/ 14 pages
Amtsblatt 1968 Nr. 12 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Search


Neue Doppelvolksschule Reichenau feierlich eröffnet

Die Knaben- und Mädchenvclks-
schule Reichenau, eines der schön¬
sten neuerbaufen Unterrichts¬
gebäude im Bereich der Stadt Inns¬
bruck, erhielt am 15. November in
Anwesenheit des Bürgermeisters,
seiner zwei Stellvertreter, zahl¬
reicher Stadträte und Gemeinde¬
räte, der Spitze der städtischen Be¬
amtenschaft, des mit dem Schulbau
betrauten Architektenehepaares
Karl und Charlotte Pfeiler und
einer Reihe weiterer Ehrengäste die
kirchliche Weihe und wurde an¬
schließend offiziell eröffnet.

Propst Dr. Heinz Huber erläuterte
in einer kurzen Ansprache im Fest¬
saal der Schule den Sinn der
Weihehandlung. Wenn ein so ge¬
lungenes Werk fertiggestellt sei,
zieme es sich, innezuhalten und für
das Werk, aber auch für jene, de¬
nen es zugutekommen soll, den Se¬
gen von oben zu erbitten. Aus den
Buben und Mädchen, die im neuen
Stadtteil Reichenau diese Schule
beziehen dürfen, müßten einmal
tüchtige Männer und Frauen wer¬
den. Der Propst erwähnte die un¬
weit der Schule stehende Paulus¬
kirche, die den Namen eines Heili¬
gen trage, der der Jugend viel zu
sagen habe, und die ebenfalls nahe
evangelische Auferstehungskirche,
deren Namen an das den verschie¬
denen Konfessionen gemeinsame
Glcubensgut erinnere und Anre¬
gung dafür sein möge, das Verbin¬
dende zu sehen und Toleranz ge¬
genüber dem Nächsten zu üben.
Nach der Weihe des Hauses trugen
Schüler die schlichten Schulkreuze
in die einzelnen Klassenzimmer. Im
weiteren Verlauf der Feierlichkei¬
ten, die vom Innsbrucker Bläserchor
unter der Leitung von Prof. Vinzenz
Weber musikalisch umrahmt und
von originellen Darbietungen der
Schüler aufgelockert wurden, er¬
griff Vizebürgermeister Direktor
Obenfeldner das Wort.

„In keinem Stadtteil unserer Lan¬
deshauptstadt", so sagte der Vize¬
bürgermeister, „wurde in den letz¬
ten Jahren so viel gebaut wie in
der Reichenau. Vor 40 Jahren habe
ich hier mit meinen Freunden auf
diesem Grundstück, das damals
zum völlig freistehenden Flugplatz¬
areal gehörte, in heißen Fußball¬
schlachten Kohlstatt gegen Altpradl
zum Leidwesen meiner Eltern
manche Hose zerrissen. Heute ste¬

hen wir hier, um die offizielle Er¬
öffnung einer Doppelvolksschule
zu feiern, die, einem dringenden
Bedürfnis der hier wohnenden Be¬
völkerung folgend, nach einmütigen
Beschlüssen des Innsbrucker Ge¬
meinderates gebaut wurde.
Die Verwirklichung dieses Projektes
darf uns mit berechtigtem Stolz er¬
füllen. Uns alle, die wir in irgend¬
einer Form an der Errichtung die¬
ser Schule beteiligt waren. Die Be¬
völkerung dieser Stadt, die durch
das Aufbringen der Mittel das
großzügige Werk möglich gemacht
hat, darf sich in gleichem Maße
freuen wie die Mitglieder des Ge¬
meinderates, die in weitschauen¬
dem und modernem Denken zu¬
nächst den Planern in einem Wett¬
bewerb die Möglichkeit gegeben
haben, ihre Ideen darzutun und
dem ersten Preisträger, dem Archi¬
tekturbüro Dipl. -Inge. Charlotte und
Karl Pfeiler die Gelegenheit boten,
seinen Entwurf ausführen zu lassen.
Freude an dem gelungenen Bau
werden aber auch die hier beschäf¬
tigten Firmen und ihre Arbeiter und
Angestellten empfinden, denen ich
bei dieser Gelegenheit für die ta¬
dellose Zusammenarbeit mit dem
Stadtbauamt während der gesam¬
ten Bauzeit herzlich danken möchte.
Begeistert von diesem Haus ist si¬
cher auch der Lehrkörper, der nun¬
mehr berufen ist, die Schule mit je¬
nem Geist zu erfüllen, in dem sie
für die Jugend errichtet wurde. Un¬
terschiedlich wird allerdings die
Freude unter den Schülern sein,
denn sicher hat der Fortschritt im
Schulbau nichts daran geändert,
daß das Schulgehen nicht immer
und überall eitle Wonne auslöst.

