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Amtsblatt 1968 Nr. 05_06 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Pläne, die Überreste des ehemali¬
gen Hoftheaters am Rennweg zu
einem modernen Kongreß-, Ver-
sammlungs- und Kulturzentrum aus¬
zubauen, bestanden schon lange,
rückten jedoch erst mit der Grün¬
dungeiner „Kongreßhausbaugesell¬
schaft m. b. H." 7 zu der sich die zu¬
ständigen Organe des Landes Tirol,
der Landeshauptstadt Innsbruck
und der Tiroler Handelskammer in
Übereinstimmung ihrer diesbezüg¬
lichen Interessen entschlossen ha¬
ben, in den Bereich einer möglichen
und absehbaren Verwirklichung.

Zur Erlangung von Entwürfen für
das Innsbrucker Kongreßhaus
wurde von der Kongreßhausbau¬
gesellschaft ein allgemeiner bau¬
künstlerischer Ideenwettbewerb mit
besonderer Einladung an sechs aus¬
ländische Architekten ausgeschrie¬
ben. Vom 23. bis 25. April prüfte
ein internationales Preisgericht un¬
ter dem Vorsitz von Professor Ar¬
chitekt Dipl. Ing. Rolf Gutbrod,
Stuttgart, die insgesamt 51 einge¬
reichten Entwürfe. Dem Preisgericht
gehörten neben dem Vorsitzenden
an: Landtagspräsident Bürgermei¬
ster Dr. Alois Lugger, Innsbruck;
Landesrat KmzIR. Robert Lackner,
Innsbruck; Präsident KmzIR. Hein¬
rich Menardi, Innsbruck; Landes-
baudirektor Hofrat Dipl. Ing. Leo¬
pold Pack, Innsbruck; Stadtbau¬
direktor Obersenatsrat Dipl. Ing.
Rudolf Stuefer, Innsbruck; Sektions¬
chef Dipl. Ing. Josef Krzisch, Wien;
Professor Dr. Walter Frodi, Wien;
Professor Architekt Dipl. Ing. Erich
Boltenstern, Wien; Architekt Dip-
lom-lng. Adalbert Kastl, Innsbruck;
Professor Architekt Dipl. Ing. Nor¬
bert Heltschl, Innsbruck, und Archi¬
tekt B.N.A.A. Bodon, Amsterdam.

Den am Wettbewerb teilnehmenden
Architekten war die gewiß nicht
leichte Aufgabe gestellt, Baureste,
die aus der Zeit der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts stammen, in
einen Neubau einzubeziehen, der
den Notwendigkeiten und archi¬
tektonischen Auffassungen unserer
Zeit entsprechen soll. Der histo¬
rische Bestand des ehemaligen Hof¬
theatergebäudes — der ersten ste¬
henden Bühne im süddeutschen
Raum — soll, so lautete die Vor¬
schreibung des Denkmalamtes,
weitgehend erhalten bleiben. Die
harmonische Eingliederung in den
gesamten Komplex des Kongre߬
zentrums sei zu erstreben. Eine al¬
lenfalls notwendig erscheinende
Verkürzung des Doganaraumes

dürfe nur im Nordteil erfolgen und
der Verbindungstrakt zur Hofburg
müsse erhalten bleiben. Die Bestim¬
mung des projektierten Baues als
Kongreßhaus erforderte hingegen,
daß die Voraussetzungen für die
Durchführung von Kongressen al¬
ler Art, von Konzertveranstaltun¬
gen, repräsentativen gesellschaftli¬
chen Veranstaltungen, Kunstausstel¬
lungen, Vorträgen, Tagungen, Emp¬
fängen, Festen, Feiern und Bällen
geschaffen werden. So soll ein
Mehrzwecksaal 800 Kongreßteil¬
nehmern Platz bieten, zugleich je¬
doch auch bei Verwendung als
Konzertsaal 1500 Sitzplätze und ein
variables Orchesferpodium für 200
Mitwirkende vorsehen. Ein weiterer
Saal soll 240 Kcngreßplätzen Raum
geben. Beide Säle sollen in sich
wieder durch Akustiktrennwände
in kleinere Raumeinheiten teilbar
sein. Das ehemalige Hoftheaterge¬
bäude soll eine repräsentative
Halle aufnehmen. Die drei Raum¬
programme müssen alle erforder¬
lichen Nebenräume wie Kongre߬
sitzungszimmer, Kongreßbüros, In¬
strumentenraum, Requisitenzimmer,
Regiezimmer, mehrere Künstlerzim¬
mer, Simultananlagen mit Dolmet¬
scherkabinen, Presseraum mit Tele¬
fon- und Fernschreiberanschlüssen,
Funk- und Fernsehkabinen für Be¬
richterstatter, Verwaltungsbüros
usw. aufweisen.

