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Amtsblatt 1965 Nr. 02 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Übernahme des Europa Preises

Am ^,'7. Jänner d. I. begab sich die offizielle Vertre¬
tung der Stadt Innsbruck, bestehend aus Bürgermei¬
ster Dr. Alois Lugger, Vizebürgermeister Direktor
H. Maier, Nizebürgermeister Direktor Ferd. Obenfeld-
ner. Stadtrat Direktor Franz Gastl, Gem.-Rat Doktor
Hermann Knoll, Gem.-Rat Tschoner und Ob.-Senats¬
rat Mag.-Dir. Dr. Rudolf Mangutsch, nach Strasburg,
um dort den vom Europarat der Stadt Innsbruck un¬
ter Nl) Bewerbern zuerkannten Europa-Preis entge¬
genzunehmen.

In der Vollversammlung des Europarates unter
dem Vorsitz seines Präsidenten, des Bürgermeisters
der Stadt Straßburg M. Pierre Pflimlin, gab der
Vorsitzende des Kommunalausschusses Rens Radius
die Begründung für die Zuerkennung des Preises ge¬
rade an Innsbruck. Dieser Ort erweise sich schon durch
seine geographische Lage am Schnittpunkt wichtigster
Vertehrsstraßen als europäische Stadt. Der derzeitige
Bürgermeister bemühe sich ebenfalls seit Jahren in
jeder Weise um die europäische Zusammenarbeit. Na¬
mens des Ministerkomitees gedachte der Gesandte der
Schweiz beim Europarat, Voirier, in freundschaftli¬
chen Worten der einstigen gemeinsamen Geschichte Ti¬
rols, der Schweiz, des Elsaß und des Vreisgaus, also
der Verbundenheit des einstigen Vorder-Österreichs.

Nach der Übernahme des Preises richtete Bürger¬
meister Dr. Lugger folgende Dankesworte an die Feft-
oersaminlung!

..Sehr geehrter Herr Präsident, Exzellenzen, meine
Damen und Herren!

Ich habe heute die Auszeichnung, eine Delegation
der Landeshauptstadt Tirols anzufahren, der meine
beiden Stellvertreter und die Oblente der im Ge-
meinderat vertretenen demotratischen politischen Par¬
teien angehören. Aus der Zusammensetzung dieser
Delegation sieht man, daß das Bestreben. Europa zu
einen und organisch zur Einheit zusammenzuführen,
auch für Innsbruck eine Aufgabe ist. die weit über enge
parteipolitische Zielsetzungen hinausgeht.

Iu diesem Geiste habe ich im Namen der Stadt Inns¬
bruck und persönlich Ihnen. Herr Präsident, dem
Europarat und der Eommission des Pouvoirs Locaur,
den ausrichtigen Dank auszusprechen für die Ehre, die
unserer Stadt durch die ^uertennung des Europapvei-
ses 1!>l!l zuteil wurde.

Innsbruck bemüht sich, alle seine Möglichkeiten zur
Förderung der Einheit Europas einzusetzen. In der
Urkunde, die aus Anlaß der Verschwisterung mit Frei¬
burg im Vreisgau und Grenoble in der Dauphins er¬

stellt wurde, heißt es insbesondere! Wir, die durch
freie Wahl unserer Mitbürger gewählten Volksver¬
treter, in der Gewißheit, den höchsten Bestrebungen
und den wahren Bedürfnissen der Bevölkerung, mit
der wir in täglicher Beziehung stehen, zu entsprechen,
in Anbetracht der Notwendigkeit, das Werk der Ge¬
schichte in einer erweiterten Welt fortzusetzen, ver¬
pflichten uns, durch die gegenseitige Verständigung das
wahre Gefühl der europäischen Brüderlichkeit zu för¬
dern, unsere Bestrebungen zu vereinigen, um mit allen
uns zur Verfügung stehenden Mitteln zum Erfolg die¬
ses notwendigen Werkes des Friedens und des Wohl¬
standes beizutragen, zur europäischen Einheit.

Wir wollen als österreichische Gemeinde den realen
Pessimismus überwinden helfen, den vor kurzem fünf¬
tausend Vertreter der europäischen Gemeinden und
Gemeindeverbände und die Vertreter der lebendigen
Kräfte Europas aufzeigten. Sie stellten fest, daß die¬
ser Pessimismus angesichts des gegenwärtigen Still¬
standes der europäischen Einigung und des Rückfalles
in nationalistische Tendenzen in ihrer Bevölkerung
Beunruhigung hervorgerufen hat.

Innsbruck will sich — ich darf es auch im Namen al¬
ler österreichischen Gemeinden aussprechen ^- der Ge-
neralerklärung des Rates der Gemeinden Europas
auf dem VII. Europäischen Gemeindetag in Rom an¬
schließen, worin sich die gewählten Vertreter der Ge¬
meinden, Departements, Provinzen nnd Regionen
verpflichten, den europäischen Geist und Vürgersinn
zu stärken, die Bevölkerung über das wahre Wesen
der europäischen Institutionen insbesondere im V
reich der regionalen Politik — zu unterstützen und das
unaufhörlich dichter werdende europäische Band, das
sie durch Partnerschaften und Austausch verbindet, zu
festigen.

Durch gemeinsame Arbeit wollen wir ein Europa
bauen, in dem die Gemeinden und regionalen Gebiets-
törperschaften auf dem Boden garantierter echter
Selbstverwaltung in ihrer historisch gewachsenen
Eigenart konstitutionell politische Mitverantwortung
für das europäische Vaterland tragen.

Innsbruck, das von der Brücke über den Inn seinen
Namen hat und an der Europabrücke liegt, verspricht,
unln'irrt seinen Weg für Europa weiterzugeben."

Der Sinn und Wert des Europa-Preises soll der
Iilnsbruckcr Bevölkerung in breiter Form Ende März
dieses Jahres in eigenen Europa-Tagen nähergebracht
werden. Darüber wird das ..Amtsblatt" ausführlich
berichten.