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Innsbrucker Stadtnachrichten 1985 Nr. 05 - Stadtnachrichten - offizi...
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UNIVERSITÄTSSTADT INNSBRUCK

Auf den Spuren des Altertums (II)

Ein internationales Lehrangebot im Institut für Klassische Archäologie

Seit September 1983 leitet nach
der Emeritierung von Univ.-
Prof. Dr. Bernhard Neutsch
Frau Univ.-Prof. Dr. Elisabeth
Walde-Psenner, vorerst als au¬
ßerordentlicher Professor, seit
September 1984 als ordentli¬
cher Professor das Institut. Der
Schwerpunkt der archäologi¬
schen Forschungstätigkeit von
Prof. Walde liegt in der pro-
vinzialrömischen Archäologie,
und zwar insbesondere in der
römischen Bronzekunst und in
der Erforschung der Thematik
der römischen Grabreliefs, an
denen Österreich vor allem in
den Bundesländern Kärnten
und Steiermark einen wahren
Schatz besitzt, der bis heute wis¬
senschaftlich als noch keines¬
wegs gehoben betrachtet wer¬
den kann. In diesem Zusam¬
menhang ist auch zuletzt die
Mitarbeit von E. Walde an
„Reclams Archäologie-Führer
Österreich" zu sehen (heraus¬
gegeben von A. Lippert, Insti¬
tut für Vor- und Frühgeschich¬
te der Universität Innsbruck),
in dem erstmals die wichtigsten
archäologischen Fundplätze
und Funde Österreichs für den
Fachkollegen wie für den
Laien in übersichtlicher Form
zusammengestellt und be¬
schrieben werden. Der Führer
wird in diesem Sommer gerade
noch rechtzeitig für die neue
Reisesaison herauskommen.
Eine Intensivierung der pro-

Welchen Beruf kann
ich ergreifen?

(Th) Im 11. Jahr des Bestehens
der berufskundlichen Tage des
Tiroler Gewerbes, die den Ju¬
gendlichen Einblick in die Ar¬
beitsweise der einzelnen Ge¬
werbezweige geben, wurde heu¬
er ein neuer Weg beschritten.
Erstmals erfolgte die Präsenta¬
tion der „lebenden Werkstät¬
ten" im Rahmen der Frühjahrs¬
messe, wobei diesmal 31 Innun¬
gen ihre tägliche Arbeit vor¬
stellten. Durch die räumlich
großzügigen Platzverhältnisse
war eine modernere und praxis¬
bezogenere Information mög¬
lich.

vinzialrömischen Grabungstä¬
tigkeit ist für die nächsten Jah¬
re in Aussicht genommen.

Unter der Leitung von Prof.
Walde ist das Innsbrucker Insti¬
tut bestrebt, profilierte in- und
ausländische Fachkollegen als
Gastdozenten für 1 Semester
zu gewinnen, um so die Vielfalt
der wissenschaftlichen Lehr¬
meinungen und die Ausgewo¬
genheit unseres Faches noch
besser zu gewährleisten. So
konnte im vergangenen Jahr
Herr Univ.-Doz. Knibbe
(Österr. Archäologisches Insti¬
tut, Wien) eine Vorlesung über
antike Epigraphik abhalten, zur
Zeit liest Prof. Nuber (Freiburg
i. Breisgau) über Terra Sigillata,
in den kommenden Semestern
werden Herr Dr. Dembski
(Kunsthistorisches Museum
Wien) über antike Münzkunde
und Herr Direktor Dr. Kell¬
ner (München, Prähistorische
Staatssammlung), als einer der
weitbesten Kenner dieser Mate¬
rie, über die römische Provinz
Rätien referieren. Diese Inter¬
nationalisierung unseres Lehr¬
angebotes wird allseits be¬
grüßt, zumal seit Einführung
der neuen Studienordnung
Auslandsemester für die Stu¬
dierenden immer schwieriger
zu realisieren sind.
Das Lehrangebot des Innsbruk-

