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Amtsblatt 1966 Nr. 06 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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9. ^a hi. gang

Drei hohe Ehrungen

l Fortsetzung und Schluß)

Nach Überreichung der Auszeichnungen hielten zu¬
erst die beiden neuen Ehrenringträger Alt-Vizebürger¬
meister Hans ssckinger und Komm.-Rat Josef Fuchs
kurze Ansprachen, in denen sie Bürgermeister und Ge¬
meindevertretung für die ihnen zuteil gewordene
Ehrung dankten. Weisen von Mozart leiteten zu den
Dantesworten des Ehrenbürgers Oberbaurat Dok¬
tor h. c. Dipl.-Ing. Karl Innerebner über. Seine freie
Rede war zugleich eine flüssige Vorlesung über die
Entwicklung der Technik in Tirol während der
!>.') Jahre seines arbeitsreichen Lebens. Sie lautete!

Hochverehrter Herr Bürgermeister, sehr verehrte
Vizebürgermeister, Ratsherren, Ratsfrauen, hochver¬
ehrter Herr Landeshauptmann Ötonomierat Wallnö-
fer! Hohe Versammlung!

Aus der Laudatio, die mir der verehrte Bürgermei¬
ster widmete, klang so viel Wohlwollen und hohe An¬
erkennung für mein Wirken im Interessenbereich der
Gemeinde Innsbruck und des Landes Tirol. Mit ein¬
helliger Zustimmung des Gemeinderates der Landes¬
hauptstadt von Tirol wurde ich mit der hohen Aus¬
zeichnung eines Ehrenbürgers bedacht. Es ist mir dies
eine hohe Freude, die mich außerordentlich beglückt.
Aber es verpflichtet mich zu einer Rückschau auf mei¬
nen Lebensweg, zu einer Prüfung, ob ich auch nur
einigermaßen diese Ehrung und Auszeichnung verdient
habe. Gestatten Sie mir daher, daß ich mit flüchtigen
Strichen einige erlebte Sachen im Laufe der verflos¬
senen Jahrzehnte zu zeichnen versuche.
Vor!>."> Jahren kam ich im sonnigen, rebenumrantten
Südlirol. in meiner Vaterstadt, der allen Handels¬
stadt Bozen, zur Welt. Damals gab es noch keine elek¬
trische Glühbirne. Das erste Licht der Welt, das ich
erblickte, war eine Petroleumfunzel. Dann vor 70 Jah¬
ren wurde das erste große Elektrizitätswerk, das Elek¬
trizitätswerk an der Elsch. für die Gemeinden Bozen
und Meran errichtet. Ich hatte damals als junger
Staatsingenieur von Amts wegen beim Bau zu tun.
kam damit in persönliche Beziehungen zum Schöpfer
des Wertes, Geheimrat Dr. Oskar von Miller, dem
Pionier der Elettrizitälswirtschast in Europa, der aus
seiner Ausstellung in Frantfur! ini Jahre l^!»1 beim
Startschuß den Siegeslauf des Elektromotors unserem
Erdenrund brachte, ebenso mit seinem freund Ober¬
baurat Dr. Ing. Josef Riehl, genannt der Eisenbahn-

vater von Tirol. Als dann die beiden Herren gemein¬
sam die Vrennerwerke in Matrei für Industriezwecke
errichteten, nahmen sie mich mit. Ich trat aus dem
Dienste des Staates in die Riehls mit dem Rechte
der Nachfolge in seinem Betrieb. Wir hatten damals
den Betrieb durch Hinzuziehung von tüchtigen Inge¬
nieuren erweitert und zu einer Kameradschaft von In¬
genieuren, Angestellten und Arbeitern entwickelt. Ich
hatte dann Gelegenheit, bei zahlreichen Vauschöpfun-
gen verschiedener Art in Tirol, Vorarlberg und den
übrigen Ländern Österreichs mitzuwirken! Innsbruck
war damals eine kleine Stadt mit 20.000 Einwohnern
mit hoher geschichtlicher Vergangenheit, eine Stadt der
Behörden, der Schulen, der Universität und der Gar¬
nison. Aber damals war ein Gcmeinderat, bestehend
aus sehr tüchtigen, unternehmungsbereiten Persönlich¬
keiten verschiedener politischer Eouleurs, die trotz der
Divergenz ihrer Linien vorbildlich zusammenarbeite¬
ten im Dienste der Gemeinde. Unter Führung des aus¬
gezeichneten Bürgermeisters Wilhelm Greil, einer
schöpferischen, weitblickenden Persönlichkeit mit Durch¬
schlagstraft, begann durch die Leistungen des Ge¬
me inde rat es und der Gemeinde ein rascher Aufstieg
von Innsbruck. Unsere Kameradschaft unter Führung
Riehls hatte auf zwei Sektoren der Wirtschaft Gele¬
genheit, der Gemeinde zu dienen! auf dem Settor des
Verkehrs und dem Sektor der beginnenden Energie¬
wirtschaft. Auf dem Sektor des Verkehrs bauten wir
für die Gemeinde Straßen, die Igler Bahn, die Stu-
baitalbahn, die elektrischen Stadtbahnen, die Hunger¬
burgbahn und die Hafelekarbahn. Dann die große,
elektrisch betriebene Vollbahn, die Mittenwaldbahn
oder Karwendelbahn, wie sie jetzt heißt, samt dem er¬
sten großen Bahnkraftwerk, dem Ruetzwerk. Auf dem
Gebiet der Energiewirtschaft befanden wir uns damals
auf einer Terra incognita. Es fehlten die Vorbilder
für große Werke. Um ein Beispiel zu geben! Wir bau¬
ten damals die Schnalslalwerke in Südtirol. Bei die¬
sem Werk, die Berglehnen waren mit großen Blöcken
übersät, tonnten aus wirtschaftlichen Gründen eine
Rohrleitung und ein Leerlaus nicht angebracht wer¬
den. Wir mußten daher einen Druclschacht machen.
Aber bei dem hohen Druck von 100 Meier war die Be-
lonierung des Schachtes nicht genügend, sie würde plat¬
zen. Wir mußten daher mit Stahlblech den Schacht
auskleiden. Das war der erste gepanzerte Druckschacht
in Österreich. Vor demselben Dilemma standen wir bei