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Reise und Fremdenzeitung für Tirol und Vorarlberg (1902)
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Februar I.c>02.

und Fremdcil-Zcitung für ^.irol und Dorarlberg.

Ilr. 5. — Seite 9.

wie ab Vambergerhütte in je 2^, Stunden erreicht wird, einigermaßen
entlastet werden, da beide Hütten in Höhen uon 2600 und 2870 m
an dem genannten Wege zu liegen kommen. Eine recht betrübende Er¬
fahrung hat die oberwähnte Section, die schon im Jahre 1900 durch
einen Hütteneinbruch um ca, 200 Mark geschädigt worden, 1901 mit
ihrem offenen Proviantdepot machen müssen. Es wurden nämlich, laut
Bericht der Alpenvereins-Mittheilungen" Waren im Anschaffungswerte
von 15 152.20 nicht bezahlt. Da sich darunter 180 Portionen Thee,
30 Portionen Chocolade, 1800 Stück Zucker, 7 Büchsen Sardinen,
96 Glas Cognac, 27 Portionen Suppen, 21 Vouillonkcipseln, 8 Fleisch-
conserven, 12 Flaschen Wein befinden, sind die Entwendungen mehreren
Personen zur Last zu legen — ein Schluß auf die Qualität der Diebe
ist aber sehr erschwert.

Nnterkunftshäuser in Vorarlberg. Die Untertunftshäuser
der Alpenvereins-Section „Vorarlberg" verzeichneten im Jahre 1901
folgende Nesnchsziffern: „Freschenhaus" 340 (-^ 161), „Douglashütte"
1450 ^ ii4), Tilisunahütte" 59? <^ 86), „Madlenerhaus" 380
(^ 55) Besucher, im Vergleiche zum Jahre 1900 allenthalben ein
erfreulicher Fortschritt.

verschiedene Nachrichten.

Hundert Verschönerungsvereine in Deutsch-Tir«l und

Vorarlberg. Der Schriftführer des Innsbrucker Verschönerungs-
vereines hat sich der dankbaren Mühe unterzogen, alle tirolisch-vor¬
arlbergischen Verschönerungsuereine chronologisch zusammenzustellen.
Den ersten Verschönerungsverein im Lande gründete 1871 BregenZ,
welchem 1873 Imst, 1874 Bruneck und Kufstein und erst an fünfter
Stelle (1881) die Landeshauptstadt folgte. Im gleichen Jahre gründete
Kramsach einen „Cultur- und Verschönerungsuerein", und im folg¬
enden Jahre (1882) entstand der Schwazer Verschönerungsverein.
Es folgten dann in der Neugründung derartiger Vereine: 1883:
Niederndorf, Silz, Steinach, Willen. 1884: Bludenz, Vrixen Glurns,
Hall. Klausen und Meran. 1885: Igls, Inzing, Mühlau bei Inns¬
bruck, Sand b. Bruneck, Telfs, Welsberg und St. Ulrich in Gröden.
1886: Feldkirch, Nassereit, Toblach, Wörgl. 1887: Gosfensaß, Gufi-
daun, (1901 aufgelöst), Ienbach, St. Johann i. T., Kitzbühel, Lienz,
Mühlbach, Rantweil. 1888 : Bürs b. Bludenz, Fieberbrunn, Gaschurn.
Schruns, Zell a. I. 1889: Bizau, St. Leonhard i. P., Lermoos,
Mellau (Bregenz). 1890: Gries b. Bozen, Kastelruth (V. V. Seis—
Ratzes), Lana, Rattenberg, Sarnthein. 1891 : Absam, Häring, Landeck,
Reute, Schönberg, Thüringen i. Voralberg (V. V. „Blumenegg").
1892: Brirlegg und Kastelruth. 1893: Bezau (1900 aufgelöst),
Dornbirn, Hohenems, St. Lorenzen, Küssen, Innichen, Matrei. 1894:
St. Anton a. A., Cortina d'Ampezzo, Pians. 1895: Arzl b. Imst,
Klobenstein, Klösterle, Mieders, Sterzing. 1896: Baumtirchen, Walch-
see, und Stans b. Schwaz, 1897: Götzis, Mayrhofen, Welschnoven.
1898: Fulpmes, Scharnitz, Terlan, St. Ulrich a. Pillersee, Vahrn,
Waidring. 1899: Elbingenalp. 1900: Aldrans, Holzgau, Kaltem,
Ried, Tiers. 1901 : Talaas, Gries a. Brenner, Innersulden, Kirch¬
berg, Mals, Niederndorf b. Kufstein, Oberperfuß, Schoppernau und
Sistrans bei Innsbruck. — Was können wir aus dieser Statistik
entnehmen? In erster Linie, daß das Land Tirol sehr „schiech" sein
muß, würde ein Spaßvogel sagen, da es 100 Verschönerungs-
vereine braucht: im Ernst aber stellt dieselbe zwei wichtige
Thatsachen fest und zwar, einerseits die erfreuliche „Ansteckungskraft" !
von Neugründungen in weitem Umkreise, anderseits die allmählich ^
immer größere Kreise gewinnende Erkenntnis der enormen Wichtig¬
keit einer systematischen Förderung des Fremdenverkehrs in Tirol
und Vorarlberg. So anerkennenswert, ja sagen wir lieber, staunens¬
wert die Thätigkeit des allgemeinen Fremdenuerkehrsverbandes in
Tirol-Vorarlberg ist, fo kann derselbe unmöglich den ungeheueren
Anforderungen und Aufgaben, welche das ganze Land an ihn
stellt, immer in ausgiebiger Weise entsprechen. Man mag nun über
den Zweck und die Aufgaben eines Verschönerungsvereines denken, !
wie man will: mittelbar und unmittelbar „verschönern" sie halt !
doch ini Interesse des Fremdenverkehrs. Was nützen aber dem Lande !
wie den einzelnen Fremdenorten die getrennten Bestrebungen >
jedes einzelnen Vereines, wenn jeder seine Wege geht, statt ge- i
meinsam dem gemeinsamen Zwecke zu dienen? Man erwäge dagegen,
welche Kraft in 100 gleichstrebenden Vereinen liegt, wenn sie alle
gut organisiert als ein geschlossener Apparat wie ein Netz über das
Land ausgespannt funktionieren. Der erste Schritt zu einer solchen
Organisation müßte ohne Zweifel darin bestehen, daß alle oder doch
die bedeutenderen Verschönerungsvereine des Landes zunächst dem
Landesverbände für Fremdenverkehr als Mitglied beitreten und dann,

