalt dieser Aufgabe in vollem Umfange gerecht
wird nnd das Bemühen, das schon bisher hohe Niveau
zu erhalten und zn steigern, von Erfolg gekrönt ist, bedarf
wohl keiner besonderen Bctonnng. Die Wertschätzung, deren
sich dieses Hans der Mnsik erfrent ist allein schon darans zn
entnehmen, daß von den genannten 1154 Schülerinnen uud
Schülern fast 300 ans Gemeinden Tirols außerhalb Iuus-
brucks stammen. Dazn kommen noch Schüler ans anderen
Bundesländern nnd aus verschiedenen Staaten, die vor
allem während ihrer Studienzeit an unserer Universität den
Musikunterricht uicht missen wollen. So erfreulich diese Eut-
wickluug uuu auch ist, so steht dem leider der bekannte nnd
hier besonders zutreffende Sprnch ,Ohne Geld keine Musik'
gegenüber. Einige Zahlen mögen die Situation beleuchten.
Für das Jahr 1963 sind Ausgaben in der Höhe von ins¬
gesamt 4,116.5>00.— Schilling vorgesehen, denen lediglich
413.000.— Schilling an Einnahmen gegenüberstehen. Es be¬
steht demnach ein Zuschußbedarf von 3,703.300.— Schilling.
Eine Vermiudcruug dieses Zuschußbedarfcs etwa durch Er¬
höhung der Schnlgcldsätze kann zur Zeit wohl kaum jemand
vertreten, da damit doch eiuem Großteil der Schüler, die
weniger begüterten Bevölkcrnngskrciscn angehören, das Mu¬
sikstudium uumöglich gemacht würde. Eiuc solche Maßnahme
würde heute auch im krassen Gegensatz zn dem stehen, was
wir mit nnscrcn Kräften anstreben. Es soll doch recht vielen,
nnd wenn es auch leider ein Tranm bleiben wird, möglichst
allen Kindern nnd Jugendlichen der Zngang zur Mnsil, der
sichere Weg znr wahren Frende uud vcrinncrlichten Zufrie¬
denheit im Leben eröffnet sein.

Die Stadtgemeinde Innsbruck ficht sich daher vcranlaßi,
auch bei dcu derzeit gültigen Schulgcldsätzeu uud das unter¬
streicht zugleich das soziale VerstäuduiS uuscrcr Stadtfüh-
ruug, zahlreichen nnd oft gerade den begabtesten und
fleißigsten Schülerinnen nnd Schülern Schulgeldcrmäßignug
bzw. gauze Befreiung zn gewähren. Der vorhin genannte
hohe Zuschußbedarf für »user Konservatorium, das heute
weit über dic Grcuzcn unserer Stadt hinaus spürbar wirk¬
sam isi und die Entwicklung dcs Musillcbeu^ ini Vandc
wesentlich beeinflußt, kann nur durch culsprcchcndc uud au
gcmcssenc Beiträge der zuständigen Buudes- und ^andcsstcl-
Icn gcscnlt werden und diese Beiträge dürscn N'ir wohl mi!
eindeutiger Berechtigung crwartt'n.