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Amtsblatt 1969 Nr. 05 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Die Gesamtbaukosten liegen über¬
dies trotz zweijähriger Bauzeit un¬
ter dem Voranschlag. Womit neuer¬
dings die umsichtige Arbeit des
Stadtbauamtes und im besonderen
die fachlich gute und trotzdem
sparsame Leistung der Neubau¬
leitung unter Beweis gestellt wird.
Sie werden mir deshalb erlauben,
daß ich als Baureferent der Stadt
dem Herrn Stadtbaudirektor Dipl.-
Ing. Stuefer, dem Chef der Ent¬
wurfsabteilung, Herrn Oberbaurat
Dipl. Ing. Thaler, und Frau Bau-
Inspektor Ing. Gery sowie dem
Vorstand der Neubauleitung, Herrn
techn. Oberamtsrat Ing. Kofier, und
Herrn Bauassistent Jung, der die
örtliche Bauleitung innehatte, auf¬
richtigen Dank für ihren Einsatz
und ihre mustergültige Arbeit sage.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Bauleute räumen das Feld in
der Erwartung, daß die kleinen Be-
nützer dieses Hauses und ihre Be¬
schützer in dem Bau jene Freude
finden, die wir ob dem guten Ge¬
lingen desselben herzlich empfin¬
den."

Bürgermeister Dr. Lugger bezeich¬
nete es, nachdem er den Schlüssel
des Hauses aus der Hand des Bau¬
referenten übernommen hatte, als
einen Anlaß zu allgemeiner Freude,
wenn nun im Stadtteil Reichenau
ein zweiter städtischer Kindergar¬
ten feierlich seiner Bestimmung
übergeben werden könne. „Das
Entstehen neuer Wohngebiete", so
sagte der Bürgermeister wörtlich,
„die den vielen Wohnungssuchen¬
den Hilfe und oft auch erst die
Voraussetzungen für ein menschen¬
würdiges Dasein bieten, ist an sich
schon eine erfreuliche Tatsache.
Umso erfreulicher aber, wenn in
diesen Siedlungsgebieten großer
Bedarf an Kindergärten besteht,
denn darin dokumentiert sich ja,
daß Innsbruck nicht nur eine wach¬
sende, sondern im Hinblick auf
seine Bevölkerung zugleich auch
eine junge Stadt ist. So darf ich
wohl im Namen der gesamten Inns¬
brucker Bevölkerung feststellen,
daß sich die Stadtgemeinde im Be¬
wußtsein ihrer Verantwortung auch
zu den finanziellen Lasten bekennt,
die für sie entstehen, wenn sie die¬
ser Entwicklung vorausschauend
Rechnung trägt.

Der Kindergarten Reichenau-Süd
ist, wie schon erwähnt, der zweite
städtische Kindergarten, der inner¬
halb kürzester Zeit im Stadtteil Rei¬
chenau errichtet wurde. Für sechs
Gruppen bestimmt, wird er 240

Kinder aufnehmen. Erst im Jahre
1962 konnte der Kindergarten in
der Wörndlestraße, der für 4 Ab¬
teilungen angelegt ist und 160 Kin¬
dern Raum bietet, eröffnet werden.
In der Zwischenzeit hat auch die
Pfarre St. Paulus, finanziell geför¬
dert durch die Stadtgemeinde,
ihren Privatkindergarten für 180
Kinder fertiggestellt. Allein im
Stadtteil Reichenau stehen heute
also insgesamt 580 Kindergarten¬
plätze zur Verfügung."

Auch Bürgermeister Dr. Lugger
dankte allen herzlich, die sich um
das Zustandekommen des Kinder¬
gartens Reichenau-Süd besondere
Verdienste erworben haben. Es sei
nicht zuletzt den Mitgliedern des
kollegialen Gemeinderates der
Stadt Innsbruck zu danken, daß
auch für diesen Bau die finanziel¬
len Mittel freigegeben wurden und,
im gesamten gesehen, Innsbruck
heute, was den Bau von Kindergär¬
ten betrifft, unter allen österreichi¬
schen Landeshauptstädten, an der
Bevölkerungszahl gemessen, die
Spitze hält. „Seit 1945", so setzte
der Bürgermeister fort, „wurden in
Innsbruck zehn stadteigene Kinder¬
gärten neu gebaut, die insgesamt
1.420 Kindern Raum bieten. Diese
Leistungen der Stadtgemeinde sind
als freiwillig übernommene Auf¬
gabe zu betrachten, da wegen der
noch ausstehenden gesetzlichen Re¬
gelung in Tirol weder für die Bau¬
kosten noch für den Personalauf¬
wand eine finanzielle Refundie-
rung erfolgt.

