Im Landtagssitzungssaal begrüßte Landtagspräsident Bürgermeister Dr. Lugger die Südtiroler und Nordtiroler Abgeordneten, die sich zu einer
gemeinsamen Sitzung der beiden Landtage am 14. Mai in Innsbruck versammelt hatten. Ganz links im Bild Landeshauptmann ökonomierat
Wallnöfer, neben ihm der Präsident des Südtiroler Landtages Nicolodi. (Foto: Birbaumer)
fen sollten, so möge die heutige ge¬
meinsame Sitzung dazu dienen,
gangbare Wege aufzuzeigen, wie
die regionale Zusammenarbeit
realisiert werden kann.
Auf der rechtlichen Basis des Pa¬
riser Vertrages wird es die ver¬
wandtschaftliche Verbundenheit
den Abgeordneten, den obersten
legislativen Organen, leicht machen,
für das Herzstück des europäi¬
schen Erholungsraumes, das unse¬
re gemeinsame Heimat ist, zu¬
kunftsweisende Regelungen zum
Wohle aller Bewohner dieses unse¬
res Raumes zu treffen. Realistisch
gesehen, sind alle auftretenden
Fragen gemeinsame Fragen und
ich darf die Bitte wiederholen, daß
die Pflege unserer Kontakte im
Hinblick auf eine gemeinsame Zu¬
kunft den Raum freier und selb¬
ständiger Entfaltung weiter auftun
und uns in unserer Verbundenheit
bestärken möge.
In dem Barockbild über Ihnen, das
die gewählten Vertreter des Lan¬
des nicht zu KRIEG, RUHM und
EHRE, sondern zu ARBEIT, FRIE¬
DEN und GLAUBEN aufruft, trägt
eine Schar kleiner Engel ein
Spruchband, auf dem die Worte
stehen: ,lm Schutze des Herrgotts
wird das Land verweilen.' Möge
dieser Schutz unseren gemeinsa¬
men Bemühungen zuteil werden!"
Nach Dr. Lugger sprach der Süd¬
tiroler Landtagspräsident Silvio
Nicolodi, der auf die Tatsache, daß
Landtag und Landesregierung von
Südtirol geschlossen zum Besuch
des Landes Tirol und zu dieser
Sitzung mit dem Nordtiroler Land¬
tag gekommen seien, als einen Be¬
weis dafür hinwies, welch große
Bedeutung der gesamte Südtiroler
Landtag, ohne Unterschied der
Sprache, diesem Treffen beimesse.
Er sprach gegen die Trennung von
Völkern, die durch gemeinsame
Sitten, Bräuche und Sprachtradi¬
tionen miteinander verbunden sind,
gegen die erzwungene Ein- und
Abwanderung ganzer Völkermas¬
sen und gegen die Politik, Proble¬
me mit Gewalt zu lösen und wür¬
digte die Leistungen und die demo¬
kratische Grundhaltung jener Par¬
teien und Männer, die es verstan¬
den haben, in Südtirol wieder eine
Atmosphäre der Verständigung
und Zusammenarbeit zu schaffen.
Zum neuen politischen Stil, der in
der Begegnung der beiden Land¬
tage praktiziert wurde, und den
Möglichkeiten und Verpflichtungen
der überregionalen Zusammenar¬
beit gaben auch Landeshaupt¬
mann Wallnöfer und Landeshaupt¬
mann Dr. Magnago Erklärungen
von großer Tragweite und zukunft¬
weisender Bedeutung ab. Nach
ihnen kamen die Sprecher der ver¬
schiedenen politischen Fraktionen
im Nord- und Südtiroler Landtag
zu Wort.
Ihren konkreten Ausdruck und das
Fundament, auf dem in Zukunft
zielstrebig weitergebaut werden
soll, fand die historische Sitzung
der beiden Tiroler Landtage in
einem vom Landtagspräsident Dr.
Lugger auch namens seines Süd¬
tiroler Kollegen Nicolodi vorgeleg¬
ten und von den beiden Landtagen
einstimmig und ohne Stimmenthal¬
tung angenommenen Antrag, der
folgenden Wortlaut hat:
„Im Hinblick darauf, daß die Raum¬
ordnungs-Minister-Konferenz der
dem Europarat angehörenden
Staaten am 11. September 1970 in
einer einstimmig angenommenen
Resolution die Zusammenarbeit
von Grenzregionen empfohlen und
zu diesem Zweck die Schaffung
permanenter Kommissionen zwi¬
schen Regionen, die verschiedenen
Staaten angehören, und zwar be¬
sonders für die Planung und Koor¬
dinierung regionaler Entwicklungs¬
programme angeregt hat, und
im Hinblick darauf, daß die
Referenten der heutigen Sitzung
und die Sprecher der Parteien bei¬
der Landtage die Notwendigkeit
enger Zusammenarbeit zum Aus¬
druck gebracht haben, stellen der
Präsident des Tiroler Landtages,
Bürgermeister Dr. Alois Lugger,
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