der Zuweisungen des Bundes und
Landes sind in ihrem Aufbau und
somit in der Erwartung von der je¬
weiligen wirtschaftlichen Entwick¬
lung abhängig. Produzenten und
Konsumenten bestimmen also mit
Umsatz und Erträgen gleicherma¬
ßen ausschlaggebend die Entwick¬
lung unserer Habenseite.
Allerdings ist der kräftige Zuwachs
in Produktion und Absatz in allen
Bereichen des Konsums und der
Dienstleistungen analog der inter¬
nationalen Entwicklung von bedeu¬
tenden Kostensteigerungen beglei¬
tet, die der Konjunktur in weiten
Bereichen alle Anzeichen einer
Mengenkonjunktur verleihen. Da
damit vielfach die Erträge rückläu¬
fig sind, ist die Entwicklung unserer
Einnahmenerwartung nicht in allen
Sparten gleich. Die rückläufige Ten¬
denz der Gewerbesteuer in den
letzten Monaten ist hiefür ein
Symptom. Doch auch die mit den
Vorzeichen einer Mengenkonjunk¬
tur versehene Prosperität ist nicht in
allen Bereichen anzutreffen, die für
uns wichtig wären. Gerade die Bau¬
wirtschaft, die einen maßgeblichen
Bereich in der Wirtschaft unserer
Stadt darstellt, konnte im laufen¬
den Jahr im allgemeinen nicht an
der Konjunktur teilnehmen, ihre Ka¬
pazität nicht ausschöpfen; sie fiel
in den Erwartungen weit zurück.
Für das kommende Jahr kann man
wohl auch mit vorsichtigem Opti¬
mismus mit einer anhaltenden Kon¬
junktur rechnen, die vielleicht in
den an der Grenze ihrer Kapazität
tätigen Bereichen eine Dämpfung
erfahren wird, aber in dem für uns
sehr wichtigen Bereich des Frem¬
denverkehrs, vor allem infolge der
monetären Maßnahmen in unserem
Nachbarland und infolge der Zu¬
nahme des Touristenverkehrs aus
Übersee einem neuen Höhepunkt
zustreben wird. Hand in Hand da¬
mit werden aber auch auf der Ko¬
sten- und somit auf der Preisseite
fühlbare Auftriebskräfte einsetzen,
die zweifellos Umsatz und Ertrag
maßgeblich beeinflussen werden.
Die erste Überlegung bei Erstellung
des Budgets gilt der Ausgangsposi¬
tion. Dazu könnte man sagen, daß
wir an Hand der bereits vorliegen¬
den und noch zu erwartenden Ein¬
nahmen des Jahres 1969 den präli-
minierten Abgang als gedeckt an¬
sehen und mit der Möglichkeit eines
Überschusses rechnen können.
Wenn wir also vorerst die wirt¬
schaftliche Situation beurteilen,
sehen wir alle Anzeichen einer
Konjunktur mit kräftigen Zuwachs¬
raten in allen Bereichen. Die
Wachstumsrate des Sozialprodukts
wird sogar höher sein als sie von
den zuständigen Fachleuten zu
Jahresbeginn vorausgesagt wurde.
Für die Entwicklung der Einnahmen
im Jahre 1970 konnte man dem Vor¬
anschlag eine Wachstumsrate der
Reineinnahmen von etwa 7% zu¬
grundelegen, eine Ziffer, die in der
mittelfristigen Finanzplanung von
Bedeutung sein wird. Das bei Er¬
stellung des Budgets stets zu prü¬
fende Inventar der Ausgaben hält
aber für die Stadt in den letzten
Jahren zunehmend schwierigere
Probleme bereit. Es zeigt sich —
wie schon mehrfach ausgeführt —
immer krasser, daß sich die Aus¬
gaben in einer zunehmend progres¬
siven Art entwickeln, während die
Einnahmen nur linear zunehmen.
