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Amtsblatt 1974 Nr. 02_03 - Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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AMTS EJ BLATT

DER LAN DES HAU P TS TA DT IN N 5 BRUCK

Nummer 2/3

37. Jahrgang

Februar/März 1974

Kunstförderungspreis 1973 überreicht

Soll die öffentliche Hand überhaupt
künstlerisches Schaffen fördern?
Diese Frage stellte Bürgermeister
Dr. Lugger an den Anfang seiner
Ausführungen anläßlich der Über¬
reichung des Kunstförderungsprei¬
ses der Landeshauptstadt Inns¬
bruck, der im Jahr1973für Dichtung
ausgeschrieben war. Die Vizebür¬
germeister Dir. Haidl und Regie¬
rungsrat Obenfeldner, Stadträte,
Mitglieder des gemeinderätlichen
Kulturausschusses sowie Magi¬
stratsdirektor OSR Dr. Schwamber-
ger und die leitenden Beamten des
Kulturamtes, aber auch Mitglieder
der Jury hatten an der schlichten
Feier im Rathaus am 9. Jänner 1974
teilgenommen.

Die Meinungen über die Kunstför¬
derung durch die öffentliche Hand
seien geteilt, so stellte der Bürger¬
meister in Fortführung der eingangs
gestellten Frage fest. Für die Stadt¬
gemeinde aber möchte er aus dem
Anlaß der Überreichung vor allem
folgendes feststellen: „Mit unserem
Kunstförderungspreis soll zum Aus¬
druck gebracht werden, daß wir
dem kulturellen Schaffen besonde¬

res Augenmerk schenken, daß wir
es schätzen als eine der wertvoll¬
sten Formen menschlicher Selbst¬
verwirklichung und mitmenschlichen
Dienstes im Rahmen der Gemein¬
schaft. Gerade in unserer Zeit der
Überbewertung materieller Güter
erscheint mir diese Geste der öf¬
fentlichen Wertschätzung für das
kulturelle Schaffen besonders ge¬
boten.

Der Kunstförderungspreis, auf des¬
sen zeitgemäße Ausschreibung wir
stets neu bedacht sein wollen, kann
in unserer Stadt aber vielleicht auch
eine Hilfe dazu sein, um noch im
verborgenen wirkende Talente be¬
kanntzumachen, um ihnen über¬
haupt erst die Gelegenheit zu ge¬
ben, für ihr Schaffen eine breitere
Aufmerksamkeit zu finden. Allein
diese beiden Gesichtspunkte stel¬
len, so bin ich überzeugt, die Be¬
deutung des Kunstförderungsprei¬
ses für das kulturelle Leben unserer
Stadt außer Frage.
Die unabhängige Jury anerkannter
Fachleute garantiert im Sinne die¬
ser Zielsetzungen ein objektives Fo¬
rum und so ist es mir ein besonde-

Die Preisträger des Kunstförderungspreises der Stadt Innsbruck für 1973 mit Bürgermeister Dr.
Lugger, von links nach rechts: Siegfried Winkler, Albert Jaschke, Dr. Hans Humer und Walter
Thöny. (Foto: Murauer)

res Anliegen, heute auch den Mit¬
gliedern der Jury für ihre verant¬
wortungsvolle, mit viel zeitlichem
Aufwand verbundene Tätigkeit herz¬
lich zu danken.

In einem Überblick zum Wettbewerb
stellte der Bürgermeister dann fest,
daß von 18 Teilnehmern 19 Arbeiten
eingesandt wurden, von denen 10
das Teilgebiet Lyrik, 4 das Teil¬
gebiet Dramatische Dichtung und 5
das Teilgebiet Erzählende Dichtung
betrafen. Die Jury hat den Preis für
Lyrik an Albert Jaschke, den Preis
für Dramatische Dichtung an Sieg¬
fried Winkler und den Preis für Er¬
zählende Dichtung an Dr. Hanns
Humer und Walther Thöny für einen
gemeinsam geschriebenen Roman
verliehen. Nach Glückwünschen
an die Preisträger stellte Dr. Lugger
diese kurz vor.

Albert Jaschke wurde 1949 in Kla¬
genfurt geboren. Der Sohn einer
Kärtner Familie besuchte die Schu¬
len in seiner Heimatstadt; im Jahre
1968 beendete er das humanistische
Gymnasium mit der Matura. Bald
darauf übersiedelte Jaschke nach
Innsbruck, wo er sich dem Studium
der Theologie zuwandte. Im vergan¬
genen Jahr hat derVierundzwanzig-
jährige die Theologie absolviert.
Derzeit wirkt er als Religionslehrer.
Außerdem widmet er sich weiteren
Studien an der Innsbrucker Univer¬
sität. Schon während seiner Gym-
nasialszeit zeigte Albert Jaschke
großes Interesse an Literatur, das
sich während seines Aufenthaltes in
Nordtirol noch verstärkte. Obwohl
er seine frühesten Gedichte in er¬
ster Linie für sich selbst schrieb,
wurde er Mitglied des Autorencol-
legs im „Turmbund". Sein Auftreten
mit einer Lesung am „Tag der Ly¬
rik" fand im vergangenen Jahr An¬
klang beim Publikum; Proben sei¬
ner Lyrik erschienen ebenfalls in
den letzten Heften der „diagonale".
Siegfried Winkler wurde 1947 in
Innsbruck geboren. Die Kindheit