Hier hat die Stadtgemeinde aus
der drängenden Verantwortung
heraus gehandelt, die sie gegen¬
über den Kindern und ihren Eltern
trägt, so wie sie auf anderer Ebene
ich erwähne hier den Bau der
Technischen Fakultät — gemein¬
sam mit dem Land Tirol einge¬
sprungen ist, um im Interesse der
Stadt und ihrer Bevölkerung beste¬
hende Lücken, deren Beseitigung
eigentlich Sache des Bundes wäre,
zu schließen.

Bei aller Bereitschaft der Stadtge¬
meinde, die erwähnten freiwilligen
Leistungen für die Kindergärten zu
erbringen, muß ich aber doch die
sich heute bietende Gelegenheit
ergreifen und die zuständigen Stel¬
len des Landes darauf hinweisen,
wie unerläßlich das baldige Zu¬
standekommen des noch fehlenden
Kindergartengesetzes für Tirol ist.
Wenn ich dies tue, geschieht es nur
in Wahrnehmung meiner Pflicht als

Bürgermeister und stellvertretend
für alle Gemeinden Tirols.
Ich habe versucht, einige Hinweise
auf die allgemeine Situation unse¬
res Kindergartenwesens zu geben.
Dabei möchte ich nicht versäumen,
den Dank auch den katholischen
Pfarren Innsbrucks auszusprechen.
Sie haben mitgeholfen, aus eigener
Initiative und auf privater Basis die
Zahl der Kindergärten in Innsbruck
wesentlich zu erhöhen, wobei die
Stadtgemeinde sie nur in beschei¬
denem Rahmen finanziell unter¬
stützen konnte. Immerhin stehen in
Innsbruck heute nicht weniger als
13 Pfarrkindergärten zur Verfü¬
gung.

Schließlich gilt mein besonderer
Dank aber auch den Eltern für ihr
Vertrauen, das sie bekunden, wenn
sie ihre vorschulpflichtigen Kinder
in die Kindergärten schicken. Die¬
ses Vertrauen ist Voraussetzung für
eine gute Zusammenarbeit von El¬
ternhaus und Kindergarten. Die Er¬
kenntnis der Pädagogen, daß der
Kindergarten nicht einfach als will¬
kommener Kinderaufbewahrungs¬
ort verstanden werden kann, son¬
dern in der Gesamterziehung seine
eigene, nicht ersetzbare Funktion
zu erfüllen hat, steht außer Diskus¬
sion. Erst im Bewußtsein dieser Er¬
kenntnis können wir voll ermessen,
welche Bedeutung einem Kinder¬
garten heute zukommt und wie be¬
rechtigt unsere Freude darüber ist,
daß wieder ein so schöner, nach
modernen Gesichtspunkten erstell¬
ter Kindergarten der Stadt Inns¬
bruck seiner Bestimmung überge¬
ben werden kann."
Professor Vinzenz Weber mit sei¬
nem Bläserchor und Orff-Musikan-
ten im Kindergartenalter, deren
Darbietungen mit großem Beifall
aufgenommen wurden, umrahmten
die Feierstunde.

Der Kindergartenneubau stand am
Samstag, den 12. April, der Bevöl¬
kerung zur Besichtigung offen,
über 400 Innsbrucker, die nicht nur
aus der Reichenau, sondern aus
dem ganzen Stadtbereich kamen,
nahmen die Gelegenheit wahr und
äußerten sich anerkennend über
dieses neue Werk der Stadt Inns¬
bruck im Dienste der Jugend.

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