Vergleicht man zum Beispiel die Zu¬
nahme der Bevölkerung mit jener
der Ausgaben, so sieht man, daß in
unserer Stadt die Reinausgaben in
den letzten 10 Jahren, also vom
Jahre 1958 bis 1968, von 164 Millio¬
nen auf 414 Millionen Schilling be¬
ziehungsweise um 152% anwuch¬
sen, während die Bevölkerungszahl
im gleichen Zeitraum von 102.500
auf 113.500, also nur um 11% zu-
In der zweiten Etappe mußten dann
den Wohnbaugesellschaften, die
für die Stadt tätig waren, bedeu¬
tende Zuwendungen in Form von
Grundbeistellungen und Zuschüs¬
sen für die nutzbare Wohnfläche
gegeben werden.
In der dritten Etappe mußten durch
Großinvestitionen alle kommunalen
Einrichtungen für diese neuen
Wohnbereiche geschaffen werden,
die in Form von Kindergärten, Kin¬
derhorten, Volks- und Hauptschu¬
len einfach notwendig sind. Diese
Einrichtungen verursachen aber
nach Inbetriebnahme erhebliche
„Folgekosten", eine Erscheinung,
die oft völlig übersehen oder nur
ungenügend bedacht wird.
Diese „Folgekosten" nach Erstel¬
lung einer kommunalen Einrichtung
sind nicht nur recht mannigfaltig,
sondern auch recht umfangreich.
Sie bestehen vorerst einmal schon
nahm. Man findet diese Divergenz
in allen wachsenden Städten und
spricht vom Gesetz der „parallelen
Progression", das besagt, daß die
kommunalen Ausgaben mit wach¬
sender Bevölkerungsdichte über¬
proportional ansteigen. Unsere
Stadt ist hiefür geradezu ein Mo¬
dellfall.
Zeigt schon der vorzitierte kurze
Blick auf die Bevölkerungsstatistik,
daß wir eine wachsende Stadt sind
und aucn in nächster Zukunft eine
starke Zuwachsrate in der Bevölke¬
rung zu erwarten haben, so zeigt
ein Vergleich der verbauten Fläche
im Jahre 1958 mit der heutigen be¬
sonders deutlich, wie stark die Stadt
in den letzten 10 Jahren weit über
ihr seinerzeitiges Baugebiet hinaus
expandierte und welch neue Wohn¬
viertel im Westen, Osten und Süd¬
osten unserer Stadt entstanden.
In diesem Anwachsen, weit über die
ursprünglichen Grenzen hinaus,
liegt nun auch die Erklärung,
warum die Ausgaben viel stärker
wachsen als es dem Prozentsatz der
Zunahme der Bevölkerung entspre¬
chen würde.
Es mußten ja vorerst einmal diese
neuen Bereiche aufgeschlossen
werden, was angesichts der weiten
Entfernungen abseits der zentralen
Versorgungseinrichtungen ungleich
höhere Mittel erforderte als etwa
ein gleichartiges Vorhaben im bis¬
herigen Baugebiet oder etwa in der
Nähe der Innenstadt.
in den Rückzahlungsraten und Zins¬
lasten für das aufgenommene Kapi¬
tal, da fast alle diese kommunalen
Einrichtungen im Darlehenswege
über den Investitionsplan der Stadt
errichtet werden. Die Annuitäten
für das Kapital scheinen dann im
ordentlichen Haushalt auf. Mit In¬
betriebnahme erfordern dann diese
Einrichtungen — wie Sie sich an
Hand unseres Budgets unschwer
überzeugen können — einen sehr
bedeutenden Personal- und Sach¬
aufwand.
AMTSBLATT DER LANDESHAUPTSTADT INNS¬
BRUCK. Eigentümer, Herausgeber und Verleger:
Die Stadtgemeinde Innsbruck — Für Verlag und
Inhalt verantwortlich: Redakteur Paul Gruber,
Innsbruck, Rathaus, Telefon 26 7 71. — Das
Amtsblatt erscheint monatlich und ist ab 5.
jeden Monats erhältlich beim Rathaus-Portier
und im Städtischen Verkehrsamt, Burggraben 3.
Einzelpreis S 3. — , Jahresabonnement S 30. — .
(Bestellungen werden im Rathaus-Pressereforat
entgogengcMiommen.)
Nachdruck
nui
mit
GcmiüIi
migung. Herstellung Buchdruckerei Frohnweiler,
Innsbruck.
Die Ausgaben der Stadt drohen den Einnahmen davonzulaufen
Erhebliche „Folgekosten" nach Erstellung kommunaler Einrichtungen
2
|
---|