daß sie ein gemeinsames Preßorgan und Sprachrohr besitzen, bezw.
bestimmen würden, wozu sich ohne weiters die bereits im 4. Jahr¬
gang stehende „3teise. und Fremdenzeitung für Tirol und Vorarl¬
berg", das autorisierte Organ des Landesverbandes, vorzüglich eignen
würde, zumal sich die Redaction auf eine diesbezügliche Anfrage des
Innsbrucker Verschönerungsvereines in zuvorkommendster Weise und
unter sehr günstigen Bedingungen bereit erklärt hat, seine Zeitung
in den Dienst der Verschönerungsvereine zu stellen. Die weittrag¬
ende Bedeutung eines solchen Entschlusses ist in die Augen springend:
Hunderte von Anregungen, Belehrungen und Rathschlägen könnten
auf diese Weise gegeben, Uebelstände und Schädlinge des Fremden»
Verkehrs durch die Presse erfolgreich bekämpft werden, Klagen auf
die einfachste Weise Beachtung "finden: zum Vortheile Einzelner wie
der Gesammtheit könnte man so den falschen oder übertriebenen Be¬
richten über Gefahren der Sicherheit und Gesundheit, welche manch¬
mal einen unglaublichen Schaden anrichten — ich erinnere bloß an die
ärgerliche „Blatternaffaire" in der letzten Saison, oder an die Auf¬
bauschung einer im Innsbrucker Stadttheater geplanten Studenten¬
demonstration gegen die englische Schauspielerin Miß Halton in den
englischen Tagesblättern u. f. w. — wirkungsvoll durch sachgemäße,
behördlich bestätigte Darstellung der Thatsachen begegnen und Tausend
andere Dinge. Alles andere würde dann Hand in Hand gehen und
sich von selbst ergeben. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, daß
die vom Innsbrucker Verschönerungsverein ausgehende Anregung
sich verwirkliche, zum Nutzen und Wohl der Fremdenorte und des
ganzen Landes, welches heute auf den Fremdenverkehr absolut
angewiesen ist.

