Amtsblatt der Landcshanplstadt Innsbruck
Nummer 1
darstellende
.^nnst
unler
Felix, Weingartner und
Joseph Krips besucht. Er la,n dann nach Reichenberg,
Troppan und Linz, von wo aus er in
don
Krieg zog.
1!»l
diligent
dos Rundfunk nach Graz und wurde I!^.")
Generalmusikdirektor am Stadttheatcr Oldenburg.
Vielfach iral Randolf auch als Gastdirigent bei großen
Symphonieorchestern und in bedeutenden Opern¬
ern
aus.
^löge dein in
seine
österreichische Heimat
zurücklehrenden GMD. Karl Randols wie es der
„Innsbrucker Konzertspiegel" wünscht
ein
glückliche
und erfolgreiche
Tätigleil
in
seinem
neuen,
oon
internationalem Publitum
viel
beslichlen Feld
der
Tätigkeit, Innsbruck und Tirol, beschieden
sein
zum
Wohle der Ätusik uud
aller,
die
sich
ihr
verbunden
fühlen!
Von Ostereiern
Wenn auch unsere moderne, realistisch denkende Welt
so manchen schönen alten Osterbrauch verdrängt haben
mag, eine Sitte, nämlich sich zur österlichen Zeit Eier
zu schenken, die sich übrigens in unserem Gebiet bis ins
13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, ist heute noch
überall in Dörfern und Städten üblich. Sogar in den
Geschäftsauslagen Innsbrucks finden wir von den ein¬
fachen, buntgcfärbten Hühnereiern bis zu den kunstvoll
bemalten alle nur erdenklichen Arten von Ostereiern.
Das Kunsthandmerk, das im Tiroler Volk seit alters
her stark verwurzelt ist, hat hier wieder neue Möglich¬
keiten gefunden, seinen Ideenreichtum zu entfalten.
Als besondere Ostergabe gelten die mit sinnreichen
Sprüchen gezierten Eier. Diese werden zusammen mit
einem Sträußlein frischer Nelken und Rosmarin mit
Vorliebe von jungen Mädchen an ihre Verehrer ver¬
schenkt. Die ehemalige Bäckerei Schwaighofer in der
Maria-Theresien-Straße (im Haus des heutigen
Triumphkinos), die namhafte Familien Innsbrucks
zu ihren Stammkundschaften zählen konnte, so die
Grafen Lodron, Enzenberg und Trapp, auch Konrad
von Hötzendorf und Victor Dankl, bot zur Osterzeit
neben den Fastenbrezeln, den Kümmel- und Anis¬
brezeln und dem Fochiz solche mit Verslein bemalte
Eier an. Auf dunkelroter Farbe, die selbst aus Natur¬
farben hergestellt wurde, stand da fein säuberlich mit
Glasfcder und Salzsäure geschrieben.' „Tu auf Dein
Herz, ich tu Dir drein, einen ganzen Haufen Vergiß-
nichtmein" oder „Ein Osterei ich Dir schenke, nimm es
doch in Deine Hände, wenn es auch nicht kostbar ist, so
denke-doch, von wem es ist" oder „Zu Weihnachten 's
Scherzi (hier ist das Scherzi vom Zelten gemeint), zu
Ostern das Ei, zu Pfingsten 's Herzl und die ewige
Treu". In den Kriegsjahren 1915 und 1916 war es in
Innsbruck allerdings bei Strafe verboten, zu Ostern
gefärbte Eier zu verkaufen.
Heute begegnen wir allenthalben auch dem „Oster-
baum". An einem großen Palmkätzchenzweig werden
ausgeblasene, mit allerlei Borten geschmückte Eier
an bunten Seidenbändern aufgehängt. Ein Brauch,
der sich erhallen hat, ist auch das Einbacken von bunten
Eiern in feinen Vriocheteig. Dieses Brot, das die Form
von stilisierten Hasen und Hennen hat, wird von dem
Paten oder der Patin der Ostergabe für ihre Palen¬
tinder beigelegt. Früher gab es auch noch die Oster-
lämmer.
die
in
alien
Modeln gebacken wnrden nnd mit
einem
Fähnchen und
einem
Osterei geschmückt waren.
