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Amtsblatt 1973 Nr. 10 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Straßfried — die einstige Burg bei Vili

Von Archivdirektor Dr. Franz-Heinz Hye

Im Zusammenhang mit der nunmehr (bis Ende Februar
1974) im Innsbrucker Stadtarchiv gezeigten Ausstellung
über die Stadtteile Ig Is und Vili soll diesmal der Blick auf
diese unserer Stadt zugehörende Partie des südlichen Mit¬
telgebirges und speziell auf die völlig verschwundene ein¬
stige Viller Burg Straßfried gelenkt werden.
Diese einst für den Raum Innsbruck ziemlich bedeutende
Burganlage erhob sich nördlich von Vili auf jener Wald¬
kuppe, die die alte Grenze zwischen der Hofmark Wilten
mit den Gluirschhöfen und der Gemeinde Vili gebildet hat
und noch jetzt den bezeichnenden Flurnamen „Burg" trägt.
Die erste Nachricht über dieses „Castellum" ist in einer
Urkunde von 1251 enthalten, kraft welcher Propst Ludwig
von Wilten an Friedrich Perchtinger das neu geordnete
Gluirschgut verliehen hat, dessen Umgrenzung dort folgen¬
dermaßen beschrieben wird: „A ponte videlicet Süllae, ubi
primo montis ascenum aggreditur, inferiorem partem viae
usque ad summitatem Collis, super quo via dividitur una
quidem via tendens ad villam Ville, altera vero descendens
in ripam a dieta villa suis decursibus derivatam et ascen-
sum eiusdeum ripe usque ad vallem Strassfride, quae deor-
sum a castello ut in Süllam cernitur declinare" (Zitiert nach
O. Stolz, Polit.-Histor. Landesbeschreibung von Nordtirol,
1926, S. 326, Anm. 1). In deutscher Übersetzung heißt dies,
daß die Umgrenzung des Gluirschgutes, wie folgt, verlaufen
ist: Von der (Wiltener) Sillbrücke der Viller Straße nach bis
zur Abzweigung des Weges zum Viller Bach (bzw. zu den
Gluirschhöfen) und von hier dem Bach entlang bis zu dem
„Strassfride" genannten Tale (= Talsenke des Viller Ba¬
ches nördlich von Vili), über dem sich das Kastell erhebt,

Die alte, einst zur Burg Straßfried gehörende Viller Mühle mit dem
unter.

und von welchem Tale der Viller Bach steil zur Sill hin ab¬
fällt. — Der Name „Strassfride" bezieht sich hier allerdings
nicht auf das Kastell, sondern vielmehr auf das kleine Täl¬
chen des Viller Baches, an dessen Osthang schon damals
die Straße nach Vili verlaufen ist. Sicherlich aber bezog sich
dieser Name schon damals auch auf die Burganlage, auf
den in der Nähe der Straße sich erhebenden Bergfried, bzw.
Turm. Wie wir aus dem im Jahre 1263 abgeschlossenen Tei¬
lungsvertrag zwischen den Grafen Meinhard und Albert von
Görz-Tirol und dem Grafen Gebhard von Hirschberg über
das ihnen zugefallene Erbe der Grafen von Andechs und
der Grafen von Tirol entnehmen können, saß damals auf
Strazfried ebenso wie auf Vellenberg (bei Götzens), Matrei
und in Innsbruck sogar ein görz-tirolischer Hauptmann, wor¬
aus einerseits die damalige Wichtigkeit dieses Kastells er¬
sichtlich wird und andererseits die Tatsache erwiesen ist,
daß das Kastell tatsächlich schon damals den Namen Stra߬
fried trug. Dementsprechend konnten sich die jeweiligen
Inhaber, die dasselbe vom Landesfürsten zu Lehen erhiel¬
ten, „von Strazfried" nennen. In dieser Weise begegnet in
Urkunden der Jahre 1292 und 1308 ein Dankwart von
Strazzfried, während sich unter Graf Meinhards II. Sohn
Otto sogar eine am 19. Juni 1312 durch seinen Bruder
Heinrich erneuerte landesfürstliche Verleihung des „Turn ze
Strazfried", beidemal an Chunrat den Helbling, Richter zu
Innsbruck, nachweisen läßt. Seit dieser Verleihung führte
Chunrat Helbling, wenn auch nicht immer, das Prädikat
„zu" oder „von Straßfried". Dasselbe gilt auch von seinen
Erben und Nachkommen, die noch durch drei Generationen
Straßfried besessen haben und im 15. Jahrhundert aus¬
gestorben sind. Die seit 1383 urkundlich
nachweisbare Viller Mühle nördlich un¬
terhalb des Dorfes (Vili Nr. 7), welches
Gut noch heute die „Mühlpuiten" genannt
wird, gehört übrigens zu den Gütern
von Straßfried. Mit dem Aussterben der
großen Familie der Helblinge begann
auch der Verfall der Burganlage von
Straßfried, deren Namen daher ohne
Bedenken von Erzherzog Ferdinand II.
im Jahre 1579 auf das Wohnhaus der
adeligen Familie von Freising in Wilten
übertragen bzw. dieses Haus (Leopold¬
straße Nr. 53: Glockengießerei Graß-
mayr) unter dem Namen „Straßfried"
zum adeligen Ansitz erhoben werden
konnte. Abschließend sei noch bemerkt,
daß im August 1922 am einstigen Burg¬
hügel Grabungen durchgeführt worden
sind, bei denen eine etwa zwei Meter
hohe Mauer und ein eingestürztes Ge¬
wölbe festgestellt werden konnten
(R. Granichstaedten-Czerva, Führer
durch Ig Is und Umgebung. 1925,
Seite 76).

,Burg"-Hügel rechts dar-
(Foto: Margarete Hye)

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