ker Institutes wird jährlich
durch eine Exkursion vertieft
und bereichert. Zuletzt waren
die griechischen und römischen
Fundstätten in Südfrankreich
Ziel einer solchen Studienfahrt,
die nächste wird uns nach Etru-
rien führen. Für einen Archäo¬
logen ist die persönliche Kennt¬
nis der Denkmäler und Fund¬
stellen grundlegende Pflicht,
deren Verwirklichung nicht ge¬
nug gefordert und gefördert
werden kann. Aus Büchern läßt
sich in unserem Fach vieles,
aber bei weitem nicht alles ler¬
nen. Die Worte von L. Curtius
„Man sieht nur, was man weiß"
haben heute in unserer schnell-
lebigen und hochtechnisierten
Zeit genauso Gültigkeit wie vor
vielen Jahrzehnten.
Die Vielfältigkeit der For¬
schungstätigkeit des Innsbruk-
ker archäologischen Institutes
wird auch dokumentiert durch
die Arbeiten von Frau Univ.-

Doz. Dr. Brinna Otto, zuletzt
durch ihr umfangreiches, so¬
eben im Verlag Ph. Zabern er¬
schienenes Werk „Die verzierte
Keramik der Sesklo- und Dimi-
nikultur Thessaliens". In der
Lehre betreut Frau Doz. Otto
den Fachbereich Frühe Kultu¬
ren der Ägäis, Kreta, Troja und
Mykenä.

In den letzten Jahren ist das In¬
teresse an Archäologie in brei¬
ten Bevölkerungskreisen in¬
tensiv angewachsen, was sich
durch zahlreiche „Seniorenstu¬
denten" an unserem Institut
manifestiert, die in der leben¬
digen Studentengemeinschaft
voll integriert erscheinen.
In enger Zusammenarbeit mit
der „Archäologischen Gesell¬
schaft Innsbruck" unter ihrem
regen Präsidenten Herrn Dipl.-
Ing. J. B. Trentini ist das hiesige
archäologische Institut an der
Veranstaltung von Gastvor¬
trägen über aktuelle Themen
der archäologischen Forschung
maßgeblich beteiligt und stellt
also auch in diesem Bereich ei¬
nen lebendigen Faktor in der
kulturellen Öffentlichkeitsar¬
beit unserer Stadt dar.

Beispielhafte Pionierarbeit

Zur Stadtbaukunst und Stadterneuerung

(Gr) Die Ausstellung „Stadt¬
baukunst und Stadterneuerung
in Österreich", die am 7. Mai im
Kongreßhaus eröffnet wurde,
ist die überzeugende Doku¬
mentation eines überaus ver-

Gianna aus Italien „eroberte" den Bergisel

Das „Treibhaus" lud Gianna Nannini zu einem Konzert in das
Bergiselstadion. Gianna kam, und mit ihr 20.000 Fans, wobei sich
auch Bürgermeister Romuald Niescher und der Kulturreferent der
Stadt, Vizebürgermeister Ing. Krasovic, die Premiere des Bergisel-
stadions als „Konzertsaal" nicht entgehen ließen. Norbert Pleifer
vom Treibhaus plant nun weitere Veranstaltungen in der „Arena"
von Innsbruck. (Foto: Andreas Fischer)

dienstvollen Vorhabens zugun¬
sten des Erscheinungsbildes un¬
serer Städte. Schon 1961 hat
Prof. Dr. Hans Koepf als Vor¬
stand des Institutes für Bau¬
kunst und Bauaufnahmen der
Technischen Universität Wien
die dem Stadtbild drohenden
Gefahren erkannt und begon¬
nen, den wertvollen Altbestand
dokumentarisch zu sichern.
So begann er mit der „Stadtbau¬
aufnahme-Aktion Österreich",
in der nunmehr aus 107 Städ¬
ten Österreichs und Südtirols
über 160 Kilometer der Stra¬
ßen und Plätze genau vermes¬
sen, aufgezeichnet und nach
wichtigen Kriterien baulicher
Art dokumentiert sind, was
der Stadterhaltung wie der
Stadterneuerung in höchstem
Maße zugute kommt. Bei der
von der Technischen Fakultät
der Universität Innsbruck und
dem Ingenieur- und Architek¬
tenverein durchgeführten Aus¬
stellung im Kongreßhaus fand
Tirol besondere Berücksichti¬
gung.

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Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1985, Nr. 5