/ 603 pages
Reise und Fremdenzeitung für Tirol und Vorarlberg (1899-1901)
Search


I. Jahrgang.

Verlag A. Asppe lstätter, Innsbruck«!vilten, TNiillerftrafze 2.

, Nr.

Abonnement: Inland: ganzjährig st. 4.—, Ausland: ganzjährig ft. 4.5<». Insertion die ßmal gespaltene f)etitzeile 5 Areuzer.
WM^ Alle den Fremdenverkehr betreffende» Nachrichten werden unentgeltlich aufgenommen, gute Artikel honorirt.

— Erscheint alle 14

Ein Gruh von Nnhen!

)as wort „Alpen" hat für jeden gebildeten Deutschen einen wunderbar lockenden Xlang,
einen"tiefen Zauber, der auf alle Stämme, den Norddeutschen von der Memel bis zur Enns,
den Rheinländer, den süddeutschen und den Gesterreicher gleichmäßig wirkt; die tiebe zu den Alpen
ist eines von den zarten Vändern, die alle 3>prachgenossen, auch die politisch getrennten, umschlingt
und einigt. Kein anderes unserer deutschen Gebirge, auch nicht die Nord- und Gstsee haben diese all¬
gemein bindende Rraft. Ganz besonders aber gilt dies von.dem Zentrum unserer deutschen Alpen, dem
schönen tand Tirol; die öchweiz theilen wir mit den Engländern und Amerikanern, ja wir fühlen uns
soqar ein wenia, stellenweise auch recht sehr, hinter diesen zurückgesetzt. Tirol aber gehört uns Deutschen fast allein!
Ein besonderes und einziges Juwel enthält Tirol, das uns die Schweiz nicht zu bieten vermag: Ein
deutsches Gebiet, das von der echten öonne des Südens beschienen wird, ein deutsch sprechen¬
des tand, wo Linien und Erpressen wachsen, die Mandel und die Feige reift und der wilde Cactus
wuchert, das üppige Gelände um !Neran und Vozen.

Tiber auch die ernstere Schönheit des nördlichen Tirol bleibt nicht dahinter zurück; dem Grtler
und den phantastischen, wild gezackten Dolomiten des Südens stehen die gewaltigen Eisfelder und Gletscher
der Getzthaler Alpen und der hohen Tauern ebenbürtig gegenüber, und die herrliche Thalebene von Inns¬
bruck wird an leuchtender Fracht von keiner anderen übertroffen.

Dazu kommt nun die besondere öismpathie, die wir Deutschen allzumal dem biederen Oolke der
Tiroler entgegen bringen, dem Volke Andreas Hofers, das so unvergeßliche Großthaten aus eigener Rraft
unternommen und ausgeführt hat.

wer in Tirol sich erst einmal durch Wanderschaft oder ruhiges Hinleben in einem „Vadl" etwas
gründlicher eingelebt hat, der pflegt ein freundliches Heimatsgefühl nicht mehr los zu werden; die einmal
da waren, kommen meist wieder, nicht wenige in jedem Jahre, das ihnen das Schicksal zur Lebensfreude
vergönnt.

Möge das begnadete tand in immer steigendem Maße Tausenden und Abertausenden Gesundheit
und ^»eelenerquickung bescheeren.

wernig'erode, im April »899. Hans l)off,na,1 ».