Sowohl eine strenge Trennung der
Raumgruppen als auch ihre gemein¬
same Benützung durch das Publi¬
kum bei gesellschaftlichen Gro߬
veranstaltungen soll gewährleistet
sein.

Das Preisgericht hat die eingereich¬
ten Entwürfe entsprechend den aus¬
gegebenen Richtlinien eingehend
geprüft und der Arbeit der Architek¬
ten Dipl. Ing. Heinz Marschalek und
Dipl. Ing. Norbert Gantar, Wien,
den 1. Preis zuerkannt. Den 2. Preis
erhielt der Innsbrucker Archtitekt
Hubert Prachensky, den 3. Preis
Dipl. Ing. Dr. techn. Walter Jaksch,
Wien. Der Entwurf des Architekten
Dipl. Ing. Univ. Prof. Dr. techn. Jo¬
hannes Daum aus Wien und der
Entwurf des Architekten Dipl. Ing.
Roland Erti aus Linz wurden ange¬
kauft.

Die Jury empfahl die mit dem er¬
sten Preis ausgezeichnete Arbeit
auch zur Ausführung und be¬
schränkte deshalb ihre weiteren
Empfehlungen auf diese Arbeit, in
der sie den phantasievollsten Bei¬

trag und den Nachweis sah, daß
es möglich ist, die wesentlichen
Teile der Dogana zu erhalten und
sie zu einer Bereicherung des Neu-
bauprogrammes werden zu lassen.

Das Preisgericht empfahl einstimmig,
die Breite der Außentreppe zu ver¬
mindern, um den für den Fußgän¬
ger verbleibenden Raum nicht zu
sehr einzuengen; die Höhe der
Treppe auf die Höhe des Saalfu߬
bodens (7,50 in) zu beschränken;
der vom Verfasser gewünschte
städtebauliche Abschluß dieser
Stadtzone wird auch dann noch er¬
reicht. Eine Verschiebung der so
verkürzten Freitreppe nach Norden
würde die Vorfahrt wesentlich ver¬
bessern. Das Preisgericht empfahl
weiter zu überprüfen, ob die vom
Verfasser zusätzlich vorgeschlage¬
nen Ergänzungen, wie z. B. Garde¬
robengeschoß und Kellerstüberl,
wünschenswert sind, da es aus
denkmalpflegerischen Gründen
wichtiger erscheint, südlich vom
Eingang den Innenraum der Do¬
gana in seiner heutigen Proportion
unverändert zu erhalten. Es soll un¬
tersucht werden, ob durch eine
teilweise Öffnung der Überdachung
im Südteil der Dogana die Stadt¬
silhouette auch weiterhin für den
Innenraum wirksam bleiben kann.
Die nur skizzierten Saalformen sind
unter Erhaltung der Grundidee neu
zu überlegen.

Dieser Empfehlung entsprechend
hat der Aufsichtsrat der Kongre߬
hausbaugesellschaft in seiner
Sitzung vom 29. 4. 1968 die Gesell¬
schaftsleitung beauftragt, mit dem
]. Preisträger vorbereitende Ge¬
spräche über einen Planungsauf¬
trag zu führen.

Die Arbeiten des Wettbewerbes
wurden unter Bezeichnung der Ver¬
fasser preisgekrönter und ange¬
kaufter Projekte in der Zeit vom 28.
April bis 5. Mai im Mehrzwecksaal
der Innsbrucker Stadtsäle öffentlich
ausgestellt, in Rundfunk und Presse
ausführlich diskutiert und fanden
auch seitens der Bevölkerung Inter¬
esse.

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Die Stadtgemeindo Innsbruck Verantwortlicher
Redakteur: Paul Gruber, Innsbruck, Ratliaus,
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