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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 09 (1883)
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jecte wurden an das k. k. naturhistorische Museum in Wien eingesendet. Der
Vortragende behält sich vor, s. Z. einen ausführlichen Bericht über die
Nussdorfer Höhlenfunde zu erstatten.

Wer an. Monats-Versammlung am 16. Mai. Der Vorstand, Herr
Dr. Mazegger, berichtet über die fünfte Vertheilung von Hilfsgeldern an
arme verunglückte Private und überschwemmt gewesene Gemeinden des
Bezirkes; es wurden 887 kleinere Beträge nach Schnals, ISTaturns, Taufers
im Vintschgau, Sulden, Tschengels, Matsch, Glurns, Purgstall, Gargazon
und Ulten verabfolgt. Im ganzen wurden bisher von der Section fl. 3467.—
an Hilfsgeldern vertheilt.

"Weiter berichtet der Vorstand über die am 3. Mai in Bozen unter
dem Vorsitze des Obmanns, Herrn Albert "Wachtler, stattgehabten Dele-
girten-Versammlung, zu welcher fast alle Vorstände der Südtiroler
Sectionen sich eingefunden hatten.

Zum Schluss hielt Herr F. L. Ho ff mann seinen angekündigten
Vortrag: »Eine Woche an der Adria.«

Salzburg. Das winterliche Vereinsleben gestaltete sich dieses
Jahr besonders rege. Professor Fugger gab in vier aufeinanderfolgen¬
den Monats-Versammlungen eine geologische Geschichte des Landes Salz¬
burg, und die mit reichem Anschauungsmaterial ausgestatteten Vorträge
lockten ein stets wachsendes Publikum herbei, so zwar, dass schliesslich,
um dem allgemeinen Wunsche nach noch eingehenderer Belehrung zu ge¬
nügen, ein mehrmonatlicher geologischer Cursus veranstaltet wurde, an
welchem sich eine grössere Anzahl Mitglieder betheiligte. Herr Gierth
sprach am 5. Januar über Salzburgische Orts- und Flurnamen.

In der Monats-Versammlung vom 6. Juni wurde der Section die
Freude zu Theil, einen Vortrag von Dr. Anton v. Euthner zu hören.
Ist die Wiederkehr dieses Bahnbrechers des Alpinismus in Oesterreich in
die Eeihen der Mitglieder des D. u. Ö. Alpenvereins an und für sich ein
freudiges Ereigniss, so konnte das Thema »die Bergsteigerei einst und
jetzt« nicht interessanter gewählt sein. In gewohnter eleganter Form be¬
sprach Dr. v. Euthner den Unterschied zwischen den Zuständen bezüg¬
lich Unterkünfte, Wege, Führer und Karten von heute und vor 20 bis
30 Jahren. In launiger Weise erzählte er zahlreiche Abenteuer mit
schlechten Führern, deren Unkenntniss und Widerspenstigkeit, die Unzu¬
länglichkeit der Karten, die Strapazen der schlechten und entlegenen Un¬
terkünfte, welche ihn fast bei jeder neuen und grossen Tour verfolgten.
Wie längst verklungene Sagen erschollen die Geschichten von Nicodem
und Leander Klotz und Pellegrino Pellegrini; — sie führten in
Zustände zurück, die, wenn auch nur wenige Decennien hinter uns, in der
Gegenwart kein Abbild mehr finden. Und doch muss es eine schöne Zeit
gewesen sein, als die Zahl unerstiegener Spitzen ersten Eanges noch kaum
zu zählen war. als es noch so zu sagen unentdeckte Gebiete genug
in den Alpen gab, wo neben dem Euhm des Gipfelstürmers auch
der des Entdeckers zu holen war. Ist mit den geschaffenen Erleich-