Es ist schade, daß auch schon in unserer Stadt an die
Stelle dieses so sinnreichen Geschenkes vielfach kitschige
Schokoladefigurcu, wie radfahreude Osterhasen mit
Sonnenschirm nnd dergleichen mehr,
getreten
sind.
Warum ist nun gerade das Ei ein Symbol für
die
österliche Zeit geworden? Dem Ei
liegt
bekanntlich ein
Symbolgehalt von jahrtausendealter Tradition zu¬
grunde. In Indien spricht der Brahmaismus von
einem goldenen Ei, aus dem der Schöpfer
des
Himmels
und der Erde, der Götter und der Menschen kam. Der
ägyptische Mythos spricht von einem Weltei. das aus
dem Munde des geflügelten Zeitgottes Kneph hervor¬
gegangen sei und aus dem sich die Welt entwickelt
haben soll, der phönizisch-karthagische Mythos von der
ErschaffungderWelt berichtet.daß ein Ei der Ursprung
des Universums war: Als es aufbrach, erschienen aus
ihm Himmel und Erde, die Gestirne und alle leben¬
digen Wesen. In der ältesten Philosophie Griechen¬
lands
galt
das Ei als das in sich selbst vollendete,
ab¬
geschlossene
und aus sich selbst entwickelte Wellganze,
also als Ursprnng aller Dinge. Im alten Rom wurden
jährlich im Frühling auf dem lüircu»
^Vlaximul,
Eier¬
tänze und Eierspiele aufgeführt. Dieses Fest
war
den
Dioskuren
Ellstor
und
Pollux,
den Söhnen
der
Leda,
geweiht, denen die Fabel ihren Ursprung aus dem Ei
der
Leda
beilegte. Die Eierspiele, die bei uns noch in
den
Dörfern leider nur mehr selten aufgeführt werden
und bei denen es oft sehr lustig zugeht, lassen sich von
diesen heidnischen Bräuchen ableiten.
Während jedoch das Ei bei den heidnischen Völkern
mit jener uralten Vorstellung der Weltbildnng in
Zusammenhang gebracht wurde, galt
es
in der christ¬
lichen Welt gleichsam
als
Symbol der Auferstehung.
Denn die Auferstehung Jesu wird von den Ehristen
gleichsam als eine neue Schöpfung, als der Anfang
einer neuen Welt betrachtet. In
der
Zeitung ..Der
Aufmerksame", einem vaterländischen Voltsblatt vom
Jahre 182«. Nr. 64, steht in einer Abhandlung über
das Osterei zu lesen! „Es ist neutestamentliche Lehre,
daß die Welt durch Ehristus,
das
Wort Gottes (den
Logos, der von Ewigteil bey Gott war), geschaffen
worden (Ev.
Ioh.
1). Ebenso wird derselbe in der
Offenb.
Ioh.
als das
/V
und
O,
der Anfang
und das
Ende,
der
Vollender aller Dinge dargestellt. Merk¬
würdig ist, daß wenn man diese beyden Buchstaben
verseht xv
^
s<>v;>), man sowohl
das
griechische
als
lateinische Wort
bekömmt, das
Ey
bedentel."
Im Abendland hallen heidnische
Sitten
die
Einfüh¬
rung
des
Ostereies
in christliche
Zeremonien sehr
er¬
leichtert.
Die
heidnischen
Branche
sind
oft
bis
hexte
ihrer
Form nach
beibehalten,
jedoch nur
mit
einer
christlichen Deutung
unterlegt
worden. Wer
denll
allerdings noch
heim
Anblick
einer
Hunten
österlichen
Eierpracht an den
lieferen
Sinn,
der
ihr
.zugrunde
liegt?
Dr. Moniln Fritz
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