/ 16 pages
Amtsblatt 1972 Nr. 05 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Search


A M TS EU B L ATT

D ER LAND ES HAU PTSTADT INNSBRUCK

Nummer 5

35. Jahrgang

Mai 1972

Die Aufgaben und Zielsetzungen der Stadtwerke

In der Budgetsitzung des Innsbruk-
ker Gemeinderates im Jänner die¬
ses Jahres legte Stadtrat KmzIR
Dr. Theodor Seykora in seiner
Funktion als Obmann des Verwal¬
tungsausschusses für die Versor¬
gungsunternehmungen in den
Stadtwerken den Wirtschaftsplan
der Stadtwerke für das Jahr 1972
vor, wobei er von der bisherigen
Übung, einen Leistungsbericht über
das abgelaufene Jahr zu geben,
Abstand nahm. Stattdessen gab
er eine Standortbestimmung der
Stadtwerke und zeigte weiters auf,
welche Ausgangslage gegeben ist,
weiche Aufgaben gestellt sind, wel¬
che Zielsetzungen sich daraus ab¬
leiten und in welchem Umfang der
Wirtschaftsplan 1972 diesen Erfor¬
dernissen Rechnung trägt. Wir ge¬
ben nachstehend die Ausführungen
Dr. Seykoras, die ein eindrucksvol¬
les Bild von der Wirtschaftskraft
der Stadtwerke und der damit ver¬
bundenen Ausstrahlung auf die

Wirtschaft der Stadt vermitteln,
auszugsweise wieder:
Die Einordnung der Stadtwerke in
einen wirtschaftlichen Bereich ist
im Vergleich zur Hoheitsverwaltung
nicht allzu schwierig. Man könnte
sie als ein großes Dienstleistungs¬
unternehmen bezeichnen, das mit
einem Ausgabenrahmen von rund
400 Millionen Schilling zu den gro¬
ßen Wirtschaftsunternehmen des
Landes zählen würde . . .
Bei der Bezeichnung als „Dienst¬
leistungsunternehmen" kann es
sich allerdings nur um eine ver¬
gleichsweise Klassifizierung han¬
deln, die weder der Aufgabenstel¬
lung noch der Tätigkeit in weiten
Bereichen ganz gerecht wird.
Sowie auch die Hoheitsverwaltung,
unterscheiden sich die Stadtwerke
grundsätzlich von echten Dienst¬
leistungsunternehmungen dadurch,
daß sie unbequeme oder uninter¬
essante Aufträge nicht ableh¬
nen können.

Die offizielle Volkstumsg ruppe der Stadt Grenoble „La Delphinale" weilte während der Oster-
tage in Innsbruck. Mit ihren Tänzen und Liedern, die sie im Rahmen eines Volkstumsabends
im Großen Stadtsaal (unser Bild), aber auch aus anderen Anlässen zum besten gab, überbrachte
die Gruppe an Innsbrucks Bevölkerung herzliche Grüße aus der Partnerstadt. (Foto: Birbaumer)

Während aber die Tätigkeit der Ho¬
heitsverwaltung im Dienstleistungs¬
sektor noch recht flexibel ist und
sich, von wenigen Bereichen abge¬
sehen, nach den gegebenen finan¬
ziellen Möglichkeiten orientieren
kann, ist die Ausgangsposition zu¬
mindest bei den Versorgungsunter¬
nehmungen der Stadtwerke eine
grundsätzlich andere.

Dort steht die Aufgabe unter dem
Vorzeichen der Verpflichtung, weil
eben zum Beispiel die Versorgung
mit gutem Trinkwasser der Siche¬
rung der primitivsten Lebensbedin¬
gungen des Menschen gleich¬
kommt und weil eben zum Beispiel
auf dem Energiesektor die elektri¬
sche Energie in allen Bereichen der
Gemeinschaft bereits eine derar¬
tig dominierende Stellung ein¬
nimmt, daß schon kleinste Störun¬
gen in der Versorgung unange¬
nehmste Auswirkungen haben und
größere, länger andauernde Strom¬
ausfälle an den Rand einer Kata¬
strophe führen können. Das Mo¬
nopol, das die öffentliche Hand
in diesen lebenswichtigen Berei¬
chen besitzt, schließt die Flexibili¬
tät in der Auswahl der Aufgaben
weitgehend aus. Die Versor¬
gungspflicht ist hier
oberstes Gebot.

Auch der Gesetzgeber hat ange¬
sichts dieser Monopolstellung der
öffentlichen Hand oder großer Ver¬
sorgungsgesellschaften Vorsorge
getroffen und festgelegt, daß die
V e r s o r g u n g s p f I i c h t vor
dem Gewinnstreben zu
stehen hat. Auch darin unter¬
scheiden sich die Versorgungsun¬
ternehmungen der Stadtwerke von
echten privaten oder verstaatlich¬
ten, auf Gewinn ausgerichteten
Dienstleistungsunternehmen.

Aus dem Primat der Versorgungs¬
pflicht leiten sich die Aufgabenstel-