Zum besseren Verständnis für die
Leistung der Stadtgemeinde er¬
laube ich mir als für das Bauwesen
zuständiger Resortbürgermeister
einige Daten anzuführen. Das
Areal, auf dem die Schule steht,
umfaßt eine Fläche von 10.297 m".
Das Objekt besteht aus je einem
viergeschossigen Knaben- und
Mädchentrakt mit zusammen 26
Klassenräumen, 2 Direktionen, 2
Konferenzzimmern, 2 Sprechzim¬
mern, 2 Büchereien und 4 Lehrmit¬
telzimmern. Im Turnsaaltrakt sind
2 Turnhallen mit 4 Garderoben und
2 Waschräumen untergebracht.

Dieser Trakt bietet nicht nur den
Schülern Gelegenheit, den ausglei¬

chenden Körpersport durchzufüh¬
ren, er gibt in den Abendstunden
den Sportvereinen die Möglichkeit
zu trainieren. Dadurch wird der
immer noch festzustellende Raum¬
mangel auf diesem Gebiet nicht
unbedeutend gemildert. In einem
erdgeschossigen Nebentrakt ist die
Festhalle untergebracht, die ihre
Verwendbarkeit bei dieser Feier
das erste Mal unter Beweis stellen
kann. In diesem Trakt befindet sich
außerdem die Schulwartwohnung.
Im Keller der Schule wurde über¬
dies eine Tischtennishalle errichtet,
die samt den Nebenräumen wohl
weit und breit kein Gleichstück fin¬
det, wie uns von den Freunden die¬
ser Sportart gerne bestätigt wird.
Der umbaute Raum der gesamten
Anlage beträgt 28.636 m ! .

Der Rohbau wurde in der Zeit von
August 1965 bis Herbst 1966 von
der Firma Hilti & Weh fertiggestellt.
Die Firstfeier wurde am 21. Okto¬
ber 1966 durchgeführt. Die Aus¬
bauarbeiten wurden ensprechend
den zur Verfügung stehenden Mit¬
teln in den Jahren 1967 und 1968
vorangetrieben, so daß mit Schul¬
beginn am 9. September 1968 zirka
800 Schüler von der neuen Schule
Besitz ergreifen konnten. Die Bau¬
kosten wurden bei Baubeginn mit
23,3 Mio Schilling geschätzt und im
Haushaltsplan präliminiert. Es ist
erfreulich festzustellen, daß diese
vor nunmehr 3 Jahren angenom¬
mene Bausumme nicht erreicht,
sondern unterschritten wird. Die
Baukosten pro Kubikmeter umbau¬
ten Raumes werden rund 800. — S,
die Kosten pro Klasse rund
890.000.— S betragen.

Für diese begrüßenswerten Tat¬
sachen gebührt im besonderen der
Dank dem Stadtbauamt unter der
Leitung des Herrn Stadtbaudirek¬
tors Dipl. Ing. Stuefer und der
städtischen Neubauleitung mit dem
leitenden Beamten Herrn Ing. Kot¬
ier sowie den Herrn Baumeistern
Rück und Schramek, die für die
Bauleitung verantwortlich zeichnen.

Die Stadtgemeinde kann sich glück¬
lich schätzen, in der Zeit der allge¬
meinen Baukostenüberschreitungen
Beamte zur Verfügung zu haben,
die mit den beteiligten Firmen eine
gediegene Ausführung aller Auf¬
träge sichern und im Interesse der
Bevölkerung Kostenüberschreitun¬
gen verhindern. Mit den Kosten für

3