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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 10 (1884)
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vollends hinab zur Thalsohle, durchwateten, einmal schon nass, den stark
angeschwollenen Vomper Bach und erreichten 3 TJ. Nachmittag wiederum
die Au. Gegen Abend zogen wir wieder hinaus durch das Vomperloch,
dessen Wildheit und Ungangbarkeit nun, Dank der rastlosen Thätigkeit
der Section Innsbruck gebrochen, nach Vomperbach und Schwaz.

München. Heinrich Schwaiger.

Dachstein-Gruppe.

Niedere JDaelisteinscliarte. Am 4. September 1884 stiegen
wir von der Simony-Hütte in 1 St. 45 Min. bei etwas Sturm auf den
Dachstein. Hierauf erfolgte ,der Abstieg bis zur Kandkluft des Gosauer
Eisfelds, von welcher aus wir das Firnfeld in nordöstlicher Eichtung durch¬
querten, auf die von einer Scharte im Nordkamm des Niederen Dachsteins
herabziehende Wand zu. lieber eine sehr steile Schneehalde (einige Stufen
an vereisten Stellen) und eine Kandkluft ging es zu einem Kamin, dessen
unterer senkrechter Theil rechts über schwierige Wände umgangen wurde.
Sodann theils im Kamin, theils an der linken Wand, später über scharfe
Eiffe emporkletternd stiegen wir durch eine Klamm (Steinfalle) und über
Platten und Schnee zur Scharte. Der Abstieg über die Ostwand erfolgte
zuerst direct abwärts über Geröllbänder und Felsbänke. Dann wurde rechts
abwärts traversirt (Abseilung über eine Platte) zu einem Felskopf und im
Sprung über die Eandkluft auf den Hallstätter Firn gesetzt. Die Scharte
ist von der Simony-Hütte aus gesehen die dritte südlich vom Hochkreuz.

Wien. Dr. . Gtiido Lammer. Aug. Lorria.

Nördliches Dirndl ca. 2780 m (erste Ersteigung). Am
12. September 1884 stieg ich ohne Führer und allein bei tiefem Neu¬
schnee, Nebel und Wind von der Simony-Hütte über das Karls-Eisfeld
gegen das Nördliche Dirndl zu. In die Schneegrube vor dessen Nord¬
wand absteigend, erreichte ich nach mühsamer Passirung der Eandkluft
und schwach verschneiter Eisstreifen die mittlere Terrasse in der Nord¬
wand. Von da stieg ich durch einen Schneekamin zur oberen Terrasse
und über Schichtenbänke zu einer breiten Galerie (Deponirung des Berg¬
stocks). Auf derselben um die Nordostkante herum zur Ostwand und in
der Mitte derselben durch eine schmale, steile Felsrinne und über Platten
erreichte ich das nächste Schichtenband, über welches ich nach Wegbrech¬
ung der Eiszapfen wieder zur Nordostkante unter vorhängenden Wänden
zurück kriechen musste. Noch vor der Nordostkante kletterte ich durch
einen schwierigen Steilkamin empor und erreichte zuletzt direct über den
Nordostgrat den Gipfel, auf dem ich einen weithin sichtbaren Steinmann
erbaute. Der Abstieg erfolgte auf dem gleichen Weg bis zur mittleren
Terrasse, von wo ich oberhalb einer Eisrinne zur Nordwestflanke des süd¬
lichen Dirndls traversirte und dadurch bequemer als im Aufstieg die
Eandkluft im Bogen umging. .

Wien. Dr. Guido Lammer.