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Amtsblatt 1969 Nr. 12 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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AMTS BLATT

DER LANDESHAUPTSTADT INNSBRUCK

Nummer 12

32. Jahrgang

Dezember 1969

Jungbürgerfeier für den Jahrgang 1949

Am Sonntag, den 9. November,
stand die Stadt Innsbruck wieder
im Zeichen der Jungbürgerinnen
und Jungbürger, die an diesem
Tage ihr Gelöbnis ablegten. Vom
Rathaus, dem Stadtturm und ande¬
ren städtischen Gebäuden wehten
die Fahnen Innsbrucks, Tirols und
Österreichs sowie die Europafahne.
Die Hörtinger Musikkapelle gab
nach einem musikalischen Weckruf
ein Platzkonzert vor den Stadtsälen.
Die 1867 Jungbürgerinnen und
Jungbürger des Geburtsjahrganges
1949, die diesmal zur Jung¬
bürgerfeier aufgerufen waren, hat¬
ten Gelegenheit, am Sonntagmor¬
gen zum Auftakt dieses Tages an
einem katholischen Gottesdienst in
der Hofkirche oder am Vorabend
an einem evangelischen Gottes¬
dienst in der Christuskirche teilzu¬
nehmen. In beiden Gottesdiensten
wurde die politische Mündigkeit
aus der religiösen Sicht gewürdigt.
Wie die Hofkirche ein Bild des
Vollendeten und des Unvollendeten
zugleich sei, sagte Propst Dr. Huber
in seiner Ansprache, so sei auch
das Leben in die Spannung gestellt,
die von jenem bestimmt werde,
was man als Ideal ersehne und
dem, was sich davon verwirklichen
lasse. Dem jungen Menschen ge¬
reiche dabei zum Vorteil, daß ihm
noch viele Möglichkeiten offen¬
stehen. Gerade die Hofkirche er¬
innere auch an große Vorfahren
wie Kaiser Maximilian oder
Andreas Hofer, die ihr Bestes gege¬
ben haben für die Gestaltung des
öffentlichen Lebens, auch wenn dies
Mühsal und Opfer erfordert habe.
Diese großen Vorbilder verweisen
auch darauf, daß in Tirol, wo es
beispielsweise keine Leibeigen¬
schaft gab, die Freiheit immer be¬
sonders hochgehalten wurde. Der
Propst forderte die Jungbürger auf,
ill Mitverantwortung und Freiheit
auch ihrerseits am Leben zu bauen,

und dies nicht nui in Beruf und Fa¬
milie, sondern auch im Engagement
für die Allgemeinheit. Dabei sei es
wichtig, Gott im Herzen zu tragen
'und von dieser Mitte her das Leben
zu gestalten.

Der Festakt im Großen Stadtsaal,
zu dem 752 Jungbürgerinnen und
Jungbürger erschienen waren,
wurde durch Beethovens Egmont-
Ouvertüre, die vom städtischen
Symphonie-Orchester unter Leitung
von Musikdirektor Karl Randolf ge¬
spielt wurde, eingeleitet. Der Bür¬
germeister, die beiden Vizebürger¬
meister und die Mitglieder des
Stadtsenates und Gemeinderates
unterstrichen durch ihre Anwesen¬
heit die Bedeutung der Jungbürger¬
feier. Der Innsbrucker Gemeinde¬
rat", so sagte Vizebürgermeister
Direktor Ferdinand Obenfeldner in
seiner Begrüßungsansprache, „rich¬
tet alljährlich an die in der Stadt
wohnenden Jugendlichen, die das
wahlfähige Alter erreichen, die Ein¬
ladung zur Teilnahme an einer
Jungbürgerfeier. Ich habe noch

keine dieser Veranstaltungen ver¬
säumt und obwohl das Pro¬
gramm immer das gleiche ist bin
ich immer wieder von neuem be¬
wegt und ergriffen. Ich weiß, daß
das gleiche für meine Kolleginnen
und Kollegen des Gemeinderates
gilt. Das hat weder mit Gefühls¬
duselei noch mit selbstgespendetem
Weihrauch etwas zu tun. Unsere
Gedanken sind einfach der Aus¬
druck einer tiefen Zufriedenheit
über die Tatsache, daß wir in einem
freien Staat leben, in dem es mög¬
lich ist, die Jugend ohne Unter¬
schied des Standes, der Religion
und der politischen Überzeugung
zusammenzuführen, um sie — ge¬
tragen von der Sorge um die Zu¬
kunft — aufzufordern, nach Errei¬
chung der politischen Mündigkeit
bei der Gestaltung des Lebens in
Staat, Land und in der Gemeinde
aktiv mitzuarbeiten. Weil wir Älte¬
ren aus eigener bitterer Lebenser¬
fahrung wissen, daß das nicht im¬
mer selbstverständlich war, deshalb
schämen wir uns wegen unserer
Gefühle nicht.

Stellvertretend für alle Jungbürger legten Maria Eccher und Wilfried Oberhammer das Gelöbnis
ab und nahmen aus der Hand des Bürgermeisters das Tiroler Jungbürgerbuch entgegen.