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Innsbrucker Stadtnachrichten 1990 Nr. 01 - Stadtnachrichten - offizi...
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I Ein Wappen für Allerheiligen

In der Reihe der Innsbrucker
Stadtteile gibt es einige wenige,
die bereits als ehemals selbständi¬
ge Gemeinden, also vor ihrer Ein¬
gemeindung ein Wappen geführt
haben. Dabei handelt es sich um
Wüten, Hötting und Mühlau. In
jüngster Zeit zeigte sich, daß auch
in den übrigen Stadtteilen das Be¬
dürfnis nach solchen Gemein¬
schaftssymbolen besteht, wobei
diesem Wunsche bis heute für
Amras, das Olympische Dorf

Von Stadtarchivdirektor
Sen. -Rat Univ.-Doz.
Dr. Franz-Heinz Hye

und die Reichenau Folge geleistet
werden konnte. Nunmehr war es
der ebenso junge wie rege und ak¬
tive Stadtteil Hötting-West/Aller-
heiligen, dem aus gegebenem
Anlaß das Fehlen eines Stadtteil-
Wappens bewußt ward.

Grundsätzlich muß dazu jedoch
festgestellt werden, daß es sich bei
einem solchen Wappen nicht um
ein verfassungsrechtlich veran¬
kertes „Gemeindewappen" han¬
delt, sondern um ein Gemein-
schaftssymbol, welches in
Zusammenwirken mit den Re¬
präsentanten der lokalen Vereine
etc. frei vereinbart und von diesen
beschlossen wird.

Es war nun gar nicht leicht, für
den Stadtteil Hötting-West/Aller-
heiligen ein Symbol zu finden,
mit dem sich die Bewohner aller
Viertel dieses stark unterglieder¬
ten Stadtteiles identifizieren kön¬
nen. Das naheliegendste Symbol,
nämlich jenes des Pfarr- und Kir¬
chenpatrons — sonst ein häufig
genutztes Motiv — schied bei „al¬
len Heiligen" verständlicherweise
aus. Für die Lohbachsiedlung
allein hätte man einen symboli¬
schen Schrägfluß oder für Krane¬
bitten einen Ast des Kranebitt-
strauches als Heraldicum heran¬
ziehen können, doch hätte eine
solche Symbolik jeweils nur die
Bewohner der Lohbachsiedlung
bzw. von Kranebitten, nicht aber
alle Bewohner dieses Stadtteiles
angesprochen.

Infolge dieses Sachverhaltes galt
es, ein Motiv zu finden, welches
die Bevölkerung des ganzen
Stadtteiles als „ihr" Zeichen an¬
nehmen würde: Das gemeinsame
Charakteristikum von Hötting-
West/Allerheiligen im Rahmen
der Stadt Innsbruck ist nun darin
zu erblicken, daß dieser Stadtteil
die Nordwest-Ecke der Stadt und
somit einen wesentlichen Grenz¬
bereich bildet. Bis zur Einge¬
meindung von Hötting im Jahre
1938 war diese Westgrenze die

Grenze zwischen den Gemeinden
Hötting und Zirl und zugleich bis
1949 durch viele Jahrhunderte
die Grenze zwischen den ehemali¬
gen Landgerichten Sonnenburg
und Hörtenberg. Kein Wunder
also, daß diese Grenzlinie schon
früh durch entsprechende Grenz¬
marken gekennzeichnet worden
ist. Eine derselben, ein gotischer
Grenzstein, der urkundlich be¬
reits seit 1476 nachgewiesen wer¬
den kann, hat sich wenige Meter
oberhalb der Bundesstraße, ca.
200 Meter östlich vom Meil-
brünnl erhalten.

Gestaltet wie ein gotischer Wohn¬
turm mit hohem schlankem
Walmdach, wobei die Westseite
des Brecciensteines mit einem
mächtigen eingemeißelten und
schwarz gefärbten Tatzenkreuz
geziert erscheint, stellt dieser
Stein den ältest-erhaltenen und
zugleich einzigen vom Stil der
Gotik geprägten Grenzstein unse¬
rer Stadt dar, ein Geschichts¬
denkmal also, welches einzig und
allein hier in Hötting-West/Aller-
heiligen angetroffen wird.

Dieses singuläre Denkmal dieses
Innsbrucker Stadtteiles an der
Nordwest-Grenze, kombiniert
mit den Innsbrucker Stadtfarben
rot-weiß, wurde nun vom Autor
dieses Berichtes als Motiv für ein

Das neue Stadtteil-Wappen von
Hötting- West/A Her heiligen, oben
in schwarz-weiß mit den entspre¬
chenden Farbsignaturen, unten in
Farbdarstellung. Foto: Franz-
Heinz Hye

Stadtteil-Wappen für Hötting-
West/Allerheiligen unterbreitet,
welchem Vorschlag die Obleute
bzw. Vertreter der Institutionen,
Vereine und Korporationen etc.
von Hötting-West/Allerheiligen
bei einer am 6. Dezember 1989
abgehaltenen gemeinsamen Sit¬
zung im Kolpinghaus einstimmig
ihre Zustimmung erteilt haben.
Im einzelnen lautet die Beschrei¬
bung des neuen Stadteil-Wappens
für Hötting-West/Allerheiligen
(Entwurf: F. H. Hye, graphische
Ausführung: Heraldiker Ernst
Mairhofer, Sautens), wir folgt:
„In rot-weiß gespaltenem Schild
erhebt sich auf niederem grünem
Einberg der oben beschriebene,
an seiner westlichen Breitseite mit
einem schwarzen Tatzenkreuz
geschmückte gotische Grenzstein!'

1890

VOR HUNDERT JAHREN

Der gotische Grenzstein mit dem Tatzenkreuz von 1476 an der Grenze
zwischen Hötting und Zirl. (Foto: Margarethe Hye-Weinhart)

18. Jänner: „Concurs-Ausschrei-
bung. Bei der Stadtgemeinde
Innsbruck ist die Stelle eines
Stadtarztes, welche zugleich die
Funktionen des Spitaldirektors
zu versehen hat, zu besetzen. Mit
dieser Stelle ist ein Jahresgehalt
von 2000 fl., sowie die Pensionie¬
rung nach dem für die städtischen
Beamten geltenden Normale ver¬
bunden. Der Bürgermeister: Dr.
Falk!'

24. Jänner „Der hiesige Gemein-
derath beschloß in der gestrigen
Sitzung, das Elektricitäts-Werk
von Ganz und Comp. dermalen
nicht zu erwerben, da der Wert
desselben bei seiner gegenwärti¬
gen Leistungsfähigkeit von nur
2000 Flammen die enorme Sum¬
me von 305.000 fl. erreicht und zu
diesem Preise jede Rentabilität
ausgeschlossen erscheint!'

7. Februar: Im Innsbrucker Ge¬
meinderat wurde beschlossen,
daß „bezüglich des Erweite¬
rungsbaues der Mädchenschule
in St. Nikolaus der bereits vor
Jahren abgeschlossene Grund¬
tausch mit Metzgermeister Ma¬
der gegen ein Aufgeld von 150 fl.
sofort in Kraft trete und mit
dem Zubau sofort begonnen
werde."

10. Februar: „Se. Eminenz Car¬
dinal Graf Schönborn, Fürst¬
erzbischof zu Prag, beehrte
gestern auf seiner Durchreise die
Tiroler Glasmalerei mit einem
längeren Besuche. Er war gefes¬
selt durch ein reiches Kunst-
materiale, das der führende
Director Dr. Jele dem hohen
Kirchenfürsten aufweisen

konnte."