Das „Hilton" unter den Herbergen
Neue Jugendherberge wird stark besucht; olympische Kampfstätten Anziehungspunkt Nr.
1
(Th) Die im Vorjahr in Betrieb genommene Jugendherberge in der
Reichenau verzeichnete bei den Gästezahlen in der vergangenen
Sommersaison eine Aufwärtsentwicklung. Waren es 1976 noch 41.000
Ubernachtungen, so erhöhte sich diese Zahl heuter auf 44.000. An¬
geführt wird die Nationenreihe, die insgesamt 38 Länder umfaßt,
von Deutschland, mit großem Abstand folgen die Inländer, die USA
und Frankreich. Auch die Städtepartnerschaften finden hier einen
Niederschlag: 1400 Freiburger und 300 Grenobler Jugendliche über¬
nachteten in der Jugendherberge der Tiroler Landeshauptstadt.
Im Vergleich mit anderen Ju¬
gendherbergen fällt die hohe
Zahl der in Innsbruck eintreffen¬
den Einzelwanderer - im Gegen¬
satz zu den Gruppenreisenden
- auf, über die Hälfte aller Ju¬
gendlichen reist auf eigene
Faust. Diese Einzelwanderer wie¬
derum sind es, die die Atmo¬
sphäre einer Herberge im we¬
sentlichen bestimmen. Sie bilden,
nachdem sich viele von ihnen
bereits in den Herbergen von
Rom, Florenz oder Zürich ge¬
troffen haben, eine große Fami¬
lie, deren Mitglieder sich bei je¬
der neuerlichen Begegnung mit
Ratschlägen und Tips über Rei¬
serouten, Unterkünfte usw. zur
Seite stehen.
Als geradezu ideal
zur Kontaktaufnahme und -pfle¬
ge erweist sich in der Innsbruk-
ker Jugendherberge die Ein¬
gangshalle, die als Atrium ge¬
staltet ist und mit ihrer Sitzmul¬
de in der Mitte auch die passio¬
nierten „Schweiger" zum Spre¬
chen bringen müßte. Neben der
als besonders aufgeschlossenen
bezeichneten Atmosphäre des
Hauses sind es aber auch die
freundlichen Sechsbettzimmer
und die großzügigen sanitären
Anlagen, die dazu führten, daß
ein „heißer Tip" der Welten¬
bummler lautet: Das „Hilton"
unter den Jugendherbergen
liegt in Innsbruck, und das darf
man sich nicht entgehen lassen.
Was interessiert die Jugendwan¬
derer in Innsbruck besonders?
In erster Linie die olympischen
Kampfstätten, gefolgt von der
Altstadt. Kulturelle Veranstaltun¬
gen sind so gut wie nicht ge¬
fragt, die Berge werden nur per
Seilbahn erklommen. Das Olym¬
pische Dorf, in der Vorstellung
vieler ein typisches Tiroler Dorf,
hat schon manche Enttäuschung
gebracht. Zwei Drittel der Ju¬
gendlichen sind Burschen, die
Zahl der Mädchen ist jedoch seit
Jahren steigend.
Ein Beispiel fernöstlicher Eman¬
zipation lieferten zahlreiche Ja¬
panerinnen. Als Einzelwanderer
traten sie heuer in der Jugend¬
herberge überraschend oft in
Erscheinung. Hier fielen sie nicht
nur durch ihren
Charm
auf, son¬
dern auch durch ihre Kochkün¬
ste. Die für Selbstversorger zur
Verfügung stehenden Küchen
standen, wenn die Japanerinnen
am Werk waren, im Zeichen
ganz besonderer Gewürzdüfte.
Seit der Einführung von Jugend¬
ermäßigungen reisen 90 Prozent
der Jugendlichen mit der Bahn
bzw. mit dem Flugzeug; das
Autostoppen gehört fast voll¬
kommen der Vergangenheit an.
Die zu 100 Prozent Jeans tragen¬
den Jugendwanderer, die früher
mit Seesack oder Tasche unter¬
wegs waren, sind heute durch¬
wegs auf die großen Spezial-
rucksäcke mit Aluminiumgestell
umgestiegen. Im Durchschnitt
wiegen diese „Ungetüme" 20 bis
30 Kilogramm.
Als besonders er¬
freulich muß erwähnt werden:
bisher gab es in der Jugendher¬
berge weder Eigentumsdelikte,
noch Zechpreller, noch Drogen
irgendwelcher Art.