Tirolifches aus Amerika. „Der Winteraufenthalt in den
Tiroler Alpen" betitelt sich ein reizender, reich illustrierter Artikel in
der Ianuarnummer des „Ledger Monthly", worin der Verfasser und
zugleich der Besitzer der Zeitschrift, Herr John Clderkin besonders
Innsbruck als Winterstation empfiehlt und auf die unvergleichlichen
so lohnenden Winterpartien im Gebirge aufmerksam macht, wobei
die Tour: Fernstein, Nassereit, Lermoos, die bairischeu Schlösser?c.
Mittenwald, Seefeld in Wort und Bild hervorgehoben wird. Die
wichtigsten Illustrationen stellen „Innsbruck von der Sillschlucht"
dar, dann Lermoos, Fernstein, Mittenwald, Blindsee an dem Fern¬
paß u. s. w.

^ Litteratur.

Alpine ltta^estäten und ihr Gefolge. Vie Gebirgswelt der Erde in Vildern.

Zweiter Jahrgang. >Z02. — Monatlich ein Left im Format von 45 : ,10 ein
mit mindestens 10 feinsten Ansichten aus der Gebiraswelt auf Uunftdruckpapier. —
preis des bestes 1 Mark, — tieft > (24 Folioseiten). Verlag der vereinigten Kunst,
anftalten A>G,, München, Kaulbachstraße ,',<»,

Als ein «kreignis von besonderer Erfreulichkeit müssen wir es begrüßen, das; die
verlagshandlung des genannten Werkes: die vereinigten Kunstanftalten in München,
infolge des dauernden befriedigenden Interesses auf seite des publicums, nun dazu
geschritten ist, ihr großes Programm weiter zu führen und den zweiten Jahrgang
der „Alpinen Majestäten" in der gleichen prachtvollen Ausstattung wie den vorjäh»
rigen zu beginnen. Die Freunde erhabener Natur, und die der Alpenwelt im be¬
sonderen, werden gleich uns mit Ungeduld auf das Erscheinen des ersten Heftes, das
uns jetzt mit seinem großen Reichthum an alpinen landschaftsbildern vorliegt, ge¬
wartet haben, denn man hat sich an die allmonatlichen Ausflüge ins Alpenland,
wenigstens im Vilde, so gewöhnt, daß man sie schlechterdings nicht mehr entbehren kann.

Zur Illustrierung des Gesagten hat man nur nöthig, in dem uns vorliegenden
ersten Hefte des neuen Jahrganges zu blättern. Da finde» wir die Riesenthürme
des wilden Mannte <Allgäu) und der Frau Hitt (Innsbrucker Ilalkgebirge), die
Aiguille de la Ja (walliser Alpen), die Eiswelt des Veck eis (Ztubaier Alpen),
den Mont-Pelvour, die glitzernde Gipfelpracht des Grand Tombin (Wallis« Alpen),
die herrliche Pyramide des Grioola paradisoGrnppe in Vberitalien) und das ge>
waltige Thalbild von Innsbruck, sowie die malerische» kärntnerischen Vrte Tarvis
und pontafel. Der Reichthum des Heftes ist überwältigend ; Form und Inhalt des
neuen Jahrganges sollen denen des ersten analog werden, dh.delGesammtrahmen
bildlicher Schilderung des Hochgebirges, den der erste Iahresband bietet, soll mit
dem beginnenden neuen noch mehr ausgefüllt werden, als das die 280 Vilder des
Jahres iy<»! allein konnten. Auf diesem Wege soll eine große alpine Vildersamm»
lung geschaffen werden, die nach und nach auf Vollständigkeit Anspruch erheben wird,
soweit das diesem stoffe gegenüber möglich sein kann. Jedes der jährlich erschei
nenden zwölf Hefte wird mindestens 20 Vilder aus der Gebirgswelt enthalten: ein
Hauptgewicht wird aber darauf gelegt, daß ein jeder Jahrgang und so auch der jetzt
beginnende zweite, ein vollständig für sich abgeschlossenes Ganzes bildet. Di« viel»
bewunderte technische Ausführung steht auf bekannter Höhe. Wie seither, wird das
ganze im Jahrgänge zur Veröffentlichung gelangte Vildermaterial durch einen dem
zwölften Hefte beigegebenen Teit treffend charakterisiert und systematisch zusammen»
gestellt werden.

Der ladenpreis des Heftes beträgt > Mark, eine Normierung, die allgemein
als im umgekehrten Verhältnis zum Werte des Gebotenen stehend anerkannt worden
ist. Die Zubscribrenten verpflichten sich durch Vestellung zunächst nur zur Abnahme
der zwölf Hefte des beginnenden zweiten Jahrganges,

Note! Ulbing in Vslilei!. 60

^ eonliwei In. F. Mller

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