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Amtsblatt 1971 Nr. 02_03 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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ten auch — wie in diesem Haus
schon angeregt — die Mandatare
über ihre Tätigkeit in jenen Gesell¬
schaften berichten, in deren Orga¬
nen sie für die Stadt tätig sind.

Mit diesem Vorschlag könnte man
dem Grundübel unserer hektischen
Zeit entgegensteuern, die die Ver¬
antwortlichen in allen Bereichen
mit ungezählten Details überfordert,
aber oft keine Zeit für die grund¬
sätzlichen Fragen und deren Über¬
legungen offen läßt. Man sollte den
führenden Männern der Stadt nicht
den Vorwurf machen können, daß
sie etwa nur verwalten und

Budget in Anpassung an die

Eine Analyse der Ausgangssitua¬
tion des Budgets deckt sich in wei¬
ten Bereichen mit der Analyse der
wirtschaftlichen Situation und einer
Prognose für deren Entwicklung.
Wenn auch die Stadt der Überle¬
gungen übergeordneter Körper¬
schaften wie Bund und Länder ent¬
hoben ist, die imstande und dazu
berufen sind, die konjunkturelle
Entwicklung zu beeinflussen, so
ist doch die klare Kenntnis der
wirtschaftlichen Situation und de¬
ren Entwicklung für die Erstellung
des Budgets von ausschlaggeben¬
der Bedeutung. Ist doch der Haus¬
halt — wie nicht oft genug betont
werden kann — eine auf kamera-
listischer Basis erstellte Einnah¬
men- und Ausgabenrechnung, die
auf der Einnahmenseite sehr emp¬
findlich auf jede Veränderung der
Konjunktur reagiert, wobei diese
Reaktion in ihrer zeitlichen Aus¬
wirkung bei konsumorientierten
und ertragsorientierten Einnahmen
verschieden ist.

Das Jahr 1970 war in der wirt¬
schaftlichen Entwicklung durch
eine Hochkonjunktur gekennzeich¬
net, die vermutlich in ihre letzte
Phase getreten ist. Kräftigen Zu¬
wachsraten in den meisten Wirt¬
schaftsbereichen stehen stark an¬
steigende Kosten und höhere Prei¬
se gegenüber. Damit werden, aller¬
dings in den einzelnen Sparten
ganz verschieden, die Erträge be¬
einflußt, die sich ihrerseits — wie
schon ausgeführt — auf erhebliche
Teile der Einnahmen entscheidend
auswirken.

Nun verläuft die Entwicklung unse¬
rer Einnahmen durchaus nicht kon¬
junkturgerecht, sondern — wie
schon ausgeführt — in den Phasen
verschieden. Gerade in diesem

nicht führen und für die
grundsätzlichen Fragen
keine Zeit hätten.

Bei konsequenter Handhabe dieser
Methodik müßte man sich einen
Arbeitsplan erstellen und diesen
auch durchziehen. Ich bin über¬
zeugt, daß man damit weitere Be¬
reiche der Öffentlichkeit informativ
ansprechen könnte, die heute
zwar — wie ich glaube — sehr ein¬
gehend über unsere Leistungen,
aber noch zu wenig über unsere
Absichten und über unsere
Überlegungen informiert
sind.

Wirtschaftsentwicklung erstellt

nunmehr zu Ende gehenden Jahr,
dem Jahr einer Hochkonjunktur,
die auch der Wirtschaft der Stadt
neue Höhepunkte vor allem im
Fremdenverkehr brachte, erreichten
manche Einnahmen keineswegs
jenes Ausmaß, das man höheren-
orts optimistisch erwartet und der
Stadt und den Gemeinden als
Grundlage für ihre Einnahmen-An¬
sätze empfohlen hatte, weil sich
erst heuer die Auswirkung der
Jahre 1966 und 1967 zeigte.

Die Städte werden immer

Es schien also in der Anlage des
Haushaltsvoranschlages geboten,
die Ansätze auf der Einnahmen¬
seite des kommenden Jahres sehr
realistisch und vorsichtig festzu¬
setzen, den Ausgabenrahmen als
solchen kritisch abzustecken und
die einzelnen Ausgaben in ihrer
erwarteten Höhe sehr sorgfältig zu
berechnen. Hiebei präsentiert sich
die Entwicklung auf der Ausgaben¬
seite im zunehmenden Maße als
vielschichtiges und in seiner Lö¬
sung als immer schwierigeres Pro¬
blem. Das von mir schon wieder¬
holt zitierte „stabile Un¬
gleichgewicht" zwischen
Einnahmen und Ausgaben hält
nicht nur an, sondern wird größer,
weil die Einnahmen nur linear zu¬
nehmen und die Ausgaben in ihrer
Gesamtheit progressiv ansteigen.

Geht man nun den Ursachen dieser
in ihrer Auswirkung immer fataler
werdenden Preis-Kosten-
Schere nach, um die zum Teil
sehr rasante Entwicklung in Kon¬
trolle zu halten, so stößt man im¬
mer wieder auf die gleichen Gege¬
benheiten. Die Städte werden im¬
mer mehr zu Ballungszentren. Die

Da wir bei Erstellung des Budgets
für 1970 unsere Einnahmen vor¬
sichtig niedriger angesetzt hatten,
wird das Budget 1970 ausgeglichen
sein, doch werden wir keine nen¬
nenswerten Überschüsse erzielen.
Während wir also durch unsere
vorsichtige Budgetierung glückli¬
cherweise nicht mit den Sorgen
anderer Körperschaften belastet
sind, die nunmehr erst die Dek-
kung in ihrem Haushalt finden müs¬
sen, so können wir anderseits dem
künftigen Haushalt keine nennens¬
werten Überschüsse zuführen.

Für das kommende Jahr wird man
bei uns nicht nur mit einer Ab-
schwächung der Konjunktur allein,
sondern mit einem verlangsamten
Wirtschaftswachstum und jenen
stärkeren inflationistischen Tenden¬
zen zu rechnen haben, die in
vielen Ländern bereits auftreten.
Diese Entwicklung wird sicher nicht
in allen Bereichen gleich sein und
muß durchaus nicht mit jener im
benachbarten Ausland konform ge¬
hen. Zweifellos werden aber wei¬
terhin bedeutende Auftriebskräfte
auf der Kostenseite auftreten, die
Umsätze und Erträge beeinflussen
werden.

mehr zu Ballungszentren

an sie mit steigendem Wohlstand
immer höher gestellten Anforde¬
rungen, sei es auf dem Sektor der
Bildung, der Kultur, desWohnungs¬
wesens, der Fürsorge, werden —
weil sie am Maßstab des modernen
Wohlfahrtsstaates gemessen wer¬
den — zur Überforderung.

Auftretende Mängel in der Infra¬
struktur, oder besser gesagt ein
Rückstand, werden dann oft rein
emotionell beurteilt, und die oft
sehr bedeutenden finanziellen Mit¬
tel, die zu ihrer Sanierung notwen¬
dig sind, entweder weit unter¬
schätzt aber zumindest in ihrer
Folgewirkung oft übersehen. Dabei
werden gerade die F o I g e k o -
sten nach Investitionen
ein immer größeres Problem, das
die Budgets der Städte und Ge¬
meinden nicht nur sehr stark, son-

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