Die Jugendherberge, die mit
Ausnahme der drei Weihnachts¬
tage das ganze Jahr über offen
hält, wird in bewährter Weise
vom Tiroler Jugendherbergs¬
werk geführt.
BESUCHE IM RATHAUS
Im Rahmen der Brotwoche
erhielt auch Bürgermeister Dok¬
tor Lugger in seinen Amtsräu¬
men warmes, duftendes und
knuspriges Schwarzbrot. Über¬
bringer dieser Delikatesse war
eine Abordnung der Bäckerin¬
nung und der Berufsschule.
■i^- Der in Wien akkreditierte
Botschafter Israels, Jakob
Doron, stattete in Begleitung
seiner Frau Bürgermeister Dok¬
tor Lugger seinen Antrittsbesuch
ab.
Nach zweieinhalbjähriger
Tätigkeit in Innsbruck verab¬
schiedete sich der konsularische
Vertreter Großbritanniens, Kon¬
sul Eric A. Seaman, bei Bürger¬
meister Dr. Lugger.
Der neue französische Gene¬
ralkonsul in Innsbruck, Pierre
Lignac, stattete Bürgermeister
Dr. Lugger seinen Antrittsbesuch
ab.
Im Zeichen der Jungbürger
Nationalfeiertag: 1908 Jungbürger politisch volljährig
(Gr) Der österreichische Natio¬
nalfeiertag am 26. Oktober
stand in Innsbruck wie alljähr¬
lich in besonderer Weise im
Zeichen der Jungbürger. Die
1908 Innsbruckerinnen und Inns¬
brucker des Geburtsjahrganges
1958, die ihre politische Volljäh¬
rigkeit nun erreicht haben, wur¬
den vom Bürgermeister zur Inns¬
brucker Jungbürgerfeier einge¬
laden und haben dieser Einla¬
dung in erfreulich großer Zahl
Folge geleistet.
Beim Festakt im Großen Stadt¬
saal, an dem auch die Mitglie¬
der des Innsbrucker Gemeinde¬
rates teilnahmen, wurden die
Jungbürger von Vizebürgermei¬
ster Reg. -Rat Obenfeldner im
Stellvertretend für die Jungbürgerinnen und Jungbürger leisten Almut Rudigier und Harald Ultscb das Ge¬
löbnis und übernehmen aus der Hand des Bürgermeisters das Jungbürgerbuch (Foto: Birbaumer)
Namen der Stadt begrüßt und
aufgefordert, als freie und de¬
mokratisch gesinnte Menschen
auch in unserer Zeit die Chance
zur Erhaltung und Gestaltung
unserer demokratischen Repu¬
blik wahrzunehmen. Bürgermei¬
ster Dr. Lugger führte dann in
seiner Festrede die Jungbürger
über die Frage, ob unser öffent¬
liches Leben des Einsatzes der
Jungbürger denn auch wert sei,
in die Grundlagen der Demo¬
kratie, die Möglichkeiten des
politischen Engagements und
die Attraktion, die es gerade
auf junge Menschen ausüben
könne, ein. Im Namen aller
Jungbürger legten dann Almut
Rudigier und Harald Ultsch das
Gelöbnis der Jungbürger ab
und gaben ihrer Auffassung von
der nun übernommenen Verant¬
wortung als Staatsbürger Aus¬
druck. Die Feier wurde musika¬
lisch umrahmt vom Innsbrucker
Symphonieorchester und vom
Innsbrucker Bläserchor. Am
Abend waren die Jungbürger
Gäste einer Aufführung im Tiro¬
ler Landestheater.
INNSBRUCK - Offizielles Mitteilungs¬
blatt der Landeshauptstadt. Herausgeber,
Eigentümer
una
Verleger Die Stadt¬
gemeinde Innsbruck Chefredakteur und
für den Inhalt verantwortlich ■ Paul
Gruber; in der Redoktion Ulla Ihien
und Dr. Wolter Frenzel Alle Innsbruck,
Rathaus, Maria-Theresien-Straße 18.
Druck; Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck,
Exlgasse 20.
Seite 2
Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1977 Nr. 11
|
---|