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Amtsblatt 1963 Nr. 04 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 4

Anträge des Finanzausschusses trug Stadtrat Dok¬
tor Seytora vor. Eine Reihe von Nachtragskrediten
wurde bewilligt, darunter 510.000. ^ Schilling für die
Instandsetzung und Verbreiterung der Iunstraße, der
Mariahilsstraße und der Höttinger Au nach den Ka-
nalbauarbeiten, 180.000.— Schilling für die Schnee-
arbeiter und :^2l).000. - Schilling für den dritten Bau¬
abschnitt der Amraser Strafe.

Aus dem außerordentlichen Haushaltsplan wurden
namhafte Kredite freigegeben, darunter 1,000.000.—
Schilling für die Aufschließung des Siedlungsgebietes
in der Reichenau, 1,500.000.— Schilling für den Aus¬
bau der Museumstraße, der Amraser Straße und des
Leipziger Platzes, 1,500.000.— Schilling für die stra¬
ßenmäßige Aufschließung der Wohnhausanlage an der
Schützenstraße, 1,500.000.— Schilling sür den Ausbau
des Vergiselweges.

Gemeinderat Gamper wies besonders auf die Not¬
wendigkeit hin, die durch den strengen Winter ent¬
standenen Schäden an den Straßen zu beseitigen.

Schließlich wurde auf Antrag des Finanzausschusses
dem Österreichischen Eislaufverband für die Durchfüh¬

rung voroliimpischer Teslux'lldewcrln' eine 3nlwen-
tion von 20.000. Schilling gewährt.

Stadtrat Ing. Fritz berichtete über Anträge des
Bauausschusses. Einstimmig wurden beschlossen:

der Teilbebauungsplan Nr. 102/<^, Amraser Straße,
Gaswertbrücke, ^lainpensüdseite,'

der Änderungsplan 1>tr. :l5/c, Eru.icllerung des
Krankenhauses'

der Änderungsplan Nr. 2.'l/d, Lohbachsiedlling west¬
lich der Wegparzelle :l«02'

der Änderungsplan Nr. 50/cI, ^liennweg:

der Änderungsplan Nr. 5l/i, Höttinger Au-West'

der Äuderungsplan Nr. 85/F, Wilten-Süd.

Gleichzeitig wurden die bisher fiir diese Gebiete
gellenden Pläne außer Kraft gesetzt.

Außerdem wurden einige Ausnahmegenehmigungen
nach H ?a und Baugenehmigungen nach 8 l05 IBO
erteilt.

Der öffentlichen Sitzung folgte eilte vertrauliche
Beratung, in der Vrundstücksangelegenheiten behan¬
delt wurden. Pz.

Um- und Neubenennungen von Straßen im Stadtgebiet

Wenn die Alt-Mühlauer zur Hungerburg empor¬
stiegen, dann mußten sie zuerst das „Mösl" durchschrei¬
ten. Darunter verstanden sie jene Geländeeinbuchtung,
die gleich oberhalb der Gaststätte „zum Vadhaus" sich
ansteigeud gegen Norden erstreckt. Die Bezeichnung
„Mösl" hatte diese Gegend volt dem dort befindlichen
moosigen Grund, der von schmalen Weglein durch¬
kreuzt war, erhalten. Wie anderen Mosern, kam auch
ihm wenig Bedeutung zu, ja, den Menschen erschien
diese unfruchtbare Gegend sogar unheimlich und nie¬
mand spürte eine Lust, im Mösl länger zu verweilen.
Erst nach der Jahrhundertwende trat hier ein Wandel
ein. Es war das „Deutsche Heim" — eiue Siedlungs-
gesellschaft, die am Vergisel durch Errichtung von
neuen Wohnstätten sich verdient gemacht hatte —, das
hier Parzellierungen vornahm und um 1912 den
Gruud zum Aufbau einer Siedlung legte. Dabei sol¬
len unterirdische Wassergänge und mehrere Quellen
den Bauleuten viel Kopfzerbrechen bereitet haben.
Nasch weitete sich die neue Siedlung aus' Obstgär¬
ten und schattenspendende Bäume wuchsen mit den
Wohnhäusern heran. Zu den schönsten Villen, die hier
erstanden, zählt der „Nosenhof", die Villen „Andechs"
und „Waldeck" und das „Hubertushaus". Zu deu
stattlichen Häusern gesellte sich auch ein kleineres, mit
einem Eckturm versehenes Heim, das in den zwanzi¬
ger Jahren in den Besitz des Kunstmalers Thomas Niß
überging. Iu der Folge schuf er hier zahlreiche Werte,
die in aller Welt Anklang fanden. Eines seiner Haupt¬
werke, das mit dem flügellahmen Tiroler Adler,
schmückt den Adlersaal, wo die Sitzuugen des Inns¬
brucker Gemeinderates tagen. Der Gemeindeausschuß
der damals noch selbständigen Gemeinde Mühlau ver¬
lieh der ansehnlichen Villensiedlung die Bezeichnung
„Deutsches Heini". Mit Beschluß vom 22. März IW.'i
hat der Innsbrucker Gemeinderat den mit einer
Schleife die Siedlung durchziehenden Weg in Thomas-

Rih-Weg umbenannt. Der bedeutende Künstler (1871
195!)) war seit 1956 Ehrenringträger von Inns¬
bruck. Seine letzte Ruhestätte fand er in Stams (Ober¬
inntal).

Am östlichen Nand des Mösl führt von der Auton-
Nauch-Straße zum westlichen Ende der Holzgasse in
südnördlicher Nichtung ein Weg, der bisher als Be¬
standteil zum „Deutschen Heim" gegolten hat. Ältere
Baulichkeiten, vor allem ein mustergültig dastehender
Bauernhof, dem im Vorjahr das schmucke Gästehaus
„Möslhcim" angefügt wurde, beleben die Gegend. Die¬
ser höhenwärts führende Weg einem Gföllberg
ähnlich — erhielt nun gleichfalls einen offiziellen Na¬
men, und zwar Obertoflerweg. Der große Tiroler
Dichter Joseph Georg Oberkofler (1889—1962) war
Träger des Goldenen Ehrenringes von Innsbruck und
ruht im Mühlauer Friedhof der Auserstehung eut-
gegen.

Eine weitere Straßenumtaufe nahm der Gemeinde¬
rat auf Wiltener Gebiet vor. Über ausdrücklichen
Wunsch zahlreicher Innsbrucker wurde die bislang
nach einem alten Fischerhäuschen benannte Fischer¬
gasse nunmehr in Franz-Fischer-Straße umgetauft.
Franz Fischer (188?^19l:l) war von 1929 bis 19!i8
Bürgermeister von Innsbruck und zählt zu den her¬
vorragendsten Oberupteru dieser Stadt. Iu seiner
Ära wurde der Bau der Doppelhauptschule — heute
Rennerschule — in Pradl, der Bau der Uuiversitäts-
und der Mühlauer Brücke, die Erstellung des Sport¬
platzes am Tivoli und der Sprungschanze am Bergisel
vorgenommen. Vor allem bemühte er sich um die
Vannung der schon damals grassierenden Wohnungs¬
not, indem er mehrere Randsiedlungen begründete
und weile Grundflächen für bauwillige Innsbrucker
erschließen half. Auch die Einsüliruug der Innsbrucker
Messe enlsprang seiner Taltrasl.