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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 04 (1878)
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das Werk schon in Einbusse und 1774 wurde es aufgelassen
z. Z. ist der Eingang, etwa 3 /4 Stunden von dem am südl. Puss
des Kaisergebirges gelegenen Dorf Ellmau (2 Stunden von der
Station St. Johann i. T. der Gisela-Bahn) verschüttet, doch sind
noch Spuren der einstigen zum Bergbau erstellten Wasserleitung
. sichtbar.

In Hinter-Itìss wurde am 23- März einer der seltensten
und schönsten Alpenbewohner erlegt, ein prächtiger alter männ¬
licher Goldadler (Aquila chrysaetos), nicht zu verwechseln mit
dem viel häufiger vorkommenden Steinadler (Aquila fulva). Die
Plugweite des Thieres beträgt 7 W. F., das Gefieder zeichnet sich
durch lebhafte rostbraune Färbung über Kopf und Brust aus,
die übrigen Theile haben graubraune Grundfarbe mit dunkeln
Bändern, in der Wurzel der Flügel mit weissen Flecken; das
Licht ist braun. Ein schöneres Bild der Kraft und Gewandtheit
wird sich kaum finden lassen, als gerade der Goldadler es gibt,
der an Zierlichkeit des Wuchses seinen Vetter, den Steinadler
weit übertrifft. Das seltene Thier dürfte selbst im Innsbrucker
Museum nicht vertreten sein, und ist es daher erfreulich, dass es
gut gestopft einer Sammlung erhalten bleiben soll, denn nur an
eine solche will der Besitzer es verkaufen. T. B.

.Lawinenstatistik. Auf Anregen des eidgenössischen
Porstinspectors Herrn Coaz in Bern hat das eidgenössische De¬
partement des Innern die Erhebung einer Lawinen Statistik be¬
schlossen und in diesem Sinne ein Kreisschreiben an die betreffen¬
den Kantonsregierungen erlassen. In einem an die Schweizerische
Handelszeitung gerichteten Schreiben gibt Herr Coaz noch einige
Details aus seiner früheren Praxis in Graubünden; danach zählt man
im Porstkreis Unter-Engadin allein 526 Lawinenstriche, jene unge¬
rechnet, welche schadlos auf die Gletscher niederstürzen. — Der Scha¬
den der Lawinen in den Alpen, äussert Herr Coaz, besteht im wesent¬
lichen darin, dass der Easen aufgerissen wird, und dass da, wo der
Lawinenschnee liegen bleibt die Weide mit Holz, Gesträuch, Steinen
etc. mehr oder weniger überdeckt wird, ja hie und da so sehr,
dass man glauben möchte, eine Eüfe wäre über dieselbe hinweg¬
gegangen. Am meisten leiden die Waldungen von den Lawinen,
indem ganze Strecken zusammengebrochen werden; die Hochge-
birgswaldungen in Graubünden sind von zahlreichen Verticalstreifen
durchbrochen. Das ist das Werk der Lawinen und jährlich ent¬
stehen neue. Es finden sich aber auch ganze Bergseiten auf diese
Weise entwaldet, die sich solange nicht mehr neu mit Wald be¬
kleiden werden, als die Lawine zieht. Tausende von Hectaren
gehen hiedurch dem Waldareal verloren (der Aelpler gewinnt mit
dieser schlechten Weide nicht viel), und die Waldwirthaft wird